Beiträge von D123c im Thema „Verwirung“

    Du bringst das sehr gut auf den Punkt, mukti, mit den 'verschiedenen Graden' des allmählichen Verwirklichens, wie ich das mal nennen möchte, denn, mag die Freude selbst auch 'blitzartig' aufleuchten, ihre Verwirklichung in betreff der Konsequenzen, die sie im ganz gewöhnlichen (Alltags)Leben bedingt, vollzieht sich ja doch nur allmählich ...:like:... halb zog es mich, halb sank ich hin ... und so macht zusätzlich auch das Entsagen Freude, weil die Motivation zum Entsagen heilsam ist:

    weil man sozusagen auf den Geschmack kommt mit der befreienden Erkenntnis dass es ja gar nicht der Sinnesfreuden bedarf um glücklich zu sein.


    In einem anderen Thread geht es gerade um die 'Jhanas' und um diverse Wahrnehmungs-Zustände, die in der Meditation oder durch die Meditation entstehen können und die man durchaus als 'psychotisch' bezeichnen könnte oder die das Potenzial haben, Psychosen auszulösen.


    Das stimmt, solche Zustände gibt es. Als ich hier im Forum 2017 'anfing', da war das Thema gerade akut bei mir. Ich fragte mich damals auch (insgeheim), ob solche Erfahrungen (zB im selben Augenblick hier und da drüben zu sein, dieses und jenes, also ich als Person, die Mauer vor mir, der Baum vor'm Haus, der Schwarm Vögel in der Luft und alles auf einmal zu sein, grenzenlos zu sein usw) tatsächlich 'gesund' genannt werden können oder ob man auf dem Buddhaweg nicht Schritt für Schritt ganz einfach seinen gesunden Verstand verliert und das dann 'Wirklichkeit' nennt, der Buddha also ein Wahnsinniger war/ist, der seine Jünger_innen eben dann auch nur direkt in den Wahnsinn führen kann.


    Diese 'Jhanas' (heute bezweifel ich, dass das wirklich Jhanas waren) und der ganze Spuk sind verschwunden. Auch die Art der Freude - die reine Ekstase -, die ich damals noch empfand, ist, so, wie ich sie damals empfand, verschwunden.


    Ich erinnere mich, damals diese Wahrnehmungen, die Schritt für Schritt aufeinander aufbauten (ich führte darüber auch Tagebuch), als sehr spektakulär und, ja, irgendwie als sehr laut empfunden zu haben. Und ich erinnere mich, wie stark ich daran anhaftete, auch wenn ich mir tausendmal sagte, dass ich es so nehmen wollte, wie es kommt : denn ich war dann doch immer etwas enttäuscht, wenn sich die Intensität bestimmter Wahrnehmungen abschwächte oder ein bestimmtes Phänomen so nicht mehr auftauchen wollte.


    Es ist so, wie Monikadie4. an anderer Stelle schreibt : diese 'Jhanas' haben rein gar nichts mit Erleuchtung (im Sinne eines Satori) zu tun. Und im Übrigen meine ich, dass man nach Satori oder Erleuchtung gar nicht fragen sollte. Und nach den Jhanas erst recht nicht. :)

    Sili Lieber Sili, Dreh- und Angelpukt bei der ganzen Sache ist für mich der folgende, durch mukti's letzten Beitrag übermittelte Indikator:


    "dann wird er (der Übende) nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen" (M.14)


    denn die Abkehr von den Sinnesvergnügungen, die Aufhebung des zunächst mal allzu groben Anhaftens, zumal an allzu Ordinärem, die bedingt schließlich die Situation der Verzückung, ist also - gleichsam - Ursache der Verzückung.


    Das habe ich selbst auch so für mich verifizieren können. Andernfalls ist Verzückung nicht heilsam, sondern wahnhaft - auch solche Verzückung habe ich schon erfahren dürfen, kenne daher den Unterschied. Die wahnhafte Verzückung findet sich zB in der Szene aus dem Film "Die Neun Pforten" (Polanski) gut dargestellt, wo der Bösewicht sich am Ende selbst mit Bezin übergießt und anzündet und zunächst - in seinem ekstatischen Wahn - nichts von den Flammen und der tödlichen Hitze merkt, sie vielmehr begrüßt : als vermeintlich sicheres Indiz seiner vermeintlich erlangten "Unsterblichkeit". Diese Verzückung hält aber nur bis zu dem Moment, wo ein anderes, viel subtileres Anhaften in Erscheinung tritt : der Überlebensinstinkt. Ja, und dann ist das Geschrei des dahinverbrennenden Bösewichts groß ....


    Deshalb, prüfen wir uns selbst!


    In meinem eigenen Leben und sozialen Umfeld macht sich die heilsame Verzückung keinesfalls in negativer Weise bemerkbar, auch nicht in den Reaktionen meiner Mitmenschen auf mich. Es ist eher der umgekehrte Fall zu beobachten : aus anfänglicher Verwunderung und - ja, ich gebs zu, teilweise auch so etwas wie Genervtsein ob meiner mittlerweile überwiegenden 'Peacigkeit' - ist schon hier und da Akzeptanz, zum Teil auch echtes Interesse geworden : nämlich auch so sein zu können.


    Darüber wird aber kaum bis überhaupt nicht offen gesprochen. Und auch ich renne ja nicht mit nem Pappschild um den Hals "Buddhist in Verzückung" durch die Gegend. Bis auf wirklich vertraute Personen weiß sowieso niemand von dem Weg, den ich gehe. Und da ich zudem von Natur aus - also karmisch bedingt - eine Hackfresse habe und daher die meisten Leute sowieso mir eher Übellaunigkeit statt das Gegenteil unterstellen, sieht man mir auch äußerlich nichts an. Ich reise offline also äh inkognito.


    Also, die Verzückung war irgendwann einfach DA, ohne Vorankündigung, nämlich als das sogenannte "Loslassen" - ein problematischer Begriff übrigens, den ich gerne vermeide - in meiner Meditation eine bestimmte Intensität erreichte. Und sie ist nach wie vor da und kann von mir direkt und überdeutlich erfahren werden, sobald ich Zazen sitze oder Kinhin praktiziere. Und da sie so "ätherisch" und "ungreifbar" für "mich" ist, stellt sich mir die Frage mittlerweile auch gar nicht mehr, wann sie zB endet (obwohl ich mich das am Anfang auch gefragt habe, so dass ich in Bezug Deiner Frage nach der Dauer dieses "Phänomens" bis jetzt nur feststellen kann, dass die Frage danach selbst irgendwann endet, während die Verzückung wiederum bleibt).


    Nochmal also der alternativlose Prüfstein hier:


    "dann wird er/sie (der/die Übende) nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen" (M.14)

    Also, dieser Thread und vor allem die letzten Beiträge haben mich gerade aus meiner persönlichen 1-Mann-Echokammer rausgehauen, in die ich mich die letzten Monate mal wieder verkrümelt hatte. Denn dieses Thema (Verzückung) ist schon etwas länger auch mein Thema, nur zuletzt dachte ich doch tatsächlich, damit der einzige Schwule im Dorf zu sein, weil ich irgendwie keine anderen Ausführungen als meine eigenen dazu gelten lassen konnte. Das ist sehr vermessen, ich weiß, aber noch ein Teil meiner Persönlichkeit, an dessen Erlöschen ich weiterhin arbeite. Großen Dank an euch Sili , mukti und @all dass dieses Kartenhaus nun endlich auf's Neue zerschlagen worden ist! Das tut einmal mehr seeeehr gut!


    _()_ :)

    Sili Danke für Deine Rückmeldung. Wird hier wirklich von allen ein "Verblendungszustand" attestiert? Hm ....

    Wen jetzt hier alle fon einem verblendungszustand sprechen dan weis mein ego zumindest das der zustand akzeptiert werden muss aber das das ego mich so nur fom pfad abhalten will.

    Dieser Satz beantwortet jedenfalls meine Frage bezüglich Deines Umgangs mit der von Dir geschilderten Erfahrung und damit auch mit der Achtung, die Du Dir selbst entgegenbringst.


    _()_

    Kennt das jemand ?

    Hallo Sili. Wie würdest Du denn mit dieser Erfahrung weiter umgehen, wenn hier jetzt jeder mit einem entschiedenen "Nein" antworten würde? Oder wenn es dieses Forum gar nicht gäbe? Und auch keinen weiteren Ort, an dem Du irgendwem diese Frage stellen könntest? Wenn Du also ganz allein mit dieser Erfahrung bliebest? Und auch jetzt: wie gedenkst Du weiter mit dieser Erfahrung umzugehen, trotz all der bzw mit all den nicht immer eindeutigen Antworten, die hier bereits gegeben wurden oder möglicherweise noch gegeben werden? LG