Beiträge von Aravind im Thema „Indoktrination im Vipassana“

    Lieber Arthur,

    Ich hatte vor einiger Zeit mal erwogen, an einem Vipassana-Kurs teilzunehmen (habe bis jetzt nur Praxiserfahrung im Zen). Als ich mir die Regeln für solche Kurse dann aber genauer durchgelesen habe, hielt ich das für keine so gut Idee mehr

    mir scheint, das Angebot hat Dich recht geschockt! ;) Aus Vipassana-Sicht ist das schon mal gut!


    Ein paar Bemerkungen aus meiner eigenen Praxis und den Retreats (ich habe Vipassana-Praxis, aber nicht mit Goenka oder Khin).

    und die Kommunikation mit anderen Kursteilnehmern untersagt ist.

    Das halte ich bei einem Schweigeretreat für unvermeidlich. ;) Oder war Dir nicht klar, dass der Retreat im Schweigen statt findet?

    Besonders fragwürdig finde ich, dass sämtliche persönliche Gegenstände abgegeben werden müssen

    Das ist in "meiner" Richtung nicht üblich, religiöse Symbole sind aber "verpönt". In der Vipassana-Bewegung ist es ja gerade eine Idee, nicht-relgiöse buddhistische Praxis zu üben.


    Selbstverständlich übt man nicht im Schweigen, wenn man sein Handy benutzt, und sei es nur, um seine Retreaterfahrungen auf Buddhaland zu teilen. :) Für unvermeidliche Nachrichten von außen und nach außen ist der Retreatmanager zuständig; Retreat heißt ja nicht zufällig Rückzug. Abgegeben wird das Handy bei uns nicht.


    Gleiches gilt für lesen, schreiben, Musik hören. Das sind alles Ablenkungen, die einen davon abhalten, sich mit dem eigenen Geist und Wahrnehmungen zu beschäftigen.

    Ich sehe nicht wieso eine so weitreichende Entmündigung irgendwie im Sinne des Dhamma sein sollte.

    Ich kann noch nicht nachvollziehen, warum Du das als Entmündigung ansiehst. Wenn Dir der Lehrer auf dem Retreat sagt: Sitze eine Stunde, gehe eine Stunde, und dann von vorn, würdest Du das auch als Entmündigung ansehen? (echte Frage, kein Sarkasmus).


    Es geht um Nicht-Ablenkung; darum, ein Ausweichen auf Gewohnheiten zu vermeiden, sondern das Hier und Jetzt anzunehmen, ohne zu flüchten. Also tatsächlich für Dein Wohl, wie Du etwas süffissant bemerkst. Dafür, Deinen Retreat so erfolgreich wie möglich zu machen.

    Es ist nur die Frage, ob man Kursteilnehmern in dieser Hinsicht ein gewisses Maß an Eigenverantwortung zutraut, oder ob man sie behandelt wie einen Haufen verzogener Kinder.

    Naja, wenn man Buddhas Spruch mit den "wilden Affen, die leichter zu zähmen sind, als der eigene Geist" hernimmt, dann passt das mit dem "verzogenen" (ich hasse dieses Wort) Kind doch ganz gut! ;)


    Zu dem zitierten "Sektenartikel":

    Ich fand die Beschreibungen ihrer Qualen wirklich unterhaltsam (sorry, nicht nett :oops:), weil die Jede und Jeder kennt, der einen längeren Retreat gesessen hat. Mein Lehrer sagt immer in den ersten zwei oder drei Tagen: "Ich weiß, wie anstrengend der Start ist, bis man wirklich angekommen ist. Da kommen dann solche Gedanken wie: "Wäre das toll, wenn jetzt jemand anrufen würde, und meine Oma wäre gestorben, und ich müsste nach Hause fahren. Ach nee, nicht gestorben, aber wenigstens schwer krank."


    Wenn sich der Abschied so abgespielt hat, wie in dem Artikel berichtet wurde, hätte der Autorin und dem Retreat wohl ein kompetenterer Retreatmanager gut getan!


    Wenn Dich die Beschreibung der Retreatumgebung so verschreckt, könntest Du zwei Dinge tun:

    Auf keinen Fall so einen Retreat besuchen, oder

    auf jeden Fall einen Vipassana-Retreat besuchen, um herauszufinden, was hinter dem Schrecken stecken könnte. :)


    Liebe Grüße,

    Aravind.