Beiträge von Doris im Thema „Gibt es eine gesunde Ignoranz?“

    Ignoranz?


    Möchtest Du ignoriert werden? Willst Du, dass man Deine Probleme, Dein Leid ignoriert?

    Macht es die Welt besser, wenn wir das Problem Umweltzerstörung ignorieren?

    Hilft es den Menschen im Jemen, dass wir ihr Leid ignorieren und gemütlich Weihnachten feiern?

    Ist es gut, wenn die überarbeitete Ärztin einen Notruf ignoriert?

    Sollen wir sich anbahnende weltpolitische Kriesen ignorieren?

    Bringt es was, Schmerzen zu ignorieren?

    Macht es die Familie glücklich, wenn die Sorgen der Kinder ignoriert werden, weil die Eltern gerade Ärger in der Arbeit haben?

    Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.


    Das Leid des Weltkrieges blieb mir nicht erspart, denn ich musste es über die Geschichte meiner Eltern mittragen.

    Es gibt eigentlich nichts, das ich nicht auch mittragen muss. Selbst wenn ich das nicht direkt spüre.

    Um nicht zu spüren, was in der Welt um uns herum los ist, müssen wir verdummen, um uns selbst kreisen, erkalten, in einer Art Parallelwelt leben.

    Alles auszublenden erscheint mir sehr mühsam. Es gibt so Leute, ich kenne sie. Entweder sie sind irgendwie verhuscht und lebensuntüchtig oder sie sind geradezu soziopathisch. Jedenfalls sehr anstrengend. Die Umwelt muss ihre Traumwelt bezahlen.


    Man könnte meinen, dass an der Unzulänglichkeit der Menschen und der Welt zu zerbrechen. Aber eigentlich zerbricht man an der Egozentrik, also weil man alles auf sich bezieht. Da ist ein Bild wie die Welt zu sein hat, und das deckt sich nicht mit der Realität. Daran könnte man verzweifeln.

    Ich denke, das liegt aber daran, dass man ausblendet. Dass man die täglichen Schönheiten ausblendet, die Liebe, die Menschen täglich einander entgegenbringen, still, leise, unaufdringlich und selbstverständlich. Wir neigen dazu eine Vorstellung von Liebe zu haben, die sensationell und erschütternd ist, gigantisch, atemberaubend. Dabei ist es eigentlich nur die Tür, die einem aufgehalten wird, das Guten-Tag des unbekannten Nachbarn, das Rezept des Arztes, der Wagen der Müllabfuhr, die unseren Müll wegbringt … Das ist das Netz der Liebe, das uns täglich umgibt. Wir sind soziale Wesen und können nicht anders als uns umeinander zu kümmern, auch wenn wir uns damit unseren Lebensunterhalt verdienen. Nicht der ärgste Kapitalismus kann dieses Band zwischen uns zerstören (er beruht sogar darauf, wenngleich er die Illusion des Egos propagiert und darauf hineinfällt).


    Das Gegenmittel zur Verzweiflung ist die Liebe. Den Blick öffnen für das tägliche Geschenk des Lebens. Dankbarkeit üben für alles, sogar für die Luft zum Atmen, sogar für die unangenehmen Erfahrungen, die einem zum Lehrer werden können.

    Geben statt Nehmen. Also nicht erwarten, dass die Welt so sein soll wie ich es mir wünsche und wie sie mir genehm ist, sondern aktiv meine kleine Welt mit dem beschenken, von dem ich mir wünsche, dass sie mich beschenkt.

    Wie man geistig das bewerkstelligt, dafür hat Spock oben einen Text reingestellt.

    Ich finde, die meisten Texte, auch die Post-Buddha-Texte, die ich kenne, zielen darauf ab.




    P.S. Das ich wieder die Großschreibung verwende, ist keine Marotte, sondern ein Zeichen dafür, dass ich nicht mehr mit den Tastenanschlägen sparen muss.