Beiträge von hiri im Thema „Unheilsame Gedanken“

    @Sherab Ich konnte erst vergangenen Sommer beobachten, wie jemand den Motor laufen lies während er in der Tankstelle einkaufen war. Ich befürchte also, dass das noch lange nicht bei allen angekommen ist; oder es war einfach eine Trotzaktion.

    Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch "Das weise Herz" von Jack Kornfield, vielleicht hilft das jemandem weiter. :) (Die Formatierung und Nummerierung stammen von mir und kommen so im Buch nicht vor, davon abgesehen ist der Text unbearbeitet und ungekürzt.)


    Zitat

    Die Anleitungen zur Umwandlung des Geistes in der buddhistischen Psychologie fallen sehr detailliert aus. Der Buddha selbst lehrte seine Schüler: (1.) »Wie ein geschickter Zimmermann einen groben Pflock durch einen passenden ersetzt, so ersetzt der Schüler schmerzliche Gedanken durch angenehme.« Der Pflock des Zimmermanns ist ein gutes Bild dafür, wie wir unheilsamen Gedanken durch Austausch beikommen. Dazu brauchen wir vor allem: eine Auswahl sinnvoller Ersatzpflöcke und einige Übung. Übung ist alles: Übung, Mitgefühl und die feste Überzeugung, dass wir dem schmerzhaften Kreislauf der Gedanken beikommen können, indem wir neue Gedankenmuster entwickeln.

    Selbst mit dieser Praxis gibt es einige Denkmuster, denen nur schwer beizukommen ist, zum Beispiel Eifersucht, Zorn, Angst, Sorge und das Gefühl der Wertlosigkeit. Für diese Art der Gedanken hat uns der Buddha noch kraftvollere Methoden an die Hand gegeben: (2.) »Wenn dann immer noch unheilsame Gedanken auftauchen, sollten wir uns klar machen, dass diese Gedanken Schmerz und Leid verursachen. Dann wird der Geist sich von selbst von ihnen befreien, als bringe er den Müll hinaus, und wieder beständig, ruhig und klar werden.« Wir spüren die Gefahr, wenn Eifersucht, Zorn oder Sorge sich nähern. Diese Denkprozesse ziehen den ganzen Körper in Mitleidenschaft. Sie machen jede Ruhe unmöglich. Wenn wir uns von ihnen zum Handeln hinreißen lassen, resultiert daraus nur Scham und Bedauern. Daher ist es sehr wichtig, dass wir uns nicht verurteilen, wenn wir diese Gedanken in uns erkennen. Das Gegenmittel dazu ist einfach eine klare, neue Zielsetzung. Wir sehen, dass unsere Gedanken unwillkürlich und schmerzhaft sind. Darüber hinaus sind sie nicht nur uns eigen. (3.) Voller Mitgefühl mit uns selbst können wir die von ihnen ausgehende Gefahr fühlen. »Wie Müll«, sagt der Buddha, »können wir sie einfach wegbringen.«

    So mancher destruktive Gedanke jedoch entwickelt eine ganz eigene Kraft. Dann müssen wir zu noch wirksameren Maßnahmen greifen. (4.) Der Buddha sagt, wir sollten »diese Gedanken bewusst nicht beachten, uns von ihnen abwenden, ihnen keine Aufmerksamkeit mehr schenken, so als würden wir angesichts eines verstörenden Anblicks die Augen schließen oder uns wegdrehen«. Wenn diese Prozesse trotzdem weitergehen, sollten wir »den wilden Fluss unheilsamer Gedanken langsam eindämmen, indem wir den Atem Schritt um Schritt langsamer werden lassen, so als würden wir allmählich vom Laufen zum Gehen kommen.«

    Allerdings gibt es Denkmuster, die so anhänglich sind wie ein Gänschen, das uns für seine Mama hält. Wir alle kennen das aus eigener Erfahrung: Es gibt Ängste, Zweifel oder andere Obsessionen, die uns nicht so einfach aus ihren Fängen lassen. Die Gedanken sind zwar unangenehm, doch unser Geist bleibt darin hängen wie in der Rille einer alten Schellackplatte, und wir wissen nicht, wie wir aus dieser Geschichte herauskommen sollen. Wenn wir darüber nachdenken, wie wir uns von unserem früheren Freund beziehungsweise unserer Ex-Freundin lösen können, dann ist das nur eine weitere Form, wie wir der Sucht an ihn oder sie zu denken, frönen können. Von diesen Gedanken können wir uns abwenden. Wir können achtsames Gehen oder Atmen üben. Gewöhnlich reduziert dies die unheilsamen Gedanken. Sollte auch das nicht klappen, gibt uns der Buddha eine letzte Zuflucht: (5.) »Begegnet solchen Gedanken mit der Entschlossenheit eines Kriegers, mit zusammengebissenen Zähnen. Presst die Zunge an den oberen Gaumen und macht diese Gedanken wild entschlossen zunichte wie einen bösartigen Kriminellen. Zwingt sie unter eure Knute. Auf diese Weise werdet ihr zum Meister eurer Gedanken und ihrer Wege. Auf diese Weise werdet ihr frei.«

    Wie wir sehen, geht es dabei nicht um einen sanften Hausputz im Arsenal des eigenen Selbstwertgefühls. Wir sehen nicht jeden Morgen in den Spiegel und sagen uns: »Ich bin ein wertvoller Mensch, und die Welt wird mir schenken, was ich mir wünsche.« Die zerstörerischen Gewohnheiten des Geistes sind mitunter sehr hartnäckig. Wenn wir sie ablegen wollen, brauchen wir Selbstdisziplin und unbedingte Entschlossenheit, uns den Realitäten dieser leidhaften Welt zu stellen.