Beiträge von Alephant im Thema „Entsüchtung“

    Schneelöwin


    Ich würde sagen, ohne konkrete Erfahrung kann man konkret nichts durchschauen. Also ohne eine schmerzliche Erfahrung wird man einen Schmerz nicht kennenlernen, und sich auch nicht fragen und feststellen können, warum der Schmerz ist, also wie er zustandegekommen ist.


    Zuerst eine leidige auch weil ungewollte Entsagungserfahrung, dann das darüber nachdenken und reflektieren, um bei der nächsten Möglichkeit derart falsch anzufassen/zu ergreifen, nicht dasselbe erneut zu tun.


    Wahrnehmung, also auch Gefühl bedingt das Vorstellen, und "die Richtung" der aufkommenden Gedanken. Konkrete Vorstellungen sind aber auch mit einem Gefühl verbunden. Denkt man zB an Personen die man gerne hat, stellt sich ein entsprechendes Gefühl ein, was wieder nachlässt, richtet man die Aufmerksamkeit auf einen anderen Gegenstand. Insofern hat man auch bedingten Einfluss auf seinen Gefühlshaushalt. Es gibt zB auch beruhigende und gute Gedanken die man denken kann, so wie es auch andere Handlungen gibt, die eine Beruhigung bewirken.


    Mir ist es wichtiger, die Sucht zu erkennen, also auch so geformtes Bewusstsein zu erkennen, als mich gross damit zu beschäftigen, einen Entzug von allem zu machen.


    Durchschauen im Sinn der Lehrreden und Entsagen sind voneinander nicht zu trennen. So möchte ich sagen dass die Grunderfahrung des Schmerzes, des Leides, von dem man sich ersteinmal (womöglich auch) blinder distanzieren möchte, schon eine wichtige Durchschauung darstellt.


    In A.IV.34 (Anguttara Nikaya IV.31-40) wird vorrangig das Vertrauen auf ein Höchstes thematisiert. Dazu gehört für mich das Vertrauen dass da nur eine Sache nicht gestaltet, nicht dem Wandel unterworfen, nicht bedingt durch andere (vergängliche) Bedingungen ist. Dieses eine ist kein Bewusstsein (worüber auch immer).


    Ich denke, potentiell weniger Verwirrung stiftend kann man sagen, dass Nibbana erreichbar ist. Wenn man von einer Sache Nibbana spricht, dann sind leichter Missverständnisse möglich, so kommt es mir zumindest vor.


    Zitat

    Was es auch an Gestaltetem (dhammā sankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt der edle achtfache Pfad. Jene nun, die dem edlen achtfachen Pfade vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.


    Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.

    Anguttara Nikaya IV.31-40


    Ich weiß nicht woher ich das nehme, aber Nibbana vorsichtig als Sache behandelt ist dann für meine Begriffe das Entsüchtigte (oder eigentlich: Ohne Sucht), und auch nicht nur eine Stillung des Durstes, sondern Verlöschung von jeglichem Durst. Entsüchtigung, das beschreibt für mich eher einen Vorgang, einen Weg. Der wird im Absatz davor (natürlich) als etwas Gestaltetes genannt.

    Rudolf


    Danke für den Hinweis, steht ja auch in der Lehrrede drunter als Kommentar.


    Ich verstehe dann aber nicht, warum so


    Zitat

    Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.

    geschrieben wird.


    Was es auch an Gestalteten und Nibbana gibt, als Höchstes darunter gilt die Entsüchtung, ... , das Nibbana?


    Der leere Raum - ein Beispiel für Nibbana, das verstehe ich nicht.

    Entsüchtung ist ein Begriff den ich für sehr deutlich und anschaulich halte. Ich weiß nicht, ob hier eine wörtliche Übersetzung aus dem pali ist, oder ob dieser Begriff einen (für mein Verständnis dann sehr guten) Versuch darstellt, einen Sinn ins Deutsche mitHilfe eines anderen Begriffs zu übertragen.


    Zitat

    Im Jetahain bei Sāvatthī. Der ehrwürdige Ānanda sprach zum Erhabenen:

    »Was, o Herr, ist der Segen und Lohn der heilsamen Sitten?«

    • Reuelosigkeit, Ānanda, ist der Segen und Lohn der heilsamen Sitten.
    • Was aber, o Herr, ist der Segen und Lohn der Reuelosigkeit?«
    • Freude, Ānanda.«
    • Und was, o Herr, ist der Segen und Lohn der Freude?«
    • Verzückung, Ānanda.«
    • Und der Verzückung, o Herr?«
    • Gestilltheit, Ānanda.«
    • Und der Gestilltheit, o Herr?«
    • Glücksgefühl, Ānanda.«
    • Und des Glücksgefühls, o Herr?«
    • Geistessammlung, Ānanda.«
    • Und der Geistessammlung, o Herr?«
    • Wirklichkeitsgemäßer Erkenntnisblick, Ānanda.«
    • Und des wirklichkeitsgemäßen Erkenntnisblickes, o Herr?«
    • Abwendung und Entsüchtung, Ānanda.«
    • Und was, o Herr, ist der Segen und Lohn von Abwendung und Entsüchtung?«
    • Der Erkenntnisblick der Erlösung, Ānanda.

    Somit, Ānanda, haben

    • die heilsamen Sitten die Reuelosigkeit zum Segen und Lohn;
    • Reuelosigkeit hat Freude zum Segen und Lohn;
    • die Freude hat Gestilltsein zum Segen und Lohn;
    • das Gestilltsein hat Glücksgefühl zum Segen und Lohn;
    • das Glücksgefühl hat die Geistessammlung zum Segen und Lohn;
    • die Geistessammlung hat den wirklichkeitsgemäßen Erkenntnisblick zum Segen und Lohn;
    • der wirklichkeitsgemäße Erkenntnisblick hat Abwendung und Entsüchtung zum Lohn;
    • Abwendung und Ensüchtung haben den Erkenntnisblick der Erlösung zum Segen und Lohn.

    So also, Ānanda, führen die heilsamen Sitten nach und nach zum Höchsten.«

    Anguttara Nikaya X.1-20


    Zitat

    9. "Die rechte Betrachtung nun, o Herr, welchen Zweck hat sie?" - "Rechte Betrachtung, o Rādha, hat Abwendung zum Zweck."


    10. "Welchen Zweck hat Abwendung, o Herr?" - "Abwendung, o Rādha, hat Entsüchtung zum Zweck."


    11. "Welchen Zweck nun hat Entsüchtung, o Herr?" - "Entsüchtung, o Rādha, hat Befreiung zum Zweck."


    12. "Welchen Zweck hat nun Befreiung, o Herr?" - "Befreiung, o Rādha, hat Nibbāna zum Zweck."


    13. "Welchen Zweck hat nun Nibbana, o Herr?" - "Überschritten ist nun das Fragen, o Rādha, nicht kann man den Begriff der Frage fassen. Denn im Nibbāna zu münden, o Rādha, wird der Heilige Wandel gelebt, Nibbāna hat er zum Ziel, Nibbāna zum Ende."

    Samyutta Nikaya 23


    Zitat

    -"Von denjenigen Dingen, Upāli, von denen du merkst, daß sie nicht zur völligen Abwendung, Entsüchtung, Aufhebung, Stillung, Durchschauung und nicht zum Nibbāna führen, da magst du, Upāli, mit Sicherheit annehmen, daß dies nicht die Lehre ist, nicht die Zucht, nicht des Meisters Weisung.

    Von denjenigen Dingen aber, Upāli, von denen du merkst, daß sie zur völligen Abwendung führen, zur Entsüchtung, Aufhebung, Stillung, Durchschauung und zum Nibbāna, da magst du, Upāli, mit Sicherheit annehmen, daß dies die Lehre ist, dies die Zucht, dies des Meisters Weisung."

    Anguttara Nikaya VII.67-84


    Zitat

    Was es auch an Gestaltetem und Ungestaltetem (asankhatā)(*2) gibt, als höchstes darunter gilt die Entsüchtung, nämlich die Dünkelzerstörung, die Stillung des Durstes, die Vernichtung des Haftens, das Durchbrechen der Daseinsrunde, das Versiegen des Begehrens, die Entsüchtung, das Erlöschen, das Nibbana. Diejenigen nun, die der Lehre der Entsüchtung vertrauen, die vertrauen auf das Höchste. Denen aber, die auf das Höchste vertrauen, ist höchster Segen beschieden.

    Anguttara Nikaya IV.31-40


    Vielleicht gibt es noch ein paar andere, die ebenso denken, dass der Begriff "Entsüchtung" gut gewählt ist, und man möchte hierüber in diesem Thread auch anhand von Beispielen erwägen und ins Gespräch kommen. Ich finde das letzte Zitat besprechungswürdig. Ich nehme an, das Ungestaltete ist das mögliche kommende Gestaltete.