Beiträge von Sternenkind im Thema „Leiden und Karma (ImNebel durch den Gedankenurwald 1)“

    Es geht mir einzig und allein darum, wenn ich diese Frau wäre, wie könnte ich mir dieses mir zugefügte Leiden erklären, wenn man voraussetzt, dass jedem Leiden welches ich erfahre, ein vollendeter karmischer Vorgang (Ursache) voraus geht, welche dieses verursacht. Und dieses (in einer solchen Schwere) in meinem jetzigen Dasein nicht vorhanden war.


    Meine eigene Philosophie ist, daß es keinen Zufall gibt. Herr X. bekommt nicht zufällig einen Bandscheibenvorfall. Die Bedingungen dafür wurden über einen gewissen Zeitraum geschaffen.

    Frau Y. wird nicht zufällig vergewaltigt. Auch für diese schlimme Erfahrung wurden schon über einen langen Zeitraum die Bedingungen geschaffen. Ich kann mir da durchaus vorstellen, daß ein "Impuls" aus einem früheren Leben zu diesem Ergebnis geführt hat.

    Bei Vorträgen höre ich immer wieder, daß sich jeder die Bedingungen unter denen er gerade lebt, selbst erschaffen hat. Das ist im Falle einer so schlimmen Gewalttat dramatisch, aber für mich trotzdem irgendwie schlüssig.

    Deshalb bin ich trotzdem ganz weit weg von einer sogenannten Schuldzuweisung. Das Schlimme, das passiert ist ein Ergebnis, ein sehr trauriges dazu. Buddha hat den Menschen einen Weg gezeigt, eben auch solches Leid zu überwinden. Deswegen schätze ich Buddhas Lehren sehr. Sie sind unendlich wertvoll und für mich beglückend logisch.


    Eine Frau, die so ein Leid erfährt, muß auf ihrem geistigen Weg schon sehr weit fortgeschritten sein, daß sie sagen kann "Wow, da habe ich mir wüste Bedingungen geschaffen.". Das wird es vermutlich kaum geben.

    Mit dem nicht beteiligtem Abstand, kann man auch Mitgefühl mit dem Täter haben, der sich mit seinem Handeln nun neue eigene schlimme Bedingungen geschaffen hat.


    Da wären ganz schön viele gute Wünsche für beide Parteien hilfreich.


    (Ich hoffe, ich habe nun niemanden mit meinem Gedankengang verärgert. Ich bin nicht gleichgültig, ich möchte nur verstehen.)

    Aus der Psychologie kennt man Fälle von Kindern, die die Symptome eines ausgewachsenen Kriegstraumas zeigen, ohne das sie je einen Krieg erlebt hätten...

    Kann ich nur bestätigen.

    Ich habe als Kind sehr viele Albträume gehabt, in denen ich mich vor Soldaten verstecken mußte und große Panik hatte. Das wurde mit zunehmendem Alter weniger und verschwand erst ganz als meine Oma gestorben war. Sie war vor den Russen geflohen, hatte wohl sehr viel Schlimmes auf der Flucht erlebt, aber nie richtig darüber gesprochen.

    Mit 19 Jahren bin ich von jetzt auf gleich in eine schwere Panikattacke gefallen als mein damaliger Freund zum Bund kam und ich ihn das erste Mal in Uniform sah. Niemand (mich eingeschlossen) konnte das verstehen. Erst nach der Grundausbildung, als er wieder jederzeit nach Hause kommen konnte, weil er in der Nähe stationiert war, ging es mir schlagartig wieder gut. Erst viele Jahre später kam ich zufällig dahinter, als sich bei einer Familienaufstellung herausstellte, daß ich eine sehr enge Verbindung zu meiner -mir unbekannten- Urgroßmutter habe/hatte. Sie hatte im 2.Weltkrieg Ehemann und beide Söhne verloren. Scheinbar kam mir die Uniform an meinem Freund also vor wie ein Todesurteil.

    Ich finde es schon sehr interessant, wie Dinge wirken und vermutlich haben wir nur einen winzig kleinen Schimmer davon.