Ich kenne das aus dem Herz Sutra zum Beispiel. Form ist Leere und Leere ist Form heißt ja nur, dass es Gegenwart gibt und Gegenwart gleichzeitig wieder vergeht und zu einer neuen Gegenwart wird.
Das ist nicht das eigentliche Thema des Herzsutras. Das Thema des Herzsutras ist, wie sollen sich diejenigen üben, die die Praxis der höchsten Weisheit ausführen möchten. Dies fragt Shariputra den Bodhisattva Avalokitesvara.
Dessen Antwort ist:
"Oh Schariputra, jene edlen Söhne, Töchter, die die Übung der Vollkommenheit der Weisheit ausführen möchten, sollten auf diese Weise schauen: einwandfrei und folgerichtig sollten sie erkennen, dass die fünf Aggregate [skandhas] leer von inhärentem Sein sind. Form ist Leerheit, Leerheit ist Form, Leerheit ist nicht anders als Form; Form ist nicht anders als Leerheit. Form und Leerheit sind im Wesen nicht verschieden. In gleicher Weise auch Empfindung, Unterscheidung, Bildende Kräfte und Bewusstsein, alles Leerheit."
Dieses vierfache Analysesystem, das hier im Zusammenhang von Form (Körper) und Leerheit angewendet wird, wird dann im weiteren Verlauf des Sutras auf alle Phänomene ausgedehnt.
Es geht also um Erkenntnis. Die Vollkommenheit der Weisheit ist die fehlerfreie Erkenntnis der Bestehensweise aller Objekte. Es geht hier um die zwei Wahrheitsebenen, die man unterscheiden muss, weil die Objekte nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Form, Empfindung, Unterscheidung usw. gehören zur Ebene der konventionellen oder vorläufigen Wahrheit. Sie sind die Objekte, die unserer Wahrnehmung erscheinen. Und sie erscheinen uns in unserer Wahrnehmung so als würden sie aus sich heraus aufgrund eines ihnen innewohnenden Eigenwesen existieren und wir glauben, dass dies auch so ist, so lange wir die Vollkommenheit der Weisheit nicht entwickeln. Diese Erscheinungsweise an die wir glauben, steht aber im Widerspruch zur tatsächlichen Existenzweise der Objekte, denn sie sind leer von einer derartigen Eigenexistenz und das wird mit Leerheit zum Ausdruck gebracht.
Gruß Helmut