Es geht mir einzig und allein darum, wenn ich diese Frau wäre, wie könnte ich mir dieses mir zugefügte Leiden erklären, wenn man voraussetzt, dass jedem Leiden welches ich erfahre, ein vollendeter karmischer Vorgang (Ursache) voraus geht, welche dieses verursacht. Und dieses (in einer solchen Schwere) in meinem jetzigen Dasein nicht vorhanden war.
Meine eigene Philosophie ist, daß es keinen Zufall gibt. Herr X. bekommt nicht zufällig einen Bandscheibenvorfall. Die Bedingungen dafür wurden über einen gewissen Zeitraum geschaffen.
Frau Y. wird nicht zufällig vergewaltigt. Auch für diese schlimme Erfahrung wurden schon über einen langen Zeitraum die Bedingungen geschaffen. Ich kann mir da durchaus vorstellen, daß ein "Impuls" aus einem früheren Leben zu diesem Ergebnis geführt hat.
Bei Vorträgen höre ich immer wieder, daß sich jeder die Bedingungen unter denen er gerade lebt, selbst erschaffen hat. Das ist im Falle einer so schlimmen Gewalttat dramatisch, aber für mich trotzdem irgendwie schlüssig.
Deshalb bin ich trotzdem ganz weit weg von einer sogenannten Schuldzuweisung. Das Schlimme, das passiert ist ein Ergebnis, ein sehr trauriges dazu. Buddha hat den Menschen einen Weg gezeigt, eben auch solches Leid zu überwinden. Deswegen schätze ich Buddhas Lehren sehr. Sie sind unendlich wertvoll und für mich beglückend logisch.
Eine Frau, die so ein Leid erfährt, muß auf ihrem geistigen Weg schon sehr weit fortgeschritten sein, daß sie sagen kann "Wow, da habe ich mir wüste Bedingungen geschaffen.". Das wird es vermutlich kaum geben.
Mit dem nicht beteiligtem Abstand, kann man auch Mitgefühl mit dem Täter haben, der sich mit seinem Handeln nun neue eigene schlimme Bedingungen geschaffen hat.
Da wären ganz schön viele gute Wünsche für beide Parteien hilfreich.
(Ich hoffe, ich habe nun niemanden mit meinem Gedankengang verärgert. Ich bin nicht gleichgültig, ich möchte nur verstehen.)