Was mir öfter auffällt ist der "Fluss" des Bewusstseins - ununterbrochen wechseln die Wahrnehmungen der Sinne und des Geistes, wer weiß wieviel millionen mal am Tag, in einer Stunde. Der Versuch das alles bloß zu beobachten führt zu einem relativen Ruhepunkt, wobei sich sich dann die Frage ergibt ob der dauerhaft ist. Aber wäre er dauerhaft, müsste er auch ohne Wahrnehmung existieren, das mysteriöse "wahre Selbst". Das wäre aber wiederum nicht erkennbar, wenn nichts da wäre, also ist es müßig sich darüber Gedanken zu machen.
Eigentlich kann er auch gar nicht Dauerhaft sein.
Der Ruhepunkt ist Bewusstsein auf Bewusstsein angewandt. Wenn das Bewusstsein in einem Moment den Fokus auf das Bewusstsein legt, dann erkennt es sich selbst. Das ist, was wir Selbst-Bewusstsein nennen. Die Idee, dass jenseits von Bewusstsein ein Selbst wäre, ist ja eine deutliche Fehlinterpretation, denn "Selbst" beschreibt nur den Moment des sich selbst Erkennens. Wenn ich aber Bewusstsein bin ohne Selbst, dann kann nicht "ich selbst" reinkarnieren.
Das war für mich mit der Zeit das größte Problem an den hinduistischen Reinkarnationslehren. Wenn ich weiß, dass Atman im Grunde Brahman ist, weil eben ein unabhängiges Selbst nicht dauerhaft existiert, dann kann Atman aber auch nicht reinkarnieren, weil es ja kein unabhängiges Selbst gibst, was reinkarnieren könne.
Das habe ich mir genauer anzusehen versucht, bitte zu berücksichtigen dass ich damit keine Kritik oder Belehrung beabsichtige. Es ist keine absolute Wahrheit, nur eine kleine Betrachtung mit meinen recht unzulänglichen Fähigkeiten.
Der Ruhepunkt ist Bewusstsein auf Bewusstsein angewandt. Wenn das Bewusstsein in einem Moment den Fokus auf das Bewusstsein legt, dann erkennt es sich selbst. Das ist, was wir Selbst-Bewusstsein nennen.
Geht das? Damit Bewusstsein entstehen kann sind Objekte nötig über die es bewusst ist:
Abhängig vom Auge und Formen entsteht Sehbewußtsein; abhängig vom Ohr und Klängen entsteht Hörbewußtsein; abhängig von der Nase und Gerüchen entsteht Riechbewußtsein; abhängig von der Zunge und Geschmäckern entsteht Schmeckbewußtsein; abhängig vom Körper und Berührungsobjekten entsteht Berührungsbewußtsein; abhängig vom Geist und Geistesobjekten entsteht Geistbewußtsein. M.148.
Man sieht, hört, riecht, schmeckt und berührt etwas, man denkt, fühlt und will etwas. Das Bewusstsein selber ist nicht
Auge und nicht Form, nicht Ohr oder Klang, Nase oder Geruch, Zunge oder Geschmack, Körper oder Berührungsobjekt. Es ist über all das lediglich bewusst. Es erzeugt keine Gedanken, es ist lediglich über ihre Entstehung bewusst und über die Inhalte die sie darstellen: es ist darüber bewusst wenn an etwas gedacht wird. Es fühlt nichts, es ist darüber bewusst dass etwas gefühlt wird, es will nichts, es ist darüber bewusst dass etwas gewollt wird. Und es handelt nicht. "Es erfährt", sagt der Buddha in M.148.
Bewusstsein ist das, was Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten, Denken, Fühlen und Wollen erfährt.
Das Bewusstsein selber kann ich nicht sehen, es lässt sich mit keinem der Sinnesorgane erfahren, durch keinen Gedanken erdenken, nicht fühlen und nicht wollen, es ist einfach da zugleich mit den Objekten. Dass es vorhanden ist, zeigt sich darin dass es das alles erfährt, darüber bewusst ist. Weil man etwas sieht, weiß man dass es Sehbewusstsein gibt usw. Wäre es jemals über sich selbst bewusst, wäre es nicht von den Objekten abhängig, über die es bewusst ist. Die Objekte sind Bedingung für sein Vorhandensein, es ist nicht durch sich selbst bedingt. Es kann sich nicht selber erkennen.
Was wir Selbstbewusstsein nennen, ist vorgestellte Identität: Körper/Geist werden aufgrund von Begehren als Selbst angenommen, das ist die Vorstellung dass ich Körper/Geist bin die nicht der Wirklichkeit entspricht, Verblendung ist. Zu den fünf Daseinsfaktoren sagt der Buddha immer wieder: "Das bin ich nicht, das gehört mir nicht, das ist nicht mein Selbst." (M.22. u.a.)
Die Idee, dass jenseits von Bewusstsein ein Selbst wäre, ist ja eine deutliche Fehlinterpretation, denn "Selbst" beschreibt nur den Moment des sich selbst Erkennens. Wenn ich aber Bewusstsein bin ohne Selbst, dann kann nicht "ich selbst" reinkarnieren.
Dass jenseits von Bewusstsein ein Selbst wäre, kann nicht mehr sein als eine Idee, eine Vorstellung, ein Gedankenkonstrukt. Weil das ja dann etwas wäre worüber man nie bewusst sein könnte.
Sich selbst zu erkennen beruht auf der Vorstellung dass Körper/Geist ein Selbst sind. Bewusstsein und alles das worüber es bewusst ist, ist ohne Selbst, besteht nicht aus sich selbst heraus sondern immer aufgrund von Bedingungen, in einem Bedingungszusammenhang ohne Grundlage die aus sich selbst bestünde. Bewusstsein ist nicht von selbst, also kann kein Selbst reinkarnieren.
Das war für mich mit der Zeit das größte Problem an den hinduistischen Reinkarnationslehren. Wenn ich weiß, dass Atman im Grunde Brahman ist, weil eben ein unabhängiges Selbst nicht dauerhaft existiert, dann kann Atman aber auch nicht reinkarnieren, weil es ja kein unabhängiges Selbst gibst, was reinkarnieren könne.
Nach dieser Lehre ist Atman sozusagen das eingesperrte Brahman. Der Eindruck etwas zu sein dass sich von allem anderen unterscheidet, ist Maya, Illusion. Ich bin alles, ich bin Brahman. Brahman existiert aus sich selbst heraus, ohne Ursache. Es ist sat-cit-ananda: ewig seiend, bewusst und wissend, sowie glückselig. Wenn durchschaut wird dass ich nicht Körper/Geist bin, dann ist Atman erreicht. Bewusstsein ohne Ich, aus sich selbst heraus bestehend, das wahre Selbst. Das ist von nichts getrennt und daher Brahman, sagt der Advaita Vedanta. Das scheint eine Parallele zu haben zum buddhistischen Jhana der Bewusstseinsunendlichkeit und könnte eine Erfahrung sein die der angehende Buddha bei seinen Yogalehrern gemacht und als unzulänglich verworfen hat.
Nach dieser Lehre reinkarniert Atman nicht, wenn es von der Illusion der Getrenntheit befreit ist. Ist also Atman verwirklicht löst sich die Trennung auf und es gibt kein Werden als Einzelwesen mehr, das ist Brahman.