Beiträge von Sudhana im Thema „Unterschied zwischen Pīti und Sukha“

    Ist "Freude" objektbezogen mit Anhaftung, ohne Reflektion?

    Piti: objektbezogen, ohne durchdringen des Glücksgefühls?

    Sukha: durchdringendes Glücksgefühl, mit "Reflektion"?

    Bei den beiden Begriffen ist zu beachten, dass die Bedeutung, soweit sie sich aus dem Kontext ergibt, im Suttapitaka noch nicht ganz konsistent bzw. differenziert ist (vgl. insbes. AN.IV.62, AN.III.65, AN.VIII.54). Sie sind es jedoch im Abhidhamma bzw. der Kommentarliteratur. Dabei ist insbesondere zu beachten, dass sukha zum vedanākkhandha gehört, also 'Empfindung' ist - wobei das 'Denkvermögen' manas ebenfalls als eine der 'Sinnesfähigkeiten' (indriya) gilt, und zwar für Begriffe (dharmas) als 'Sinnesobjekte' (visaya). Pīti jedoch gehört zum sankhārakkhandha (Gestaltungen, Formationen) als cetasika (genauer: ein 'sekundäres' pakinnakā-cetasika). Kurz gefasst kann man dies auf die Formel bringen, dass sukha eine sensuell (im erweiterten buddhistischen Sinn, s.o.) empfundene Freude ist, pīti hingegen eine geistig gestaltete. Nicht zufällig findet sich im Englischen für pīti auch häufig die Übersetzung 'interest' - also ein auf Objekte (eben sukha oder pāmojja) gerichtetes Interesse.


    Es wurde hier bereits von Monikadie4. auf das Visuddhimagga verwiesen; das Beispiel mit dem Teich am Waldrand stammt auch von dort. Ich zitiere mal die entsprechende Passage. Kontext sind die vier jhana, wobei pīti im 3. jhana schwindet (und daher im 4. jhana nichtexistent ist), während sukha im 4. jhana aufgegeben wird bzw. die entsprechenden kkhandha 'stillgelegt' werden. Dies steht im Zusammenhang mit dem Entstehen und der Zunahme von Gleichmut (upekkhā) im 3. jhana bzw. dem Übergang zu 'reiner', mit Achtsamkeit verbundenem Gleichmut (upekkhāsatipārisuddhi) im 4. jhana.


    Zitat

    In dem Ausdruck "von Verzückung und Glücksgefühl erfüllt" (pīti-sukha) bedeutet "Verzückung" (pīti, freudige Anteilnahme, Interesse, Begeisterung usw.) soviel wie 'freudig erregen'. Das Merkmal der Verzückung besteht im Liebgewinnen (des Objekts), ihr Wesen im Anregen des Körpers und des Geistes, oder im Durchdringen von Körper und Geist, ihre Äußerung in Gehobenheit.


    Die Verzückung nun ist von fünferlei Art:

    • leichte Verzückung,
    • momentane Verzückung,
    • überströmende Verzückung,
    • emportreibende ' Verzückung und
    • durchdringende Verzückung.


    Unter diesen vermag die 'leichte Verzückung' (khuddikā pīti) bloß ein Haarsträuben am Körper zu erzeugen. -

    Die 'momentane Verzückung' (khanikā pīti) gleicht dem von Augenblick zu Augenblick zuckenden Blitze. -

    Und gleichsam wie die Woge das Meerufer (überflutet und sich daran bricht), so bricht sich die 'überströmende Verzückung' (okkantikā pīti) nach wiederholtem Überfluten des Körpers. -

    Die 'emportreibende Verzückung' (ubbega-pīti) ist mächtig; sie treibt den Körper in die Höhe und besitzt das Merkmal, daß sie denselben in die Lüfte emporsteigen läßt. So nämlich erging es dem im Punnavallika Kloster wohnenden Ordensälteren Mahātissa. Derselbe hatte sich am Abend eines Vollmondtages zum Pagodenhofe begeben; und beim Anblick des Mondlichtes, sein Gesicht der großen Pagode zugewandt, und aufgrund der schon früher vor der Großen Pagode (bei Anurādhapura) gehabten Vorstellung 'Wahrlich, in diesem Augenblicke verehren die vier Jüngergemeinden (Mönche, Nonnen, Anhänger, Anhängerinnen) die Große Pagode', brachte er die mit der Vorstellung des Erleuchteten verbundene emportreibende Verzückung zum Aufsteigen. Und wie ein auf einem Zementboden aufgeschlagener Spielball stieg er in die Lüfte empor und kam auf den Hof der großen Pagode zu stehn. Ebenso auch ist in dem beim Girikandaka-Vihāra (Felsbergkloster) liegende Dorf Vattakālaka eine Haustochter infolge der mit intensiver Vorstellung des Erleuchteten verbundenen emportreibenden Verzückung in die Lüfte emporgestiegen. Wie es heißt, waren ihre Eltern, um die Lehre zu hören, am Abend zum Kloster gegangen und hatten ihr beim Weggehen gesagt: "Liebe Tochter, du bist schwanger; du kannst nicht zur Unzeit umherwandern. Wir wollen die Lehre anhören und das (dadurch erwirkte) Verdienst (patti), auf dich übertragen." Obgleich jene auch gerne hingegangen wäre, vermochte sie doch nicht den Worten ihrer Eltern zuwider zu handeln und blieb zu Hause. Während sie aber im Hofe ihres Hauses stand und beim Mondscheine nach dem Hof der Himmelspagode schaute, erblickte sie das Darbringen von Lichtern vor der Pagode und sah, wie die vier Jüngergemeinden (Mönche, Nonnen, Anhänger und Anhängerinnen) Blumen, Riechstoffe und dergleichen vor der Pagode opferten und dieselbe ehrfurchtsvoll umwandelten; auch vernahm sie den Klang der gemeinschaftlichen Rezitation der Mönchsgemeinde. Da dachte sie: 'Wahrlich, gesegnet sind doch jene, die die Gelegenheit finden, zum Kloster zu gehen und auf solchem Pagodenhofe umherzuwandeln und solch milde Lehrrede anzuhören'; und während sie so die einem Perlenhaufen gleichende Pagode erblickte, stieg die emportreibende Verzückung in ihr auf. Und in die Lüfte emporsteigend, hatte sie schon vor ihren Eltern sich auf den Hof der Himmelspagode niedergelassen, hatte der Pagode Verehrung dargebracht und stand da, um die Lehre anzuhören. Darauf kamen ihre beiden Eltern an und fragten sie: "Liebe Tochter, auf welchem Wege bist du denn hierher gekommen?" "Durch die Lüfte bin ich gekommen, nicht auf einem Wege," erwiderte sie. "Liebe Tochter, durch die Lüfte wandern bloß die Triebversiegten; wie bist du also gekommen?" Auf diese Worte hin sprach jene: "Während ich beim Mondscheine nach der Pagode schauend dastand, erhob sich in mir eine mit der Vorstellung des Erleuchteten verbundene mächtige Verzückung. Ich wußte nicht, stand ich oder saß ich; zugleich aber mit dem aufgefaßten Vorstellungsbilde erhob ich mich in die Lüfte und kam auf den Pagodenhof zu stehen." Auf diese Weise hat die emportreibende Verzückung die Eigenschaft einen in die Lüfte emporzuheben. - Beim Aufsteigen der 'durchdringenden Verzückung' (pharanā-pīti) aber ist der ganze Körper davon erfüllt und wie eine aufgeblasene, gefüllte Blase, oder wie das von einer großen Wasserflut erfüllte Berginnere.


    Indem nun diese fünffache Verzückung zum Entstehen und zur Reife gelangt, bewirkt sie ein zweifaches Gestilltsein (passaddhi): Gestilltsein der Geistesfaktoren (kāya-passaddhi) und Gestilltsein des Bewußtseins (citta-passadhi). Während aber das Gestilltsein zum Entstehen und zur Reife gelangt, bewirkt es ein zweifaches Wohlgefühl: körperliches und geistiges. Und während das Wohlgefühl zum Entstehen und zur Reife gelangt, bewirkt es eine dreifache Sammlung: Momentane Sammlung, Angrenzende Sammlung und Volle Sammlung. Die dabei als Grundlage der Vollen Sammlung anwachsende und mit der Sammlung sich vereinigende durchdringende Verzückung (pharanā-pīti) aber: diese ist hier gemeint.


    Der zweite Begriff, das "Glücksgefühl" (sukha), bedeutet das Beglücktsein, oder es heißt 'su-kha', weil es das körperliche und geistige Bedrücktsein gründlich (= su-) aufzehrt (khād) oder zerstört (khan). Das Merkmal desselben besteht im Wohlbefinden, sein Wesen im Anwachsenlassen der damit verbundenen Geisteszustände, und seine Äußerung in Unterstützung derselben. Wenn auch beide (Verzückung und Glücksgefühl) häufig ungetrennt sind, so gilt doch die Zufriedenheit bei Erlangung des erwünschten Objekts als 'Verzückung', und das Genießen des erlangten Genußobjektes (rasânubhavana) als 'Glücksgefühl'. Wo immer Verzückung ist, da ist Glücksgefühl. Wo aber Glücksgefühl ist, da ist nicht notwendigerweise Verzückung. Verzückung (pīti) ist in der 'Gruppe der Geistesformationen' (sankhāra-kkhandha) eingeschlossen, das Glücksgefühl (sukha) aber in der des 'Gefühls' (vedanā-kkhandha).


    Verzückung gleicht der Empfindung, die ein in der Wüste Schmachtender hat, sobald er Wald oder Wasser erblickt, oder davon hört; Glücksgefühl dagegen gleicht dem Empfinden, das er beim Eintritt in den Waldesschatten und beim Genießen des Wassers hat. Eben wegen der Deutlichkeit bei diesen beiden Gelegenheiten wurde dies gesagt, wie einzusehen. Weil somit diese Verzückung und dieses Glücksgefühl jener Vertiefung eignen oder in jener Vertiefung anwesend sind, darum bezeichnet man jene Vertiefung als 'von Verzückung und Glücksgefühl erfüllt'. Oder aber, 'pīti-sukham' bedeutet, nach Analogie von 'dhamma-vinayo' (Gesetz und Disziplin) usw., 'Verzückung und Glücksgefühl'. Weil nun in Abgeschiedenheit gezeugte Verzückung und Glücksgefühl dieser Vertiefung eignen oder in dieser Vertiefung anwesend sind, so gilt auch diese Vertiefung als 'von der in der Abgeschiedenheit gezeugten Verzückung und Glücksgefühl erfüllt'. Denn gleichwie die Vertiefung, so sind auch darin Verzückung und Glücksgefühl in der Abgeschiedenheit gezeugt; weil nun diese Dinge der Vertiefung eignen, daher ist es ebenfalls richtig, diese Vertiefung durch ein einziges Wort zu bezeichnen, nämlich als: 'in Abgeschiedenheit gezeugte Verzückung und Glücksgefühl besitzend'. In Vibhanga (p.257) jedoch heißt es so: "Dieses Glücksgefühl ist von dieser Verzückung begleitet usw." Aber auch dort hat man den Sinn in der gleichen Weise zu verstehen.

    (Übersetzung Nyanatiloka)


    Ergänzend noch die offtopic - Anmerkung, dass im Mahāyāna pīti keine besondere Rolle spielt, dafür jedoch der Begriff sukha deutlich differenzierter entwickelt ist. Grundlage sind hier insbesondere zwei Nagārjuna zugeschriebene Texte, das Mahāprajñāpāramitāśāstra und das Dharmasaṃgraha.


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