Bei mir stellt sich meistens schnell sowas wie Gleichmut ein, wenn ich überlege, warum das passiert. Dann fällt mir oft eine Situation ein, wo ich selbst auch nicht "besser" war und z.B. auch mal gelogen habe oder nicht (mehr) gesprächsbereit war.
Wer ganz ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein, heißt es ja. Solche Gedanken nehmen mir sofort die Empörung.
Außerdem hilft mir, mir bewusst zu machen, wie wenig ich in Wirklichkeit von dem Betreffenden weiß. Ich bin der festen Überzeugung, wenn man alles von der Person wüsste, wenn man jeden Mosaikstein der Umstände kennen würde, könnte man auf überhaupt nichts mehr böse sein. Jeder hat irgendwelche Irrungen und Dilemmas, aus denen heraus er meint, nicht anders handeln zu können.
Wenn man sich nun vorstellt, es wäre eine nahestehende Person, vielleicht sogar man selbst in der Situation, und nicht nur irgendso'n nebensächlicher Typ, dann würde Mitgefühl und sogar Sorge um sein Wohl überhaupt nicht schwer fallen.
Solche Gedanken müssen aber ohne erhobenen Zeigefinger stattfinden. Man sollte Gefühle nicht vorschreiben, auch nicht sich selbst und auch nicht Mitgefühl. Es geht nur um das Verständnis, dass man nur das halbe Bild sieht und deshalb andere Menschen überhaupt nicht beurteilen kann.