Beiträge von --- im Thema „Leerheit in Bezug auf Menschen?“

    Lieber Helmut,


    guter Punkt!

    Diese sind gemäß meiner Ausgabe:

    1. dass man sich auf einen qualifizierten Lehrer verlässt

    2. dass man bereits vorher wünschendes und engagiertes Bodhicitta entwickelt hat und die Vorschriften/Gelübde dazu kennt

    3. dass man über das kostbare Menschenleben, die Defekte von Samsara, Karma und Wirkungen kontempliert hat.


    In gewissem Sinne muss man also bereits eine starke Routine, Gewöhnung, erlangt haben in dem, was dann wiederum Bestandteil der 7 Punkte ist.

    Hallo Dharmafreunde,


    ich muss es nun einfach erwähnen, weil ich schon die ganze Zeit dran denken muss. Es ist aber speziell, weil's mit einer bestimmten Praxis zu tun hat. Aber es betrifft genau das Thema dieses Threads.


    Es geht um Chekawa's 7-Punkte-Geistestraining und Tonglen. Tonglen ist ja ein Praxis, mit der man sehr effizient Einfühlungsvermögen und Mitgefühl üben kann. Dabei kann Tonglen derart effizient sein, dass es passieren kann, dass man Rotz und Wasser heult. D.h. Ziel ist das Leiden von Anderen direkt zu spüren/ zu erfahren, um so das Einfühlungsvermögen zu verbessern. Meiner Meinung nach geht das gar nicht, ohne die Anderen und ihr Leid als 'nicht-leer' wahrzunehmen.


    Das Unglaubliche ist nun, dass Chekawa's 7-Punkte-Geistestraining mit Leerheitsmeditation beginnt ('absolutes Bodhicitta') und rät, in den Intervallen zwischen den Meditationen in der illusionsgleichen Leerheit zu verweilen.

    Man glaubt es kaum, aber das bedeutet tatsächlich '24Std / 7Tage Leerheit', wenn ich es mal so platt ausdrücken darf. Das ist aber nicht das Unglaubliche, sondern das Unglaubliche ist, dass direkt anschließend unter 'konventionelles Bodhicitta' die Instruktion gegeben wird, die allgemein als Tonglen per Ein- und Ausatmen interpretiert wird.

    Und hier muss ich sagen, dass ich glaube, dass das gar nicht funktionieren kann. Wie soll es möglich sein, in der illusionsgleichen Leerheit zu verweilen und dabei 'konventionelles Bodhicitta' per Tonglen zu praktizieren?


    Da es wohl unterschiedliche Versionen des 7-Punkte-Geistestrainings gibt, vermute ich, dass die auf die ich mich beziehe, verfälscht ist.


    Aber ich sehe mich durchaus in Übereinstimmung mit jenen Lehrern, die sagen, dass ein Bewußtsein nicht gleichzeitig in Leerheit und in Mitgefühl verweilen kann. Entweder das eine oder das andere. Meist wird von denen dann gesagt, dass das Mitgefühl halt 'unterschwellig' da sei, wenn man es davor kultiviert hat.


    Aber so wie das in dem 7-Punkte-Geistestraining hintereinander weg instruiert wird, macht mich das einigermaßen sprachlos. Da ist ja nicht die Rede davon 'Mach mal eine Woche das und dann mach eine Woche dies'. Aber selbst wenn das gesagt werden würde, wenn man derart intensiv Leerheitsmeditation und -postmeditation praktiziert, was kann dann bei dem anschließenden Tonglen noch rauskommen?


    Entschuldigung, wenn's zu speziell ist, aber das hat mich grade im Kontext dieses Threads 'gedrückt' und es musste raus. :)

    Lieber Helmut,


    vielen Dank für deine strukturierte Darlegung!


    Besonders wichtig erscheint mir dein Satz 'Damit verneinen sie aber nicht generell ein Selbst der Person.', denn da Buddha's Lehre eine Lehre für die Menschen der Welt ist, wäre es widersinnig mit dieser Lehre zu verneinen, was in er Welt allgemein akzeptierte Konvention ist und was in der Welt eines der Organisationsprinzipien darstellt.


    Die Grundlage der Lehre Buddha's sind Selbst und Andere. Es gibt nur wenige Lehrreden, in denen nicht auf das Selbst der Person Bezug genommen wird. Er spricht mit Anderen, redet mit seinen Mönchen, sagt was sie tun sollen, wie sie sich anderen gegenüber verhalten sollen etc.

    Ich denke, in der Pali-Tradition ist es in Ordnung Leerheit und Vergänglichkeit gleichzusetzen, oder?

    Nee. Leerheit und Vergänglichkeit sind Verwandte, aber sicher nicht gleich. Zu sagen: "da ist Ein Selbst, aber es ist vergänglich", könnte IMHO ziemlich in die Irre führen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    Liebe(r) Aravind,


    interessant. Soll das heißen, dass es in der Pali-Tradition also so ist, dass der Begriff 'Leerheit' das 'Selbst' wahrhaft verneint? D.h. in der Pali-Tradition ist ein Selbst vollkommen und wahrhaftig (sowohl ultimativ als auch konventionell) inexistent?

    Wenn dem so wäre, dann könnte ich Anandasa's Problem verstehen.

    Ich denke ich habe das Prinzip er Leerheit schon ganz gut verstanden was Dinge angeht. Aber mir ist nicht klar wie es auf Menschen anzuwenden ist.

    Liebe(r) Anandasa


    das macht dich nicht stutzig? Du hast es verstanden, weißt aber nicht wie es auf das Phänomen Mensch anzuwenden ist?


    Du folgst der Pali-Tradition, aber vieles was hier dazu geschrieben wurde, beruht auf der Sanskrit-Tradition. Da fängt das Dilemma an.

    In der Linie, der ich folge, heißt es sinngemäß: 'Wer eine Sichtweise von Leerheit entwickelt, dem ist nicht mehr zu helfen.' Eine Sichtweise hätte man spätestens dann entwickelt, wenn man glaubte, Leerheit verstanden zu haben. Denn dann tauchten so Gedanken wie 'Leerheit ist dies' oder 'Leerheit ist das' auf.

    Aber das mag in der Pali-Tradition ganz anders sein!


    Zitat

    Wenn ein nahestehender Mensch schwer krank ist und starke Schmerzen hat, sage ich ja nicht, dass die Schmerzen leer sind und gut ist. Ich würde mir das etwa so denken, dass Leerheit in Bezug auf Menschen bedeutet, dass da nur Mitgefühl, Freundlichkeit und solche Dinge sind. Dann ist keine Anhaftung da und auf diese Weise ist Leerheit gegeben.


    Angenommen ein sehr lieber nahestehender Mensch ist gestorben. Wenn ich es hinbekomme, habe ich nur MItgefühl und Freundlichkeit für diesen Menschen. Das wäre dann Leerheit so wie ich mir das denke.

    Das finde ich doch einen guten pragmatischen Ansatz.


    Zitat

    Tatsächlich werde ich aber sehr traurig sein und sehr fertig sein. Das wird wahrscheinlich Wochen und Monate anhalten. Das ist dann einfach Anhaftung und somit ist keine Leerheit da, was das Leiden verursacht?

    Oder es ist keine 'Verinnerlichung' der Vergänglichkeit da? Auch nicht der Vergänglichkeit von Trauer?
    Ich denke, in der Pali-Tradition ist es in Ordnung Leerheit und Vergänglichkeit gleichzusetzen, oder? Ich glaube, es gibt auch viele Mahayanis, die das tun.


    :heart: