Beiträge von Schmu im Thema „Bodhicitta“

    Vielleicht ist der Thread nun an einem Punkt angelangt, an dem das Thema nahezu erschöpfend erörtert wurde. Das muss natürlich aber @Sherab entscheiden.


    Aus meiner Sicht sind die Begriffe "relatives Bodhicitta" und "absolutes Bodhicitta" weitreichend beleuchtet worden, inclusive vieler Bedeutungs- und Übersetzungsaspekte.


    Ich bedanke mich für die vielen Einblicke, die ich hier gewonnen habe und verabschiede mich fürs Erste. (Nur hier! :))

    Mich würde mal interessieren, wie ist es bei euch?


    Übt / praktiziert / meditiert ihr eher für euch selber – für eure eigene Entwicklung, oder dient es gewissermaßen der "kollektiven Anhebung"? Hier scheint mir doch das Augenmerk bei Bodhicitta zu liegen, dass es durch meine eigene Praxis allen Wesen zugute kommt.

    Ein absolutes Bodhicitta ist unabhängig. Deshalb entsteht es auch nicht. Wenn man ein absolutes Bodhiscitta annimmt, also ein unabhängiges Bodhicitta, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Es besteht immer oder nie.


    Das scheint dem zu widersprechen, was @mkha' ziemlich zu Beginn dieses Threads gepostet hat:


    Zitat

    Sowohl der Intentions- als auch der Anwendungsaspekt sind relatives Bodhicitta. Durch langes Üben im relativen Bodhicitta auf den Wegen des Ansammelns und Verbindens kommst du endlich auf den Weg des Sehens, wo du die reale Erfahrung von Soheit, den natürlichen Zustand aller Dinge hast. Dies ist die Weisheit jenseits aller Ausarbeitung, die Wahrheit der Leere. Zu dieser Zeit erwacht das absolute Bodhicitta.
    Patrul Rinpoche, The Words of my Perfect Teacher, S. 219

    Ich möchte mal aufschreiben, was ich unter der Soheit der Dinge "verstehe". Verstehen ist zu viel gesagt, "erahnen" trifft es eher, weil das noch sehr ungreifbar für mich ist.


    Alles, an das ich mich erinnere, was ich über die Soheit gelesen habe, hat zusammengenommen etwa zu folgendem "Bild" davon geführt, da muss ich etwas ausholen:


    Die Soheit der Dinge zu erfassen, setzt voraus, dass ich so ziemlich alles beiseite lassen kann, wie ich gewöhnlicherweise Dinge betrachte. Also alles, was ich darüber denke, glaube zu wissen, welche Empfindungen ich damit normalerweise verbinde, ja sogar, dass und wie ich es benenne.


    Ich nehme als Beispiel mal einen Baum. Die Soheit des Baumes scheint mir so etwas wie sein "eigentliches Wesen" zu sein. Ich nenne ihn "Baum", weil sich darauf kollektiv geeinigt wurde. Wenn ich das Wort "Baum" benutze, habe ich also nicht nur alles mögliche Wissen im Kopf, das mir beigebracht wurde (er hat Blätter und Wurzeln, aus seinem Holz werden allerlei Sachen gefertigt, er gehört zu den Laubbäumen oder zu den Nadelbäumen...), sondern ich habe zusätzlich auch noch Wissen im Kopf, das noch älter ist, ein Wissen, das schon meine Urgroßeltern hatten. Z.B., dass er zu den Lebewesen gehört. Das muss man keinem Kind mehr erklären – jedes einzelne Ding, das zu den Lebewesen gehört – das weiß ein Kind ab einem gewissen Alter intuitiv. Dafür bedarf es auch keines Biologie-Unterrichts. Jeder weiß trotzdem, dass ein Baum ein Lebewesen ist.


    Also: ich habe definitiv eine Menge "Zeugs" im Kopf, wenn ich einen Baum auch nur erblicke. Das alles hilft mir nicht, die Soheit des Baumes zu erfassen.

    Stimmt das so ungefähr? Geht es in so eine Richtung?