Beiträge von Tai im Thema „Ist das Zazen meditation oder mache ich etwas falsches?“

    Buddhismus ist keine Therapie um Krankheiten zu heilen.

    Wieso nicht? Wenn's jemanden mit seinen psychischen Erkrankungen hilft ist das doch begrüßenswert.

    Es gibt tatsächlich Menschen, die sagen: "Nachdem ich mehrmals in meinem Leben halbwegs erfolglos die ein oder andere Form von Verhaltenstheraphie gemacht habe, hat letztlich meine buddhistische Praxis mir wirklich geholfen." Ich habe es aber auch erlebt, wie Leute mit psychischer Vorerkrankung, deren Zustand in den Wochen vorher noch halbwegs stabil war, unter der Beslastung eines Sesshins psychotische Schübe erlitten. Das war dann für alle Beteiligten recht belastend und besonders gut aufgefangen werden konnte es auch nicht.


    Zazen fordert eine schonungslose Offenheit - da kann, besonders bei Anfängern, schon einiges hochkommen. Budhistische Praxis bietet i.d.R. aber keinen therapeutischen Rahmen und die Rolle des Zenmeisters ist auch nicht die eines Therapeuten. I.d.R. wird sein/ihr Vorgehen darin bestehen, dir den Boden unter den Füßen wegzuziehen und dich auf dich selbst zurück zu stoßen. Für starke, entschlossene Menschen mag das genau der richtige Weg sein; Menschen mit psychischer Erkrankung (und auch andere) können damit aber schnell auch überfordert werden.

    ich bin mir ziemlich sicher das das was du als Satori bezeichnest meditation meint.

    Begriffe sind selbstverständlich immer polyvalent. Gerade der Begriff 'Meditaion' umfasst - je nach Kontext - ein sehr breites Bedeutungsspektrum. 'Satori' ist da schon etwas zenspezifischer. Hier mal ein Wiki-Zitat dazu:


    Zitat

    Satori ist die Erkenntnis vom universellen Wesen des Daseins, das auch als Urgrund oder Buddha-Natur bezeichnet wird. Es ist das Hauptmotiv des Zen-Buddhismus und kann nur durch persönliche Erfahrung verstanden werden. Auch wenn Satori der heute vorherrschenden Lehrmeinung zufolge blitzartig und unerwartet auftritt, geht dem Satoriereignis im Allgemeinen eine jahrelange Vorbereitungspraxis, zumeist durch Zazen, voraus. Einigen Lehrmeinungen zufolge wird Satori auch mit Zazen gleichgesetzt ...



    Entspricht diese letzte Äußerung deinem Verständnis?


    Zitat

    ... Im Zen wird Satori konzeptionell als ein Bewusstsein erklärt, das nicht durch Eingriffe des unterscheidenden Intellekts beschränkt oder in seiner Sichtweite begrenzt wird.


    Quelle beider Textstellen: Wikipedia; Satori – Wikipedia



    Diese Aussage im Wikitext entspricht der Bedeutung, auf die ich mich bei der Verwendung des Wortes 'Satori' in meinem obigen Text beziehe. Zitat:


    Zitat

    ... denn schon der kleinste Gedanke ist wunderbar geeignet, das Satori mit einem Wimpernzucken komplett wieder wegzuwischen.


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    Tai

    Gibt es denn noch andere Objekte auf die man sich konzentrieren darf? Warum muss es unbedingt der Atem sein?

    Klar, aber schon das Wort "konzentrieren" deutet auf eine geistige Haltung hin, die eine gewisse mentale Unruhe und Unausgeglichenheit nach sich ziehen dürfte; beim Atem tritt das nur besonders deutlich zutage. Persönlich richte ich mich beim Zazen und idealer Weise auch im Alltag auf meine Koanfrage aus (Was ist dies? im Sinne von: Was ist dasjenige, das all dies wahrnimmt?). Tauchen dann Antworten, Assoziationen oder andere Gedanken auf, bin ich schon nicht mehr bei der Frage, mit anderen Worten: Ich verliere dann das Koan. Gelingt es aber, die Frage als Frage wach und innerlich offen aufrecht zu erhalten, entsteht etwas, das ich hier mal sehr unzureichend als geradezu überwältigendes Gewahrsein bezeichnen möchte. Da bedarf es dann all deiner Entschlossenheit und all deines Mutes, dies zuzulassen, denn schon der kleinste Gedanke ist wunderbar geeignet, das Satori mit einem Wimpernzucken komplett wieder wegzuwischen.


    Meiner Auffassung nach ist es dieses Weilen in hellwacher, gegenstandsloser Soheit, die u.a. auch als 'Gedankenleere' bezeichnet wird. Verstehst du diesen Zustand als Zustand, als Soheit oder als Gedankenleere, so ist genau das aber schon wieder ein Gedanke bzw. die Verbalisierung einer gedanklichen Vorstellung.


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    Tai