Beiträge von Daoist im Thema „Buddhismus als anerkannte Religionsgemeinschaft in DE“

    Wusste ich ja gar nicht. Man wohnt hier und kriegt das nicht mit. Peinlich. Allerdings schrieb ein Wurstblatt darüber:

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    Der Friedhof ohne Leichen


    Ein 2000 Quadratmeter großer Friedhof im Norden Dresdens. Die Hecke symmetrisch geschnitten, die Wege frisch geharkt. Doch seit der Friedhof vor drei Jahren von der Stadt und dem Buddhistischen Kulturzentrum für 110 000 Euro angelegt und mit einem Festakt geweiht wurde, herrscht hier absolute Grabesstille.

    „Kein einziger Buddhist wurde hier je im Sarg oder per Urne begraben. Die Vietnamesen fliegen ihre Toten alle nach Asien“, erklärt Friedhofs-Chef Mario Fischer (50), der auch den großen Heidefriedhof leitet.

    Zur Weihe 2015 hatte man noch große Hoffnung. Aus Vietnam wurde ein fünf Tonnen schwerer Granit-Buddha herbei gekarrt. Aus Angst vor linksextremistischen Anschlägen verzichtete man bei ihm sogar auf das heilige Swastika-Symbol, das dem Hakenkreuz ähnelt.




    Am 1. März 2019 ist wohl doch ein deutscher Buddhist aus Dresden dort beigesetzt worden.

    Inwieweit es sinnvoll ist, kann man da also verschieden sehen. Aber es braucht dazu anscheinend keine KdöR. (Zumal die buddh. Zentren hier sehr überschaubar sind und die eher nicht erlangen würden. Es sei denn, die vietnamesischen Buddhisten sind so viele, das ist schwer einzuschätzen). Und von der vietnamesischen Community bekommt man wenig mit.

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    und wie kommst Du überhaupt darauf für Andere Menschen Möglichkeiten zu suchen, Ihnen bieten zu wollen.

    Hier verstehe ich die "Frage" nicht, da sie nicht einmal einen vernünftigen Satzbau aufweist. Bitte gib dir zumindest die Mühe, deine Aussagen so zu formulieren, dass man sie einigermaßen nachvollziehen kann.


    Meine Interpretation/Umformulierung des Satzes wäre:

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    Und wie kommst Du überhaupt darauf, für andere Menschen Möglichkeiten zu suchen, Ihnen Möglichkeiten bieten zu wollen?


    So könnte er zu verstehen sein. Aber vielleicht ist auch alles ganz anders.

    Aus meiner Sicht:
    Zuerst sollte man überlegen, will ich eine autonome Religion oder will ich sie eingebunden in den Staat, als quasi staatliche Institution (letzteres wäre sicher sinnvoll, wenn ich Buddhistensteuer einkassieren will, vielleicht auch, wenn ich buddh. Friedhöfe will, was immer das sein soll. Gibt es da Luftbestattung, daß die Raubvögel den Körper essen?)
    Will ich so was wie Mitgliederlisten? Weil wenn mal eine Regierung an der Macht sein sollte, die undeutschen Religionen nicht so wohl gesonnen ist, könnte auch so was unproduktiv sein.

    Religionsunterricht ist sicher ein gesondertes Thema, weil es geht sicher auch ohne das buddhistische Organisationen Körperschaft sind. Zum Einen hier freilich: will ich einen gemeinsamen Unterricht, oder soll jede Religion ihr eigenes Süppchen kochen. (Aus meiner Sicht ist das so: Wenn ein kleiner versucht an den Privilegien der Großen teilzuhaben, so stärkt er mehr die Privilegien der Großen, und hat selbst nicht so viel davon. Meiner Meinung wird dadurch vorwiegend die Institution des christlichen Reliunterrichts gestärkt).

    Das weiteren wäre wenn ich dafür bin, dann die Frage: Wie organisiere ich die Lehrerausbildung. Welche Gruppen binde ich ein, welche nicht. Zum Beispiel scheint es mir wesentlich, daß die Gruppen, die aus Buddhisten mit Migrationshintergrund bestehen, mit eingebunden werden. Weil ja auch der Unterricht stark von ihren Kindern geprägt sein wird. Wenn ich so von meiner Stadt ausgehe, wäre er stark von VietnamesInnen geprägt, meiner Erfahrung nach spielt bei ihnen zum Beispiel Amida-Buddhismus eine viel größere Rolle, aber auch nichtbuddh. Elemente wie Ahnenkult. So etwas muß ja dann im Unterricht auch ne größere Rolle spielen, man braucht dann eben nicht ein einseitiges westliches Bild auf den Buddhismus.

    Ein davon vielleicht abzusonderndes Thema ist die Bildung unter Buddhisten, was den Buddhismus in seiner Gesamtheit (um mal den Diamantwegsslogan zu klaun) betrifft. Da könnte man überlegen, ob man da übergreifende Weiterbildungskurse anbietet, oder aber es der Initiative den einzelnen überläßt. So find ich es durchaus seltsam, das es viele Mahayana-Buddhisten gibt, die selbst die wichtigsten Mahayana-Sutren, außer dem Herzsutra vielleicht (oder zumindest Form ist Leere, Leere ist Form), gelesen haben (z.B. Lotus-, Diamant-, Avatamsaka-, Vimalakirti-, Nirvana-Sutra, Die reinen Land Sutren). Amüsanterweise sind meiner Beobachtung nach die ja eher schriftkritischen Zennies da noch die Belesensten. Aber ich glaube, das würde eventuell ein wenig mehr innerbuddhistische Toleranz schaffen, wenn man mehr von der eigenen und den anderen Richtungen wüsste und verstände. (Obwohl es schon meiner Erfahrung nach so ist, daß man gegen ein "Das hat mein Lehrer gesagt" mit keinem noch so gutem Gegenargument ankommt. Und das, obwohl sie in dem Gespräch vorher doch betonten, der Buddhist soll alles untersuchen. Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben. (Oder wie Nico Semsrot sagen würde: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber sie stirbt).). Aber das ist ja eigentlich nicht Thema hier.

    Aber sind nur so die Gedanken eines außenstehenden älteren Mannes. Eigentlich kann es mir ja egal sein, was ihr so macht.

    Der BDD Diamantweg steht auch hier schon parat und hat vor einigen Jahren einen Lehrerverband gegründet, um ihre Interpretation des Diamantweg-Buddhismus in allen Schulen zu propagieren
    Buddhistischer Lehrer-Dachverband e.V.


    Hier findet sich ihr Lehrmaterial

    BUDDHISMUS IN SEINER GANZHEIT

    Ich hatte so den Eindruck (hab mir das mal vor Jahren mal durchgelesen, weiß nicht ob es inzwischen besser ist) das eben von Buddhismus in seiner Gesamtheit nicht die Rede sein kann. Von Reinem Land- und Nichirenbuddhismus hab ich da nix gefunden, ebenso von Kegon, Tendai und Shingon.
    Und wie sie selber schreiben:

    "Im Falle der Wahl haben wir aus der Sicht des Diamantweg-Buddhismus geschrieben"

    Für die Religionsgemeinschaft der Buddhisten. Aber für diese steht ja die buddh. Religionsgemeinschaft Hamburg nicht. Sie steht für 10 Gruppen.

    Auf die Schnelle finde ich das Programm nicht online, nur das Programm für 2018 ist auf der Seite online.

    Buddhistische Religionsgemeinschaft Hamburg

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    Ich weiß also nicht, welche "umstrittene" Organisation da beteiligt gewesen sein soll.



    Diamantweg
    NKT
    Soka Gakkai
    Rigpa
    Daishin Zen
    Aro Gar

    Fragender


    Die "Asiaten" fehlen ja auch.Die stellen die zahlenmässig grösste Glaubensgemeinschaft in Dt. dar.

    Ich vermute mal es hat auch in Hamburg viele asiatische Buddhisten,konfessionsgebunden.

    Ich hatte auch den Eindruck, daß die Buddhisten/Buddhistinnen mit Migrationshintergrund ein in Teilen anderes Buddhismusverständnis haben als die Westler. Für sie ist es undenkbar und zum Teil auch nicht akzeptabel das die buddh. Überorganisationen von Laien geleitet werden, und nicht von Mönchen oder Nonnen (wahrscheinlich eher von Mönchen, vermute ich). Während der westliche Buddhimus mir eher ein Laienbuddhismus zu sein scheint.
    Und ich weiß nicht ob ein Verein, der nur eine Minderheit einer Religion vertritt, für den Staat dann zwingend glaubwürdig ist.

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    Allerdings mußt Du hier auch bedenken, daß Österreich ein wesentlich kleineres Land ist. Rechnet man das anteilig auf die Bevölkerungszahl hoch, so entspräche das in Deutschland bereits 179 buddhistischen Religionsklassen, an denen 1.882 Kinder teilnähmen. Das hört sich für mich doch schon recht interessant an.

    Klar, Deutschland ist größer. Aber es ist die Frage 1882 Kinder von wie vielen? Insgesamt gibt es wohl 11 Millionen Schüler, da müsst man jetzt schaun, in welchem Bundesland ab wann Reliunterricht gegeben wird. Manchmal ab Klasse 1, manchmal ab Klasse 5, vielleicht manchmal noch später. Aber nehmen wir einfach mal die Hälfte. Dann scheint mir 1882 Kinder bezogen auf 5,5 Millionen nicht viel zu sein. (Nach dem Anteil der Buddhisten in Deutschland (0,33%) würde ich eigentlich wesentlich mehr erwarten).


    Ansonsten hat ne Cousine von mir Religionsunterricht bis vor kurzem unterrichtet. Und sie hat mir gesagt: Klar werden alle Religionen unterrichtet. Inzwischen unterrichtet sie Ethik. (Was ich bei ihr nie vermutet hätte, weil sie eine sehr engagierte Christin ist. Aber interessanter weise ist sie auch für einen übergreifenden Unterricht). Und auch da werden alle Religionen unterrichtet. Sicher ist die Schwerpunktsetzung verschieden. Bei einem übergreifenden Unterricht wirst du sicher weniger in die Details gehen. Du wirst vielleicht nichts von den Feinheiten des Rituals bei den Tendai-Buddhisten lernen. Aber du wirst das Basiswissen über die Religionen weitergeben.Und ich glaube, daß du mehr interreligiöse Kompetenz vermittelst, und das wär mir mehr wert als großes Einzelwissen in einer Religion.

    Wie gut der Unterricht ist, hängt sicher vom Lehrer ab. Ich kenn auch einige Fälle, wo die Eltern mit ihren Kindern ihre Wahl nicht nach der Religion/Nichtreligion getroffen haben, sondern danach, wo Unterricht und Lehrer besser sind.

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    Mein Argument ist ja auch nicht, daß Buddhismus anerkannt werden sollte, damit die Buddhisten sich anerkannter fühlen, sondern einfach deswegen, weil es ihnen eine vergrößerte Palette an Möglichkeiten an die Hand gibt, zur Verbreitung des Dhamma und zum Wohle der Gesellschaft zu wirken.

    Meinst du, das dadurch eine größere Relevanz gegeben ist? Ich bin mir da nicht so sicher. Wenn ich auf die Straße gehe, und jemand nach der Bahai und ihrer Wichtigkeit befrage, wird er wahrscheinlich mit Ba..was? antworten.
    Zum anderen möcht ich auch keine buddh. Betriebe (falls es sowas dann geben sollte), wo es so ist wie in christlichen, das man wenn man aus der Kirche austritt oder sich scheiden lässt entlassen wird. (Interessanterweise steht in dem Punkt deutsches Recht gegen europäisches). Das ist auch ein Punkt der gegen das ganze Religionen als Körperschaft des öffentlichen Rechts spricht. Es darf einfach kein religiöses Sonderrecht auf Diskriminierung geben.


    Daher halte ich einen Blick auf die Zahlen manchmal für durchaus sinnvoll. Es gibt ja mehr Aleviten und mehr Neuapostolen, als Buddhisten. Auch gibt es ja viel mehr Buddhisten mit Migrationshintergrund als ohne, die hat man oft gar nicht auf dem Schirm. Freilich kann ein realistisches Bild desillusionierend wirken.
    Andererseits kann man aber auch sagen: die Bahai und z.T. der humanistsiche Verband sind (rechtlich) anerkannt, und wir nicht. (Was ja nicht heisst, daß jemand sagt, Buddhismus sei keine Religion. Naja, ein paar gibts schon, selbst unter Buddhisten). Und es gibt viel weniger Bahai als Buddhisten. (Sie sind aber eine einheitliche Organisation, kann daher viele Ansprüche leichter erfüllen). Da kann ich ein: "Wir wollen aber auch" schon nachvollziehen.
    Zum Teil ist es auch ungerecht. Die Buddhisten sollen quasi eine Oberinstanz bilden, aber von den Christen wird nicht das selbe verlangt (stell dir mal eine CBU vor, wo von Katholen, Evangelen, Orthodoxen, Pfingstkirchen bis hin zu den Zeugen Jehovas alles drin wäre, oder wenigstens das meiste, dann wär das auch schon schwieriger ich hab auf der Wiki-Seite über Religionen in Deutschland 65 verschiedene Gruppen gezählt).
    Vielleicht sollte die DBU auch mit der ÖBR reden, in Österreich sind sie ja Körperschaft, wieviel es gebracht hat, was sie an Vorteilen und Nachteilen sehen. Wenn ich sehe, da gibt es buddh. Religionsunterricht, der wird nachmittags gegeben, an 19 Orten (und in einigen Landesteilen gar nicht) und es nehmen 200 Kinder daran teil, dann klingt mir das so pralle gar nicht, und was hindert die deutschen Buddisten dran, sowas nachmittag außerschulisch anzubieten?

    Die Frage ist: würde ein neutraler Weltanschauungsunterricht, der auch die Religionen (und auch Meditation) unterrichtet, wirklich so sehr viel weniger vermitteln? Auch ein buddh. Reliunterricht müsste ja alle Religionen behandeln, und nebenbei auch alle Richtungen des Buddhismus (Das war einer meiner Kritikpunkte an dem Lehrmatrial des Diamantsweges, daß da große Richtungen wie der Reine Land Buddhismus und der Lotussutra-Buddhismus ausgeblendet wurden. Und auch kleinere aber wichtige wie Kegon).
    Er wird es aber weniger wertend vermitteln, was ich gut fände.
    Und da es immer mehr Atheisten in Deutschland gibt, wär es auch gut, sie gleichberechtigt zu behandeln. Und auch das fänd ich dann besser als ein bekenntnisorientierter Unterricht des Humanistischen Bundes, wenn ich ganz ehrlich bin. Denn das kann dann auch kommen, denn sie sind schon Körperschaft des öffentlichen Rechtes.
    Ich find einfach diese Zersplitterung in immer mehr Arten des Unterrichtes (evang./kath/eventuell mehrere islamische/buddh/ Christengemeinschaft/Judentum/Bahai/humanistischer Verband/vielleicht wollen dann irgendwann auch die Oshos und die Krishnas und die Zeugen Jehovas einen) nicht sinnvoll. Ein gemeinsamer Unterricht wäre auch deshalb sinnvoll, weil dann auch die Schüler von ihren verschiedenen Erfahrungen mit ihrer Religion/Weltanschauung erzählen könnten.Die Pluralität könnte besser abgebildet werden und ich glaube auch, daß es einer Toleranz zuträglicher wäre. Aber das ist mehr so mein Blick von außen.

    Ach so, es geht um Missionierung.
    Aber das mit dem guten Ruf des Buddhismus, das war einmal. So vor 10 Jahren meiner Beobachtung nach. Heutzutage verbindet man Buddhismus ja auch mit Myanmar, Islamophobie, sexuellem Fehlverhalten von einigen Lehrern, auch hat man einen kritischen Blick auf einen Wohlfühlbuddhismus und ein Zen für Manager. Auch ein Hinterfragen, ob Meditation wirklich so positiv ist. Ich beobachte gerade im DLF, aber auch bei Bekannten das das positive Bild des Buddhismus längst umgekippt ist.

    Zum Thema buddh. Religionsunterricht. Oder zum Thema Religionsunterricht überhaupt. Ich finde einen übergreifenden Weltanschauungs- und Religionsunterricht besser, in dem es auch mehr um Wissensvermittlung als um Bekenntnisvermittlung geht.
    Zumal man ja in Ostdeutschland eh eine Quote von 80-90% Atheisten hat. (Interessanterweise hat sich sogar die evangelische Synode in Thüringen 1989 gegen einen Religionsunterricht ausgesprochen, was den Staat aber auch nicht weiter interessiert hat). Und ich fänd es auch angenehmer und integrativer, wenn alle gemeinsam etwas über Weltanschauungen und Religionen lernen würden.
    Und so ganz praktisch: Was glaubt ihr, wieviel Buddhisten so in einer Klasse sind? Außer in Gegenden mit z.B. einen hohen Vietnamesen- oder Japaneranteil wird das kaum ins Gewicht fallen. Wir haben einen Anteil an Buddhisten in Deutschland von 0,33%. Bei einer Klasse von 30 Schülern kommt man da auf einen Wert weit unter 1. Aber die Eltern können ja mal sagen, wie groß der Anteil in der Klasse ihrer Kinder wäre.

    Naja, es ist letztlich immer die Frage, will ich an den Privilegien der anderen teilhaben (sicher in geringerem Maße wie sie) oder will ich mich dafür einsetzen, daß sie abgeschafft werden.

    Einen insgesamt sehr lesenswerten Artikel hat der werte SoGen vor Jahren verfaßt. Auf dem möcht ich gern hinweisen.

    Anmerkungen zur Initiative "Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts" der DBU

    Einen kurzen Ausschnitt daraus, der ein paar interessante Ansätze der Kritik formuliert:

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    Eine als Verein verfasste Gemeinschaft beruht auf der privatrechtlichen Autonomie ihrer Mitglieder, sie ist im eigentlichen Sinn des Wortes Privatsache. Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts beruht hingegen auf einem staats- und verwaltungsrechtlichen Rechtsakt, einem Hoheitsakt. Dieser Status wird von staatlicher Seite verliehen; die Körperschaft ist nicht rechtlich autonom. Sie ist vielmehr als öffentlich-rechtliche Institution in den Staatsapparat eingebunden, ist Teil des Systems. Was dies für 'Kirchen' konkret bedeuten kann und immer wieder bedeutet hat, lehrt uns die historische Erfahrung zur Genüge.