Ich sehe da keinen Widerspruch zur Lehre. Wenn ich mich politisch engagiere, an Gesprächen teilnehme und meine Meinung vertrete, dann kann man das auch ohne Gehässigkeiten und co tun. Wenn man Machtgierig ist, möglichst schnell möglichst viel erreichen will, ist Lobby-Arbeit und zum Teil auch Hetze leider hilfreich. Das heißt aber nicht, dass der einzige Weg ist.
Wenn sich am System etwas ändern soll, dann wird das wahrscheinlich nur schwer erreicht, indem man das System als "unveränderlich" und "in sich schlecht" darstellt. Auch Politiker sind nur Menschen und wie auch wir unterstehen sie einem stetigen Wandel. Wenn ich mich an der Politik beteilige, dann versuche ich eben nicht diesen klassischen Klischees zu folgen und auch das kann durchaus funktionieren. Und funktionieren bedeutet dabei, dass man in ein Gespräch kommt. Sich über unterschiedliche Ansichten austauscht und dann nicht in Hass auseinander geht, sondern etwas gelernt hat.
Politik beeinflusst unsere Moral und unsere Gesellschaft, gleichzeitig beeinflusst Moral und Gesellschaft die Politik. Das alles gehört zu einem Miteinander dazu. Vor allem wenn man sehr viele Menschen hat, die in sich wiederum einzelne Gruppen darstellen mit abweichenden Vorstellungen von Moral und Gesellschaft im Vergleich zu den Anderen. Der Sinn der Politik ist/sollte daher sein, dass man einen gemeinsamen Nenner findet, der das friedliche Zusammenleben ermöglicht. Das heißt nicht, dass jeder unbedingt politisch aktiv sein muss, gleichwohl denke ich aber, dass es sehr wichtig ist, sich darüber bewusst zu sein um was es überhaupt geht.
Da es um einen gemeinsamen Nenner geht, halte ich es für falsch Gruppen, die anders Denken auszugrenzen und in ein Die-Gegen-Uns-Denken zu verfallen. So eine Denkweise wirkt schnell verblendend. Das schwere ist aber dabei, nicht in die Toleranz-Falle zu treten. Denn Toleranz der Intoleranz kann schnell gefährlich werden (Toleranz-Paradoxon).
Statt zu zuhören um zu erwidern, sollten wir öfter zuhören um zu hören.