Beiträge von Niemand im Thema „Das Selbst“

    @Korx

    ich hatte auch mal ne Zeit, in der mir alle Spirituellen auf den Senkel gingen, weil ich den (nicht ganz aus der Luft gegriffenen) Eindruck hatte, dass viel zu viel Lärm um NICHTS gemacht wird und die Normalos mit ihrer Unaufgeregtheit im Prinzip oft sehr viel näher an der Wahrheit sind. Ich hab mich aber ein bisschen zurück gehalten, weil ich mir fast dachte, dass sich dieses 'auf die Nerven gehen' auch wieder verflüchtigt (und so wars auch). Das war eigentlich auch nur was Aufgeblasenes, aber halt mit ner anderen Farbe.

    Niemand

    Weder Inka Shomei noch Dharmaübertragung noch die Meisteranrede ist im Zen(vornehmlich auch im Westen und bei Westlern) Garant eines( irreversiblen ) Kensho.

    Ich bin da ganz offen.Aus Rücksicht auf Korx.

    er meinte ja nur damit, dass es besser ist, wenn man schon 'gut vorbereitet' ist. Ich versteh grad nicht wirklich, was Du da auszusetzen hast. Können wir auch gerne per PN näher beleuchten, wenn Du magst.

    Nein, er meint nicht seine Illusionen. ER sagte wörtlich: "Das zerstört einen total!" und :"Es ist eine Katastrophe für die, die sich einbilden, dass etwas fabelhaftes geschieht".

    Ich interpretier das so, dass man ja zumindest zu Beginn der Reise etwas für sich erreichen will und die zwar paradoxe, aber scheinbar doch machbare Mission verfolgt, das Ego durch das Ego zu bekämpfen/vernichten. Es bleibt einem ja zunächst mal auch nichts anderes übrig, weil man ja keine andere Arbeitsweise kennt, als aus eigener Kraft etwas für sich zu erreichen.

    Alles, was man sich also an Aufpolitur für sein Ego erhofft (selbst wenn man es für sich nicht so definieren würde) wird irgendwann ent-täuscht. Es platzen allerhand Träume und das kann das bisherige Weltbild und Selbstverständnis ganz schön durchrütteln und zeitweise sehr schwer zu verdauen sein. Man bekommt definitiv nicht das, was man sich erhofft hat, als man mit dem Weg begonnen hat. Zu dieser Tatsache muss irgendwann ein 'Ja' gefunden werden, aus der Hingabe entsteht, die den spirituellen Prozess ohne EInmischung geschehen lässt.

    Es ist für das Ego furchtbar, den Boden unter den Füßen zu verlieren, aber es kann ein freies, bodenloses Leben beginnen, in dem nicht mehr danach gefragt wird, was man dabei erreichen kann. Gerade in der Phase, wo man ganz deutlich merkt, dass das 'alte Leben' nicht mehr trägt, denken Viele, sie würden eher verrückt als befreit und sind auf einen guten Lehrer angewiesen, der ihnen hilft, das Geschehene einzuordnen. Es ist ja für jeden etwas völlig Neues.

    Das Problem ist auch, dass sowas wie ein 'Erleuchtungserlebnis' im Prinzip jederzeit passieren kann und manchmal passiert es auch dann, wenn man eigentlich noch garnicht bereit ist und dieses 'Ja' noch garnicht vorherrscht und auch durch dieses Erlebnis nicht hopplahopp entsteht. Dann hat man vielleicht was erfahren, was man garnicht wahr haben will und es kann schwierig werden.


    Mein Lehrer sagte mal: 'Je länger es dauert, desto besser'.

    Erleuchtung kann also durchaus erstmal ein Fluch sein.

    Tut es ja auch, aber eben als Vorstellung. Oder weiß Du immer wie dein Gesicht vom anderen gesehen wird. Dein Unwissen wie dein Gesicht sich zeigt spiegelt sich in dem Gesicht das der andere zeigt.

    Wenn es ohne zutun erscheint braucht ja auch niemand anfangen, es zu beurteilen bzw. sich eine Vorstellung davon zu machen (oder reden wir da vllt. wieder aneinander vorbei?).


    Was ist denn eine Intellekt-basierte Praktik? Gibt es einen vom Gefühl getrennten Intellekt? Gibt es so ein vom Gefühl und der Wahrnehmung getrenntes intellektuelles Verstehen im Gegensatz zu einem anderen Verstehen?

    Unter "Intellekt-basierter Praktik" verstehe ich das Hängen an den Worten, aber an Gefühlen kann man genauso hängen. Ich würde den Unterschied eher in der Offenheit begründen, mit der geübt wird. Unter 'Verstehen' verstehe ich dann, etwas nachvollziehen oder einüben zu wollen, was man z.B. im PK gelesen hat. Die andere Art der Praxis wäre dann, völlig ergebnis- und er erwartungsoffen zu lauschen, wie es sich denn tatsächlich offenbaren will. Was aber nicht heißt, sich deswegen nicht mehr mit den Worten auseinander zu setzen - aber die Worte sind dann kein Kontrollinstrument mehr, weil die Kontrolle über den Prozess aufgegeben wird.

    Was beleuchtet denn das Licht wenn es nach innen gewendet wird? Das Selbst.

    Das wird dann erleuchtet. Das Selbst muss dann das Licht werden und was beleuchtet dann das SelbstLicht? Das leere Leere, nichts wird gesehen, denn das ist das ursprüngliche Gesicht, das eben nicht da ist, weil Das Licht umgestellt wurde.

    Die wunderschöne Welt die ich mir zusammengebastelt hat ist ?????

    Da ist aber immernoch Leben, obwohl es niemandem gehört und da ist immernoch ein Körper, obwohl er niemandem gehört. Also kann sich doch auch ein Gesicht manifestieren, das niemandem gehört.

    Genauer beschaut ... handelt es sich hier für mich um eine schöne Anweisung zu einer weltlichen Lebenspraxis.

    wie kommst Du darauf?

    Es wird ja nicht gesagt, dass man alle Praktiken fallen lassen soll, sondern nur die Intellekt-basierten und statt dessen quasi den Fokus neu ausrichten sollte, von den äußeren Worten nach innen.


    Aber verstehen, das tut man oder man tut es nicht.

    im zweiten Teil nach dem "rückwärtigen Schritt" ist ja von "Verstehen" garnicht mehr die Rede. Da gehts ja eher um ein Erkennen, dass das intellektuell zuvor verstandene tatsächlich ganz umfassend und durchdringend mit dem eigenen Leben ausgedrückt wird.


    Für mich ist das einfach ein Apell, nicht bei den Worten stecken zu bleiben, sondern es auch selber raus zu finden.

    Ich versteh das auch nicht als Abwertung der Worte.


    Das mit dem Gesicht könnte man auch so verstehen, dass die Masken abfallen, die man seither mangels Einsicht aufgesetzt hat, ohne das Maskenhafte daran zu erkennen. So eine Art Ego-Maske, die dann los gelassen werden kann. Das kann auch eine verkopft spirituelle Maske sein.

    Die überlieferten Fähigkeiten wie auf Wasser gehen usw. sind m.E. eher Nebenerscheinungen, ich weiss jetzt nicht ob dazu überhaupt eine völlige Überwindung der Selbstvorstellung nötig wäre.

    Wenn man das wörtlich nimmt sollte man sich nicht wundern, wenn Manche auch glauben, dass die Welt in 6 Tagen erschaffen wurde und Jungfrauen schwanger werden können.

    Ein Problem ist, dass ein metaphorisches Ziel, nichts anderes ist m.E. das Ziel der Befreiung, ausgerechnet mit dem Abbau eines „Selbst“ erreicht werden soll; einem „Selbst“, das es eigentlich gar nicht gibt.

    Die Frage ist hierbei, wie realistisch ist die Zielsetzung, wenn der Weg zum Ziel (Nibbana) über die Vernichtung eines eigentlich nicht vorhandenen „Selbst“ führen soll? Ist Nibbana vielleicht selbst ein „Selbst“, auch nur eine Vorstellung, die sich disziplinierend auf dem Pfad auswirken soll?

      

    Ich weiß, Buddha hat dazu was anderes gesagt, er hat aber auch davon berichtet, dass jemand, der das „Selbst“ überwunden hat, über Wasser, durch Berge und durch Wände gehen kann; Beweise dafür ist er aber schuldig geblieben……………oder war das auch nur metaphorische gemeint?

    Auf der logischen Ebene ist das immer paradox und das Ziel gibt es auch nur auf der logischen Ebene. Als Buddha erwachte sah er ja auch, dass alle und alles schon am Ziel ist. Es gibt 'eigentlich' nichts zu tun, weil es 'eigentlich' kein Selbst gibt, aber dieses 'eigentlich' steckt hinter der Logikebene und kann nicht logisch erschlossen, sondern nur erfahren werden und wenn es erfahren wurde kann es auch nicht einfach in die Logikebene übertragen werden. Ich würde nie von 'Vernichtung des Selbst' reden, sondern eher von einer 'Transparentwerdung des Selbst für die dahinter liegende Ebene'. Um das Selbst aber auf diese Transparenz vorzubereiten muss man mit seinen Mitteln arbeiten und da gehören Ziele dazu. Das ist also keine Verarschung, sondern eine geniale Notlösung. Buddha beschränkt sich auf das, was man sagen kann - was hätte er sonst tun sollen...

    Er hat ihn doch rückwirkend "beschrieben".

    Das beantwortet aber meine Fragen nicht. Kannst du meine Fragen beantworten? Oder jemand anderes, der das auch so sieht?

    Ich meine, es ist so zu verstehen, dass man sich irgendwann nicht mehr an die Worte, die den 8-fachen Pfad beschreiben in Form eines Prüfenden-Über-Ich halten muss, weil da ohnehin nichts mehr ist, was dem Beschriebenen im Wege steht. Davor ist es ja eine Hilfe, dass man sich versucht dran zu halten, obwohl es noch Widerstände gibt. Es ist ja auch gut, sich von weisen Worten sagen zu lassen, was sich irgendwann als Einsicht ganz natürlich ergibt.

    Im Christentum gab/gibt es ja das gleiche Problem mit dem Namen Gottes. Da steht in der Bibel JHWH und die Juden sagten, man solle den Namen nicht aussprechen (weil man sich dann wieder was drunter vorstellt). Andere wollten das nicht akzeptieren und machen "Jehova" draus, oder sie lesen an der Stelle ein "HERR". Das sind genauso Platzhalter wie die Buddhanatur oder das wahre Selbst.


    Mit der heutigen, digitalen Technik würde man statt dieser Begriffe vielleicht ein kleines Fernsehrauschen in der Größe eines Wortes als animated gif oder bei gesprochenem Text einen Schimpfwort-Pieps einbauen. Dann würde man aber wahrscheinlich immer noch drüber spekulieren, was das eigentlich ist, was da eigentlich nicht ist.


    Jehova, Jehova, Jehova!