Beiträge von Alephant im Thema „Umgang mit Lügen“

    Es ist niemals, bei mir nicht eine Sekunde, weise gewesen sich auch nur dem kleinsten Bit an Informationen zu entziehen. Irgendwann hab ich das brauchen können wenn auch manchmal nach Jahrzehnten.


    Das Problem ist, dass an der Information das Gefühl und damit Begehren oder Ablehnung mehr oder weniger dran klebt. Ich nehme an, deswegen sprach der Buddha auch von einer Art "Wissenswahn".


    Information ist nicht für sich allein und damit auch nicht neutral, wie man sich das gemeinhin denkt.

    Wenn Du genau hinschaust, liest Du z.B. dass Monika die Wahrheit garnicht wissen möchte; lieber die Lüge leben bzw. im Nichtwissen verweilen möchte, wenn ich ihre Aussage richtig verstanden habe.


    Ich finde schon, dass es eine weise Entscheidung sein kann, sich bestimmten Informationen zu entziehen. Hat man eine tiefere Bindung zu einer Person, merkt man desöfteren schon, dass etwas anders ist. Ist also in so einem Fall kein Nichtwissen, sondern so gesehen eher die Entscheidung, dass man das der anderen Person überlassen will: drüber zu reden oder nicht drüber zu reden.


    Es hat auch in der BuddhaLehre weniger mit Weisheit zu tun, alles wissen zu wollen. Manchmal sogar mit einem Wahn. Man selbst lebt nicht mit einer Lüge, wenn ein anderer sich mit einer unausgesprochenen Information herumquält.

    Ich weiß nicht, ob es hier im Thread schon gesagt wurde. Wie wertvoll es (für andere) sein kann, beobachten zu können wenn einer durch das direkte sagen wie es eben war, grössere und unangenehme Konsequenzen in Kauf nimmt.


    Die Menschen orientieren sich ja aneinander. Und das überhaupt nicht wenig.


    Ich stelle mir vor, jemand hätte die Möglichkeit etwas Geschehenes (was wenn es herauskommt, wirklich unangenehme Konsequenzen für den mit sich bringen würde) durch eine Lüge verborgen bleiben zu lassen, unterlässt das aber. Was kann das für einen Eindruck auf andere machen ...


    Woran liegt es, dass man gemeinhin den Unwert der Lüge betont, anstatt den hohen Wert der Aufrichtigkeit zu betonen?

    Schneelöwin


    Man kann, wenn man es für weise hält, sich zu einer Frage nicht zu äussern, sagen, dass man sich nicht dazu äussern will. Das wäre ja die Wahrheit.


    Manchmal können dann Kinder schon insistieren, auf einer Antwort beharren. Kann sein, dass man sich durch so ein Verhalten auch ungerecht gezwungen sieht.


    Zitat

    Nun ist die erste Frage: ob der Mensch, in Fällen, wo er einer Beantwortung mit Ja oder Nein nicht ausweichen kann, die Befugnis (das Recht) habe, unwahrhaft zu sein. Die zweite Frage ist: ob er nicht gar verbunden sei, in einer gewissen Aussage, wozu ihn ein ungerechter Zwang nötigt, unwahrhaft zu sein, um eine ihn bedrohende Missetat an sich oder einem anderen zu verhüten.

    es gab/ gibt eine Formel, die der Definition einer ethisch moralisch qualifizierten Handlung dient.


    In dem Zusammenhang (Formel) mag ich an den (nicht nur meiner Meinung nach) hellsten Denker Deutschlands (das gab es damals eigentlich noch nicht) erinnern: Immanuel Kant.


    Mit seinem kat Imperativ ist (vereinfacht aber richtig denke ich, gesprochen) die Lüge für alle schädlich. Ich verlinke mal:


    Zitat

    Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen ist ein kurzer Aufsatz von Immanuel Kant aus dem Jahr 1797, in dem er die Auffassung vertrat, dass es selbst bei Gefahr für Leib und Leben kein Recht auf eine Lüge („Notlüge“) gibt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/%c3%9cber_ein_vermeintes_recht_aus_menschenliebe_zu_l%c3%bcgen

    Ganz allgemein mein Erkennen zum Lügen: Ein Verstoß gegen die Sila ist es erst wenn ich mich bei einer Nicht ganz Wahrheit nicht wohl fühle. Eine Lüge ist es wenn ich etwas mache das andere mit Sicherheit verletzt, egal wie. Wenn ich Hintertreibe, Aufstachel, Manipulieren will, bewusst in die Irre führen, Gutes erzähle um Schlechtes zu bewirken.


    Dein Erkennen spielt für die Definition einer Lüge keine Rolle. Und auch kein sich Wohlfühlen oder nicht Wohlfühlen. Die Wahrheit sagen ist manchmal sehr unangenehm. Lügen heisst: jemanden bewusst falsche Informationen zu geben.


    Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber möchte nochmal auf die Sache mit den Tatabsichten eingehen.


    Wenn ich bemerke, dass ich belogen werde, dann regt sich häufig erstmal Wut oder Enttäuschung. Würde ich aufgrund dieser Emotionen handeln, könnte das nur Unheilsames zustande bringen. Dementsprechend ist nicht-handeln angesagt, was soll man (aus buddhistischer Sicht) da auch anderes machen?


    Jemanden drauf aufmerksam machen à la "Warum lügst du mich an?" Kann andere richtiggehend aufrütteln wenn authentische Gefühle (zB auch Enttäuschung und grosse Verletzung) gezeigt werden.