Zuerst möchte ich nochmals mein Bedauern ausdrücken, darüber, dass sich die Threaderstellerin hier leider gar nicht mehr in irgendeiner Weise zu Wort gemeldet hat. Zum einen weil es (wie ich finde) eine sehr konstruktive Diskussion geworden ist und zum anderen, weil es mich persönlich sehr stark interessiert hätte, was davon und wie sie bei Lucky Lucy angekommen ist?
Aber vielleicht weilt sie ja noch irgendwo im Urlaub und ich muss mich einfach nur in Geduld üben. ;0)
Ich hole den Thread hoch, weil ich gerne noch eine genauere Antwort auf meine gestellte Frage hätte. Ich schrieb:
Wenn wir uns nun erlauben, in klassischen Geschlechterrollen zu denken und uns vor Auge führen, dass die Koanpraxis ein -von Männern erdachtes- "upāya" ist, inwieweit erschwert es einer weiblichen Schülerin den allgemeinen Zugang zu Koans?
Welche Meinungen/Erfahrungen gibt es dazu?
Leonie antwortete:
Fridolin
In der Buddha-Natur gibt es kein Geschlecht.
Die Koanpraxis ist auch kein geschicktes Mittel, sondern kann allenfalls dazu missbraucht werden.
In dem Koan "Mu" geht es, wie in allen Koan um die Frage nach der Buddhanatur - Mu ist in diesem Fall die Antwort - aber was ist Mu? Oder was meint Joshu mit diesem Ausdruck?
Joshu hat dem Fragenden als Antwort eine Frage mitgegeben.
Linji hätte vielleicht den Mönch angebrüllt - auch eine Antwort. Und auch eine Frage.
Gutei hätte den Finger gehoben.
Unendlich viele Möglichkeiten um auf diese Frage eine Antwort zu geben.
Deshalb ist dieses Koan, wie alle anderen Koan auch, völlig ausreichend und unerschöpflich. Man kann damit die ganze Zen-Praxis bestreiten. Nur Mu.
Das ist also der WEG. Die beständige Übung ist Mu.
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In der Buddha-Natur gibt es kein Geschlecht ... diese Aussage stellt wohl niemand in Frage.
Wie aber sieht es -geschichtlich betrachtet- aus mit Frauen/Nonnen und Koanarbeit?
Leonie hat ja ein paar Beispiele genannt, wie mögliche Koansituationen aussehen konnten, zu jener Zeit. Da brüllt jemand plötzlich los usw.
Aber es hat ja sehr lange gedauert bis Frauen Zugang zu den Klostern gefunden haben bzw. die Erlaubnis/den Zutritt bekamen.
Wie und wann haben die Frauen Zugang zur Koanpraxis gefunden?
Gab es da in der Geschichte jemanden, der das besonders gefördert hat?
Wenn ich mir als westlicher Mensch z.B. eine asiatische Nonne vorstelle, dann fehlt mir der Glaube, dass diese ein männliches Gegenüber anbrüllen würde.
Mir geht es auch um mögliche geschlechtspezifische Unterschiede in der „Lösung“ eines Koan und um den Wissenstransfer über die Geschlechtergrenzen hinweg.
Natürlich steht außer Frage, dass Frauen prinzipiell „fähig“ sind, Koans zu „lösen“.
Mich interessiert auch, ob es eine weibliche historische Figur gibt, die Koans zu Papier gebracht hat?
Es sind doch ein paar mehr Fragen geworden... vielleicht stoßen sie dennoch auf allgemeines Interesse