Beiträge von void im Thema „Erleuchtung, Herrschaft und Authentizität“

    Die Charakravartin Idee stammte ja ursprünglich aus dem Hinduismus und viele buddhitische Königreiche hatte Mischformen zwischen hinduistischen und buddhitischen Elementen. Die Khmer-Könige sahen sich je nachdem, ob die Herrscher Buddhisten oder Hinduisten waren, als Emanationen von Vishnu oder von Avalokiteshvara und dazu berufen, als Segensquellen für ihr Land zu wirken. Und auch der thailändische König gilt als Charkravartin. Jeder, der schonmal in Thailand war, weiß ja, dass da der König nahezu als übemenschliches Wesen verehrt wird.


    Aber in Tibet ist die Geschichte nocheinmal komplizierter. Während der Chakravartin nur Beschützer der Klöster ist, war es in Tibet so, dass die Klöster selber Feudalherrn waren. Was ja nicht unbedingt positiv ist. Es ist ja schön, wenn die Herrscher ihren Job machen (Herrschen) und den Mönche den Ihren (nach Befreiung streben). Aber weil der mongolische Khan zuerst mit den Mönchen zu tun hatte und diese als Lehrer von Khanen zu höchsten Ehren kam, kam es so, dass auf einmal Lamas wie der Karmapa oder der Dalai Lama zu zentralen Figuren wurden. Aus der Rolle als Lehrer ergab sich eine Rolle als Vasall des Khans. Das ist eine schwierige Kombination von Rollen.

    Jeder Gesellschaft ist es wichtig, dass ihre Gesellschaftordnung ( die immer auch eine Herrschaftordung ist) gut legitimiert ist. Wenn Moses vom Berg zurückkommt, und sagt "Ich habe mir da ein paar Gebote übelegt "gibt es gleich ein Geschrtei und jeder will ein Detail ändern. Von daher ist es für Moses sicherer zu sagen, dass seine Gebote nicht in der Ebene der Menschen wurzelen, sondern in einer die menschlichen Belange übersteigenden höheren Ebene wurzeln. Was aus der Tranzendenz kommt steht nicht zur Debatte. Die Regeln kommen von der Gottheit, von den Ahnen, der Seinsordnung oder der Natur.


    Im Buddhismus verbandelt sich Herrschaft und Befreiung auf zwei Weisen. Zum einen gibt es das Ideal des "idealen buddhitischen Herrscher". Dieser ist ebsodners rechtschaffen und gütig und in seinem Reich funktioniert alles: die Wirtschaft blüht, es gibt Friede, es gibt Gerechtigkeit, Kinder widersprechen ihren Eltern nicht, es gibt keine Seuchen und Erdbeben. Was damit zu tun hat, dass der Herrscher unglaublich tolles karma hat, in Übereinstimmung mit dem Buddhismus handelt und reichlich für buddhitische Instiutionen spendet.


    Chakravartin (चक्रवर्तिन् cakra-vartin, Sanskrit cakra, „Rad“ und vartin, „jemand, der dreht“; Pali cakkavattī, auch interpretiert als „für welchen das Rad des Gesetzes (Dharmachakra/Dhammacakka) sich dreht“, bzw. „der das Rad des Gesetzes in Bewegung setzt“) bezeichnet in den indischen Religionen einen idealen, umfassenden Herrscher, der in Orientierung am Dharma ethisch und gütig über die gesamte Welt herrscht. Eine weitere Interpretation des Begriffs lautet der, „dessen Streitwagenräder sich frei bewegen“, im Sinne von „dessen Reisen ohne Hindernis sind.“


    In Hindu-Texten wird die Herrschaft des Chakravartin als vollendetem Gebieter sarvabhauma genannt. In den Schriften des buddhistischen Pali-Kanons wird der Chakravartin häufig mit Buddha parallelisiert. Buddha wird in seiner ersten Lehrrede im Wildpark bei Isipatana als Lehrer dargestellt, der das Rad der Lehre in Bewegung setzt (Pali dhammacakkappavattana sutta). Im Pali-Kanon wird der Chakravartin als Herrscher dargestellt, der Recht walten lässt, Mittellose unterstützt und der für sein Herrschaftshandeln den Rat der Mönche einholt (D 3,26), sowie als Gebieter, der sein Reich auf Grundlage des Gesetzes lenkt (A 3,14).

    Wenn man als Chrakravartin gelten will, ist es gut den Buddhismus zu fördern. Als Prototype des guten Herrschers gilt im Buddhismus Ashoka.


    Der buddhitische Herrscher unterstützt den Orden, während andererseits die Mönche spirituell für das Wohl des Reichs und des Herrschers sorgen.

    Im Vergleich zu den umgebenden Reichen war Tibet ein sehr abgelegene und rückständige Gegend.

    Das durchschnittliche Bruttosozialprodukt pro Einwohner in der Zeit von 1931 bis 1936 habe demnach bei ca. 20 US-Dollar pro Einwohner bei Verwendung des marktüblichen Wechselkurses bzw. ca. 30 US-Dollar unter Berücksichtigung von Kaufkraftparitäten bzw. 40 US-Dollar bei zusätzlicher Berücksichtigung unterschiedlicher Wirtschaftsstrukturen gelegen, womit Tibet wie seine Nachbarn China und Indien zu den ärmsten Regionen der damaligen Welt gehörten.

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    Die Methoden der Landwirtschaft waren primitiv, Düngung war kaum verbreitet, weil der Dung im waldarmen Hochland als Brennmaterial benötigt wurde

    Wohl weil Tibet so arm und rückständig war, war auch die Struktur die eines Feudalsystems. Wenn dauernd Not herrscht, dann beschränkt schon das die Möglichkeiten:

    Die Wirtschaft des Landes war rein agrarisch geprägt, die Landbevölkerung stand dabei in einem feudalen Abhängigkeitsverhältnis zu Staat, Klöstern und Großgrundbesitzern. Eine moderne Infrastruktur und außenpolitische Beziehungen bestanden nur in minimalem Umfang

    Im Rahmen so eines Feudalsystem ( und die Klöster waren ja Feudalherrn ) stellt sich gar nicht so die Frage, wie man sich ein anderes System ausdenkt, sondern wie man inmitten von Mangel über die Runden kommt. Wie reagiere ich auf Missernten, Seuchen, Hungersnöte, Aufstände? Wie schaffe ich es politisch die Mächte rundherum ( China, Mongolen) nicht zu vergraulen? Auch gab es ja gar nicht so stark die Idee, das man ein Gesellschaftsystem zu ändern, sondern nur die Frage, wie man statt eines schlechten Feudalherrn ( unter dem Aufstände, Krieg, Hunger,Seuchen herrschen) ein guter Feudalherr zu sein.


    Ich schätzte, man kann spirituell ziemlich befreit sein und trotzdem innerhalb samsarischer Sachzwänge nur sehr eingenschränkte Handlungsmöglichkeiten haben.