Schon Schopenhauer hat über den Lärm gewettert, was würde er heute sagen? Vielleicht würde er jetzt vom mittlerweile bekannteren Buddhismus mehr darüber lernen können.
Unmöglich könnte, wenn diese Welt von eigentlich denkenden Wesen
bevölkert wäre, der Lärm jeder Art so unbeschränkt erlaubt und freigegeben
sein, wie sogar der entsetzlichste und dabei zwecklose es ist.
(P. II, 535.)
Die allgemeine Toleranz gegen unnötigen Lärm, z. B. gegen das
so höchst ungezogene und gemeine Türenwerfen, ist geradezu ein
Zeichen der allgemeinen Stumpfheit und Gedankenleere der Köpfe.
(P. II, 681.)
Ganz zivilisiert werden wir erst sein, wann auch die
Ohren nicht mehr vogelfrei sein werden und nicht Jedem das Recht
zustehen wird, das Bewusstsein jedes denkenden Wesens auf tausend
Schritte in die Runde zu durchschneiden mittelst Pfeifen, Heulen,
Brüllen, Hämmern, Peitschenklatschen, Bellenlassen u. s. w. (W. II, 35.)
Das Gehör ist ein passiver Sinn. Daher wirken Töne störend
und feindlich auf unseren Geist, und zwar um so mehr, je tätiger
und entwickelter dieser ist; sie zerreißen alle Gedanken, zerrütten
momentan die Denkkraft. Es ist dies daraus erklärlich, dass das Hören
vermöge einer mechanischen Erschütterung des Gehörnervens vor sich
geht, die sich sogleich bis tief ins Gehirn fortpflanzt, dessen ganze
Masse die durch den Gehörnerven erregten Schwingungen dröhnend
mit empfindet. Denkende Köpfe und überhaupt Leute von vielem Geist
können daher keinen Lärm vertragen. Bewunderungswürdig dagegen
ist die Unempfindlichkeit gewöhnlicher Köpfe gegen den Lärm. Die
Quantität Lärm, die Jeder unbeschwert vertragen kann, steht wirklich
in umgekehrtem Verhältnis zu seinen Geisteskräften und kann als das
ungefähre Maß derselben betrachtet werden. (W. II, 33—35. P. II, 678 fg.)