Beiträge von mukti im Thema „Nirvana und Nihilismus-Vorwürfe“

    Nibbana bezeichnet nicht nur eine Negation :


    Zitat

    "Zeigen will ich euch, ihr Mönche:

    (14) das Trieblose, (anāsava)

    (15) die Wahrheit, (sacca)

    (16) das Transzendente, (pāra)

    (17) das Feine, (nipuṇa)

    (18) das gar schwer zu Sehende, (sududdasa)

    (19) das Unverwelkliche, (ajajjara)

    (20) das Bleibende, (dhuva)

    (21) das Unauflösliche, (apalokita)

    (22) das Unsichtbare, (anidassana)

    (23) das nicht Abgesonderte, (nippapañca)

    (24) das Stille, (santa)

    (25) das Todlose, (amata)

    (26) das Erlesene, (paṇīta)

    (27) das Glück, (siva)

    (28) den Frieden, (khema)

    (29) die Durstversiegung, (taṇhākkhaya)

    (30) das Erstaunliche, (acchariya)

    (31) das Außerordentliche, (abbhuta)

    (32) das Notlose, [sichere, gesunde, heile] (anītika)

    (33) das notlose Ding, (anītikadhamma)

    (34) die Wunschlosigkeit, (nibbāna)

    (35) das Unbedrängte, (abyāpajjha)

    (36) die Entreizung, (virāga)

    (37) das Lautere, (suddhi)

    (38) die Erlösung, (mutti)

    (39) das Haftlose, (anālaya)

    (40) das Eiland (dīpa)

    (41) die Geborgenheit, (leṇa)

    (42) den Schutz, (tāṇa)

    (43) die Zuflucht, (saraṇa)

    (44) das andere Ufer, das Ziel, das Ende (parāyana)


    Samyutta Nikaya 43


    Es gibt noch weitere positive Bezeichnungen in den Lehrreden wie "Die Stätte höchsten Friedens, das Ungeborene, die unvergleichliche Sicherheit u.a.

    Es geht in der Lehrrede A.XI.7-8 aus der ich zitiert habe um eine Sammlung, in der es keine Wahrmehmung gibt der Elemente, von Jhanazuständen, und von etwas das gesehen, gehört, empfunden, erkannt, erreicht, gesucht, im Geiste erforscht ist. Und doch ist Wahrnehmung.

    Ja, auch in dieser Lehrrede geht er bezeichnender Weise nur bis zur

    Grenzscheide möglicher Wahrnehmung und nicht bis zur Auflösung

    der Wahrnehmbarkeit (saññā-vedayitā -nirodho)

    Stimmt, gute Erklärung :like:

    Dann muss es ja noch etwas von den zwölf Gliedern geben, das dann Nibbana wahrnehmen kann :?

    Ist Nibbana etwas wahrnehmbares? Ist nicht alles wahrnehmbares bedingt entstanden?
    Wahrnehmung ist aus meiner Sicht nur innerhalb der Dualität möglich. Ist immer ein Ichen.

    Ich will jetzt nicht wieder verwirren, aber in Pali gibt es verschiedene Begriffe, sh. Tabelle: Mulapariyaya Sutta The Root Sequence

    Soll das jetzt auch das Saññā Sutta betreffen?

    Dann muss es ja noch etwas von den zwölf Gliedern geben, das dann Nibbana wahrnehmen kann :?

    Ja und auf Almosen geht er auch noch.

    Genau das wird auch gesagt und das "Nicht mehr Anhangen" (Nibbana) kann

    wahrgenommen werden. Dadurch ist er dann völlig frei von den zwölf Gliedern.

    Es geht in der Lehrrede A.XI.7-8 aus der ich zitiert habe um eine Sammlung, in der es keine Wahrmehmung gibt der Elemente, von Jhanazuständen, und von etwas das gesehen, gehört, empfunden, erkannt, erreicht, gesucht, im Geiste erforscht ist. Und doch ist Wahrnehmung.

    Ist damit vielleicht nur die Auflösung der Wahrnehmbarkeit unseres Samsara-Bewusstseins gemeint? D,h. die Wahrnehmungen, die aufgrund der Zwölf Glieder entstehen? Denn diese sind Samsara.

    :like:Genau welche Wahrnehmung auch sonnst?;)

    Es dürfte schon eine Wahrnehmung geben die nicht aufgrund der zwölf Glieder entsteht:


    Zitat

    »Mag wohl, o Herr, der Mönch eine solche Sammlung erreichen,

    daß er angesichts der Erde ohne Wahrnehmung der Erde ist, daß er angesichts des Wassers ohne Wahrnehmung des Wassers ist, daß er angesichts des Feuers ohne Wahrnehmung des Feuers ist, daß er angesichts des Windes ohne Wahrnehmung des Windes ist, daß er angesichts des Gebietes der Raumunendlichkeit ohne Wahrnehmung des Gebietes der Raumunendlichkeit ist, daß er angesichts des Gebietes der Bewußtseinsunendlichkeit ohne Wahrnehmung des Gebietes der Bewußtseinsunendlichkeit ist, daß er angesichts des Gebietes der Nichtsheit ohne Wahrnehmung des Gebietes der Nichtsheit ist, daß angesichts des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung ohne Wahrnehmung des Gebietes der Weder-Wahrnehmung-noch-Nichtwahrnehmung ist, daß er angesichts dieser Welt ohne Wahrnehmung dieser Welt ist, daß er angesichts jener Welt ohne Wahrnehmung jener Welt ist, daß er angesichts dessen, was er gesehen, gehört, empfunden, erkannt, erreicht, gesucht, im Geiste erforscht hat, auch dabei ohne Wahrnehmung ist,

    und daß er dennoch Wahrnehmung besitzt?«


    »Ja, Ānanda, wohl mag der Mönch eine solche Sammlung erreichen.«


    »Wie aber, o Herr, mag der Mönch eine solche Sammlung erreichen?«


    »Da, Ānanda, hat der Mönch diese Wahrnehmung:

    'Das ist der Friede, das ist das Erhabene, nämlich der Stillstand aller karmischen Bildekräfte, die Loslösung von allen Daseinsgrundlagen, die Versiegung des Begehrens, die Entsüchtung, Erlöschung, Nibbāna.'

    A.XI.7-8

    Ich sehe auch keine Nachweise, aber eines ist ja erfahrbar: Je weniger man braucht, desto größer die Freiheit und das Glück. Da ist es nicht weit hergeholt zu glauben, dass bei vollkommener Entsagung/Begierdelosigkeit Freiheit und Glück vollkommen sind.


    Ja natürlich, das sehe ich genau so. Aber das ist ja auch abgedeckt durch klassische Philosophien, z.B. die Stoiker lehren genau das gleiche. Nirvana treibt das ganze doch ziemlich weit, indem "nichts mehr da ist". Das würde für mich bedeuten, ganz plump gesagt, dass Freiheit und Glück, die ja angestrebt wurden, gar nicht erfahren werden können, da ja kein Bewusstseinsstrom mehr existiert.

    Gegenwärtig ist mir nur nachvollziehbar dass Glück wunschlos ist: Wenn ein Wunsch erfüllt ist, gibt es einen Moment des Glücks, weil er eben nicht mehr da ist. Also wäre es am Besten von Wünschen/Begehren gleich ganz frei zu sein.


    Das endgültige Versiegen von Gier, Hass und Verblendung wird als Nibbana bezeichnet. Dort gibt es kein Glücksgefühl :


    Zitat

    »Ein Glück, ihr Brüder, ist das Nibbāna! Ein Glück, o Brüder, ist das Nibbāna!«

    Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Udāyi zum ehrwürdigen Sāriputta also:

    »Wie kann denn, o Bruder, ein Glück dort bestehen, wo es keine Gefühle mehr gibt?«

    -»Darin, o Bruder, besteht ja gerade das Glück, daß es dort keine Gefühle mehr gibt.<

    A.IX.34


    Das kann ich kaum nachvollziehen und habe es nicht erfahren, Aber dass ich es mit dem getrübten Geist jetzt nicht erkennen kann, zwingt mich nicht zu irgendwelchen Schlussfolgerungen. Einstweilen ist Nibbana ein Mysterium jenseits aller Vorstellungen.


    Was ich selber erfahre, daran kann ich weiter arbeiten und irgendwann, wie lange es auch dauern mag, wird sich das offenbaren.

    Aber hier sind wir wieder beim Punkt: Ich denke mal, wenn ich 100% von Nirvana überzeugt bin, dann ergibt sich daraus auch die Disziplin, genauso wie wenn ich 5x am Tag bete, wenn ich zu 100% vom Paradies überzeugt bin. Beides sind metaphysische Konzepte ohne die geringste Spur von tatsächlichen Nachweisen. Oder gibt es die vielleicht und ich hab sie bis jetzt übersehen?

    Ich sehe auch keine Nachweise, aber eines ist ja erfahrbar: Je weniger man braucht, desto größer die Freiheit und das Glück. Da ist es nicht weit hergeholt zu glauben, dass bei vollkommener Entsagung/Begierdelosigkeit Freiheit und Glück vollkommen sind. Leider erliegt man oft sinnlichen Freuden und haftet daran, so dass das vorübergehende Leid, das entsteht wenn man sie aufgibt, schwer erträglich scheint.