Beiträge von Myoho im Thema „Über die Entstehung der Aragyo-Praxis der Nichiren-Shu“

    Hallo Benkei,


    vielen Dank für deinen Kommentar und immer wieder schön von dir zu lesen.

    Hast Du es schon gelesen und kannst etwas mehr dazu sagen?

    Ja ich habe es gelesen, aber ich möchte es mir als Nicht-Akademiker nicht anmaßen hier eine qualifizierte Zusammenfassung zu geben. Deshalb poste ich soweit es möglich ist lieber immer die Original-Texte und Quellen und so kann jeder selber nachlesen und prüfen :erleichtert:.


    Die Aragyo-Praxis scheint ja, wie beispielsweise auch das Kaihōgyō der Tendai Shû, eher eine Praxis für die Profis, also die Geistlichen zu sein...

    Meine Frage als Weg-übender Laie ist in diesem Zusammenhang folglich häufig:

    Wie kann ich das in meinen buddhistischen Alltag anwenden/integrieren?


    Klar, es gibt hierzulande Menschen, welche die Auffassung vertreten, dass wir hier im Westen bei all unserer Freizeit und Freiheit, mit unserer wissenschaftlichen Bildung, auch alle Lehren und Praktiken anwenden können, die der Dharma insgesamt zu bieten hat; dafür müsse man kein japanisches Priester-Seminar absolvieren.

    Ich muss gestehen, zu dieser Sorte Mensch gehöre ich nicht.


    Ich gebe dir insofern recht, dass jemand als Mönch/Priester in der Regel mehr Zeit und Möglichkeiten für Praxis und Studium hat als jemand mit einem 8-10 Stunden Job und einer Familie mit Kindern die Zuhause wartet. In dem verlinkten Text wirst du jedoch erfahren, dass der Vater der Verfasserin selbst ein Nichiren-Shu Priester ist und die Aragyo-Praxis neben seinen familiären Verpflichtungen fünf mal absolviert hat. Und aus dem Text wird auch ersichtlich, dass es wohl nicht immer Vorraussetzung war, ein ordinierter Priester (Profi) zu sein um diese hundert Tage andauernde Askese machen zu können. Und heute macht ja nicht jeder Nichiren-Shu Priester auch die Aragyo-Praxis.


    Meine ganz persönliche Auffassung dazu ist folgende:


    Praktiken wie das Aragyo oder Kaihogyo sind aus dem Bedürfnis und der Entschlossenheit heraus entstanden eine Art inneren Durchbruch oder Transformation, oder wie auch immer man das Kind beim Namen nennen möchte, herbeizuführen. Dabei haben sich im Laufe der Zeit durch die Weitergabe der gemachten Erfahrungen und angewandten Methoden eine Art von Tradition mit festen Ritualen und Abläufen herausgebildet. Einige dieser Traditionen wurden dann aufgrund der zeitlichen Dauer (Kaihogyo) nur noch von Mönchen absolviert und andere waren irgendwann nur noch exklusiv der Priesterschaft vorbehalten.


    Ich denke es kommt gerade im Nichiren-Buddhismus auf die innere Haltung/Entschlossenheit/Ausrichtung an. Möchte ich wirklich die Bedeutung von "Myoho Renge Kyo" erfassen? Möchte ich wirklich den Geist von Tientai, Saicho und Nichiren versuchen zu erfassen? Was bin ich bereit dafür zu geben und wie weit bin ich bereit dafür zu gehen? Mit welcher Einstellung möchte ich meinen letzten Atemzug in diesem Leben machen?


    Es wird von allen Nichiren-Schulen immer wieder darauf hingewiesen, dass das Gongyo und das Daimoku keine Formalität sein darf, sondern wir die Praxis mit unserem ganzen Sein ausüben sollen. Auch das Lotus-Sutra und die Gosho sollen mit dem ganzen Herzen gelesen werden. Innerhalb der SGI wird die Gosho 29 - Das Erbe des letztendlichen Gesetzes von Leben und Tod als sehr bedeutsam angesehen, da der Daishonin hier sagt: "Für jemanden, der seinen ganzen Glauben aufbietet und Nam-Myoho-Renge-Kyo mit der tiefen Einsicht rezitiert, dass jetzt der letzte Augenblick des eigenen Lebens ist...." und damit die ideale innere Haltung unserer täglichen Praxis aufzeigt.


    Sind nur Priester/Mönche die Kaihogyo oder Aragyo absolviert haben die wirklichen Profis und die Laien nur die frommen Lämmer am Rande des Weges? Ich denke nicht und es würde auch komplett der Botschaft des Lotos-Sutra und den Lehren des Daishonin widersprechen.


    Es gibt viele Beispiele von Laien, die trotz Arbeit und Famile es geschafft haben sehr viel zu praktizieren. So habe ich von einer Frau in Japan erfahren, die, aus der Motivation für ihr krankes Kind heraus, es über ein Jahr lang geschafft hat täglich 10 Stunden Daimoku zu praktizieren und das neben ihrem Beruf, Haushalt und ihrem kranken Kind. Eine schier unvorstellbare Leistung!


    Ich glaube wie gesagt, es ist vor allem die innere Haltung die es uns erlaubt auf dem Weg voran zu schreiten und selbst wenn ich aus familieren Pflichten (nur als Beispiel, ich selbst habe keine Familie :grinsen:) heraus nicht in der Lage sein kann etwas wie Kaihogyo oder Aragyo zu praktizieren, so kann ich mir das Durchhaltevermögen und die Entschlossenheit solcher Ausübenden als Vorbild nehmen und versuchen in meinem Alltag immer wieder aufs Neue zu versuchen ernsthafter und mehr zu studieren und zu praktizieren. Auch kann ich für mich kleine Retreats machen und die Praxis damit vertiefen. Und sollte ich das Bedürfnis haben mehr Zeit für Praxis und Studium aufbringen zu können (wie es momentan bei mir der Fall ist ^^) ist es an mir mich zu fragen was ich in meinem Leben ändern kann und muss um dies zu erreichen.


    Ich hoffe das ganze klingt nicht zu abstrakt und abgehoben :?


    Viele Grüße

    _()_

    Myoho

    Hallo zusammen,


    anbei ein Link zu einer sehr interessanten Arbeit über die Entstehung und Entwicklung der in der Nichiren-Shu bekannten Aragyo-Praxis. Die Arbeit enthält auch einige sehr interessante Ansätze und Thesen über die Verbindung und Interaktion zwischen Tendai-Shu, Mikkyo und dem Gedankengut von Nichiren Daishonin.


    Leider konnte ich das PDF aufgrund der Größe nicht direkt hier hochladen, daher nur die Quellenangabe und Download-Link :)


    Igarashi, Kyomi J., "The Development of Kaji Kito in Nichiren Shu Buddhism" (2012). Honors Thesis Collection. 13.

    "The Development of Kaji Kito in Nichiren Shu Buddhism" by Kyomi J. Igarashi


    Viele Grüße

    _()_

    Myoho