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@Arion ,
es ist, gerade was das 'Sitzfleisch' angeht, durchaus sinnvoll, alleine zu beginnen. Das, was Du als Einführungsliteratur kennst, ist dabei auch durchaus brauchbar. Sekidas Didaktik schätze ich persönlich jetzt nicht so sehr, aber da fangen meine Probleme erst im Nach-Anfängerbereich an. Wobei das 'Anfänger' jetzt hier rein auf die 'gymnastische' Übung des Sitzens bezogen ist. Ansonsten ist man im Zen chronisch Anfänger - und es ist ein gutes Zeichen, wenn einem dies gelegentlich bewusst wird.
Das ist dann natürlich erst der Anfang, die Grundlage. Wenn das einigermaßen 'sitzt', kann man das Verständnis dieses Sitzens vielleicht etwas vertiefen - mit dem Studium ganz praktischer Texte wie diesem hier, diesem und diesem. Das wirft dann in der Regel Fragen auf und dann wird es in der Regel auch sinnvoll, nach einem Weggefährten zu suchen, der auf dem Zenweg erfahrener ist als man selbst und einem zu helfen bereit ist. Was in aller Regel auch bedeutet, das dritte Juwel der Sanbo kennenzulernen - Sangha. Deren Wert und Unterstützung man im Laufe der Jahre zunehmend zu schätzen lernt.
Es gibt so einen Spruch - wenn der Schüler bereit ist, erscheint der Lehrer. Da ist etwas dran - aber das bedeutet nicht, dass man nicht suchen muss. Sicherlich ist räumliche Nähe eines Lehrers oder einer Lehrerin ein großer Vorteil - aber nicht das Entscheidende. Entscheidend ist, ob Du den Eindruck hast, dass die oder der, den Du Dir als Lehrer/in aussuchst, Dir weiterhelfen kann - und dies aus einer uneigennützigen Motivation heraus tut.
Hinsichtlich 'Zenmeistern' (und -meisterinnen) hier im Westen gibt es viel Tratsch, da ersetzt das Internet den Klosterhof. In meiner Gegend sagt man (ins Hochdeutsche übersetzt): "Es wird viel geredet. Es ist aber auch viel wahr ..." Ich habe jedenfalls im Laufe der Jahre gelernt, keinen lebenden Zenlehrer irgend jemandem zu empfehlen. Mich hat da zwei mal mein Urteil sehr getäuscht - glücklicherweise bei keinem meiner Lehrer. Dumm nur, dass ich für solche Leute gebürgt habe. Das soll jetzt nicht heißen 'traue keinem' - nur: schau Dir ein paar Leute unverbindlich an und urteile sorgfältig, ob Du einem von ihnen so vorbehaltlos vertraust, dass Du ihn darum bitten kannst, Dich als Schüler anzunehmen. Garantien gibt es in dem Geschäft freilich nicht. Das ist nun ein Koan (das einzige, das mir gerade einfällt), das man ohne Lehrer bewältigen muss: lass dich von nichts und niemandem täuschen.
Aber es muss ja nicht gleich Mr. oder Lady Perfect sein. Meist ist es einfacher (und auch weniger riskant), jemandem zu folgen, der einem nur 20 Schritte voraus ist als jemandem, der außer Sichtweite ist. Wenn einem das nicht mehr reicht, merkt man es und sucht dann eben weiter. Und, wie gesagt, auch die Gemeinschaft der Übenden ist ein sehr wichtiger und unterstützender Faktor. Schau Dir nicht nur den Lehrer, sondern auch die Übungsgemeinschaft kritisch an - bevor Du zu ihnen gehörst. Oft zeigen sich Probleme da früher als beim Lehrer / der Lehrerin.
Ansonsten - wie schon gesagt wurde, für Koan-Praxis brauchst Du einen fortgeschrittenen Partner. Alleine funktioniert das nicht. Und das ist auch nichts, was man auf dem 'Einsteigerlevel' betreibt. Und auch wirkliches Shikantaza erlernt sich nicht von alleine. Und: in einer Gemeinschaft Zazen zu üben - als Gemeinschaft Zazen zu üben, hat eine deutlich andere Qualität als das Sitzen alleine zu Hause. Es fordert gerade Neulingen auch einiges an Durchstehvermögen und Entschlossenheit ab - aber dies aufzubringen, lohnt sich nach meiner Erfahrung.
