Beiträge von Monika im Thema „Wo hört die Selbstliebe auf und wo fängt der Egoismus an?“

    Eigentlich müssten wir dann aber alle unsere Freizeit aufs Mindestmaß beschränken, in Suppenküchen stehen und Geld für Bedürftige sammeln...

    Ich bin auch ehrenamtlich aktiv. Es geht darum, gar keine Freizeit mehr zu haben.

    Warum so drastisch?

    Das sehe ich nicht so, Freizeit ist notwendig, um sich zu sammeln, genau so wie Langeweile - richtig verstanden - wichtig ist, um abzuschalten.

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    Aber ist es nicht egoistisch bei egal welcher Hilfe abzulehnen?

    Dazu hat mkha' ausführliche Beispiele gegeben.


    Dazu fällt mir eine Geschichte über Mutter Theresa ein, die unermüdlich in Kalkutta die Kranken versorgte. Mittags jedoch ging sie grundsätzlich zum Gebet. Es war einfach notwendig, neue Energie zu tanken, die Kranken werden nicht weniger ...


    Deshalb finde ich den Ausdruck egoistisch auch nicht passend.


    Spocks Gedanken stimme ich komplett zu:

    Ich finde das Wort "Ego" unpassend.

    Das Wort "Ego" hat für mich ganz andere Kriterien, als zB. Wissensklarheit und ich finde es ungünstig das synonym zu benutzen (eben weil es m.E. implizit andere Schwerpunkte hat) und unnötig verwirrt (Ist das egoistisch? Was ist egoistisch und was nicht? usw.), ohne dass das Philosophieren da ein Ende findet

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    Nicht egoistisch wäre im buddhistischen Sinne als das Loslassen von Anhaftung, Gier und Neid..sodass Zeit für sich und die Meditation und somit ein klares nein zu "ich brauche aber jetzt deine Hilfe" nicht egoistisch ist?

    Wer sagt das?


    Wenn jemand meine Hilfe braucht, kommt es ja darauf an, ob ich nur eine Konservendose für ihn/sie öffnen muss oder diese/r in ernsthaften Schwierigkeiten steckt.

    Das musst Du abwägen.

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    Sind die Belehrungen zu streng oder unsere Interpretation?

    Hallo Glücklichsein,

    selbst wenn unsere Interpretation zu streng wäre, sind doch die wenigsten dazu bereit, den Belehrungen in Gänze zu folgen.


    "Ich meine", die Belehrungen sind einfach, aber natürlich sehr klar und strikt (streng).

    Ist dieser Egoismus, sich Zeit zum Meditieren zu nehmen und so an sich zu denken, nur im westlichen Sinne egoistisch? Und aus buddhistischer Sicht nicht, sondern Liebe (denn diese Selbstliebe führt zu genereller Liebe)?

    Ja, das kann schon sein, dass es nur hier im Westen so ist, denn hier ist es ja nicht so üblich. In Asien jedoch gehört es zum Alltag, ist selbstverständlich, genau so wie es auch in z.B. in Thailand üblich ist, Almosen zu spenden. Hier würden viele die Nase rümpfen.


    Aber mit Liebe hat das aus meiner Sicht nichts zu tun.

    Gute Nacht

    Monika

    Ohne eine gehörigen Portion "Egoismus" hätte ich jedenfalls nie die Zeit gefunden, mich regelmäsig zum Meditieren hinzusetzen,

    oder auch schon vor meiner Zeit als Buddhist Dinge zu tun, die das Bewußtsein von rein äußerer Aktivität abschneiden.

    Genau, Phoenix, das gehört zunächst mal dazu.:like:


    Ohne ein gesundes Ich wird man in meinen Augen nur noch immer neutrotischer und auch für eine echte Bodhisatva Einstellung muß man sein ich nicht zerstören sondern nur etwas relativieren .

    Ein gesundes Ich ist damit ja auch nicht gemeint. Ramesh Balsekar antwortete auf die entsprechende Frage "nur ein gesundes Ich kann überhaupt Erleuchtung erlangen". (nur ein Beispiel ;))

    Ich halte mich deshalb beim Thema Egoismus eher an die Goldene Regel als an strenge buddhistische Vorschriften.

    Denn unsere Ego ist zwar extrem vergänglich,und sollte ganz sicher nicht überbewertet werden, aber letztlich ist es auch unser bester und vielleicht auch einziger Zugang zur Buddhanatur. So ganz unwichtig ist es dann also auch nicht.

    Auch dem stimme ich zu.


    Aber eben deshalb ist es auch für viele schwierig, da zu unterscheiden. Ich denke, das gehört zum Lern-Prozess dazu.

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    Okay, Sherab, da hast Du natürlich Recht. Aber so rechtfertigen sich auch Menschen, die sich u.U. bei "ihrem Ärger erwischt" fühlen, obwohl sie doch immer so gleichmütig sein wollen. Damit meine ich natürlich nicht Dich.:)


    Vielleicht wäre "betrübt" dann besser ausgedrückt. Ärger ist für mich eine negative Emotion, die keine guten Auswirkungen hat, z.B. weil man den "weitergeben" kann. Betrübt-Sein ist aber Betroffenheit und ringt um Abhilfe.

    So jedenfalls empfinde ich die Worte.

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    Und was ich nach dem Lesen hier denke...vermutlich ist Anhaftung immer Egoismus?

    Guten Morgen Glücklichsein,

    vielleicht habe ich das etwas zu simpel erklärt. Aber wenn Du das Beispiel von der Anhaftung einer Mutter an ihr Kind nimmst, so ist diese Anhaftung zunächst einmal sogar lebensnotwendig für das Kind. Wird es aber zu einer "Affenliebe" und lässt dem Kind keinen freien Raum mehr, dann ist das reiner Egoismus.

    Vielleicht kann man bei der natürlichen Mutterliebe noch nicht einmal von Anhaftung sprechen, da sie ein Naturgesetz ist zum Überleben der Art - eben wie bei einem Tier auch.


    Der Buddha haftete nicht am Essen an, deshalb war ihm egal, was ihm gespendet wurde. Er aß sogar Fleisch. Vermutlich hat er sogar des öfteren nichts gegessen, ohne dass er deshalb in körperliche oder psychische Schwierigkeiten geriet, also nicht anhaftete, so wie ich, wenn ich Hunger habe, ich im Moment aber nicht daran komme und mir lauter leckere Speisen vorm geistigen Augen auftauchen.


    Ob es Egoismus ist oder nicht, was Dich antreibt, musst Du bzw. kannst Du nur durch Selbsterforschung herausfinden. Das ist von außen nicht unbedingt sichtbar. Keiner kann in mich hineinschauen, was ich wirklich will und denke oder eben nicht.

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    Ja, das ist sicher schwer, da eine Abgrenzung zu finden. Und das ist ja auch gar nicht nötig. Denn die Selbstliebe kommt ja aus dem christlichen Bereich, in dem Jesus davon spricht: "den anderen so zu lieben wie sich selbst", und wurde von der Psychologie übernommen, weil erkannt wurde, dass es wichtig ist, sich erst einmal selbst anzunehmen. Daraus wurde dann wohl wieder "Selbst-Liebe", was aber missverständlich ist.


    Solange wir noch nicht befreit sind, ist es nicht möglich, frei von egozentrischen Mustern zu leben. Denn das wird ja gerade durch den Begriff "Verlöschen" verdeutlicht. Was noch nicht verloschen ist, muss uns eben noch "plagen". Was uns noch "plagt", kann ja nur das Ego betreffen, oder?


    Außerdem - wie schon oft erwähnt - ist es zum Zwecke des Überlebens eben auch wichtig, eine Verbindung zum Leben zu haben. Aber das "plagt" ja auch nicht.

    Das ist dann zwar auch egoistisch, denn sonst könnten wir ja einfach aufhören zu essen, aber es ist notwendig. Das machte auch der Buddha. Andererseits ist es eben auch egoistisch, aufzuhören zu essen, weil wir dann unsere nahestehenden Menschen verletzen.


    Deshalb bin ich der "Ansicht", dass es bis zu einem gewissen Grad wichtig ist, sich selbst zu akzeptieren. Irgendwann ist auch das ein Selbstgänger und nicht mehr nötig, weiter beachtet zu werden. Der Dalai Lama wird sich so etwas nicht fragen. Er nimmt sich und alles andere sicher so wie es ist.

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    Und wie ist das mit irgendwelchen Gewohnheitsmustern, die anderen keinen Schaden zufügen? :?

    Da gibt es zwar auch Anhaftung aber es ist nicht unbedingt ein egoistisches Verhalten, was zu diesen Gewohnheitsmustern führt.

    hast du mal ein Beispiel?

    Na ja, ich habe zum Beispiel die Angewohnheit, mich über meine eigenen Fehler zu ärgern. Das passiert im Stillen. Der Ärger ist im Geist präsent, aber andere bekommen davon nichts mit. Irgendwann löst sich der Ärger zwar auf, aber das dauert, je nachdem wie klein oder groß er ist.

    Eben daran siehst Du ja, dass Du an Deiner Vorstellung von einem "fehlerfreien" Sherab anhaftest.

    Eben auch Ego, das was will.

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    Anhaftung ist verknüpft mit Egoismus.

    Und wie ist das mit irgendwelchen Gewohnheitsmustern, die anderen keinen Schaden zufügen? :?

    Da gibt es zwar auch Anhaftung aber es ist nicht unbedingt ein egoistisches Verhalten, was zu diesen Gewohnheitsmustern führt.

    Gewohnheitsmuster sind Konditionierungen. Auch an diesen halte ich ja nur fest, weil sie mir Sicherheit versprechen oder ich sie wahrscheinlich als positiv bewerte. Wird mir die Bewertung klar, dann hafte ich vielleicht nicht mehr an. Ist aber das Ego im Spiel, dann wird das schwierig.

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    Moin Sherab,

    Deine Lehrerin hat natürlich Recht. Denn obwohl jemand, der sich selbst hasst, meinen mag, er sei eben nicht egoistisch, ist das sehr egoistisch, denn er fordert möglicherweise das Mitgefühl, die Aufmerksamkeit anderer damit ein.

    Mir ging es immer so mit einer ehemaligen Freundin, die jahrein-jahraus jammerte, dass sie sich selbst nicht mag. Ich fragte sie dann irgendwann einmal, was sie denn damit bezwecke, denn ich wäre ja nicht mit ihr befreundet, wenn sie so schrecklich wäre, und sie solle meine Freundin nicht beleidigen8). Was sie doch sehr verblüffte. Geholfen hat das damals aber nicht, denn von Anhaftung hatten wir damals noch nichts gewusst.


    Deshalb:

    Ohne Egoismus gäbe es keine Anhaftung. Oder umgekehrt: Anhaftung ist verknüpft mit Egoismus.

    So meine Sicht.


    Selbst-Liebe ist nicht zu verwechseln mit Narzissmus. Es geht nicht darum, Dorian Grey zu spielen.

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