Alles anzeigenGuten Morgen,
ich praktiziere nun seit einigen Monaten täglich Shikantaza. Das stille Sitzen scheint am ehesten mein Weg zu sein. Ruhe und Stille sind mein Ding.
Nun wollte ich vor ein paar Tagen mal weggehen von den reinen Atembetrachtungen und mich an der "Meditation der liebenden Güte" (Metta-Meditation?) versuchen. Laut meiner Anleitung soll ich mich dazu anfangs an einem Gefühl des vollständig geliebt werdens erinnern, das ich später dann quasi erweitere in dem ich an andere bzw. an "alle" "denke".
Seit Tagen sitze ich nun also da und versuche krampfhaft irgendwo in meiner Erinnerung dieses Gefühl zu finden... da ist nichts. Ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern. Weder in der nahen Vergangenheit, noch in der weiter entfernten, als ich noch ein Kind war. Überall finde ich nur das Gefühl der Ablehnung oder maximal das Gefühl des toleriert werdens.
So sagt zwar meine Frau, dass sie mich liebt, allerdings ist sie es immer wieder gewesen, die meinte ich sei nicht richtig so, wie ich bin, ich solle dieses oder jenes machen. Für meine Mutter war ich vor allem anstrengend: Ich habe nicht geschlafen, nicht gegessen, dann wieder zu viel geschlafen, war laut und herausfordernd, wollte alles wissen usw. Nur solange ich Leistung bringe bin ich maximal ertragbar.
Das ganze Suchen nach gefühlter Liebe hat mich jetzt inzwischen dazu gebracht, dass ich den Eindruck habe, dass ich, auch wenn ich das eigentlich anders gesehen habe, eigentlich nur meditiere, um mein Leben ordnungsgemäß zu ertragen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ich beim Zazen sozusagen übe u.a. meine Gefühle wahrzunehmen ohne darauf einzugehen: Ich nehme wahr, dass ich mich über meine Kollegen aufrege, meine Frau, meine Kinder manchmal, die anderen Autofahrer etc. Ich nehme wahr, dass ich mich allein, nicht geliebt und durch die Verpflichtungen eingesperrt fühle. Dabei versuche ich diese Gefühle aber nicht hochkommen zu lassen bzw. besser, nicht festzuhalten.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass hier irgendwas bzgl. Meditieren bei mir falsch läuft, oder? Meditieren kann doch nicht das Training dafür sein, sein Leben zu ertragen, oder doch? Vielleicht hat ja jemand irgendeinen hilfreichen Kommentar das für mich aufzudröseln.
Danke
Kenn ich, hat sich nicht geändert, das GEFÜHL das als "liebende Güte " beschrieben, umschrieben wird , kenn ich nicht, nicht weil ich das nicht kann sondern weil es eben für den anderen nie richtig ist.
Bin beim Shikantaza geblieben. Halb oder sogar ganz offene Augen, Mit dem Gedanken "Die Welt sieht mich, ich sehe die Welt." nach und nach die Sinnestätigkeiten (hört, schmeckt, riecht, ertastet, denkt) der Sinnesorgane wechseln, alle 6.
"Die Welt nimmt mich wahr und ich nehme die Welt wahr." Dabei entsteht ein Gefühl das ich als Mitgefühl mit allem, der Welt und mir, benennen möchte.
Dieses Mitgefühl ist liebende Güte die immer nur richtig ist.
Wird dieses Mitgefühl an ein Etwas, sei es lebend oder unbelebt, auf Mein, mein Ich, das bin ich selbst gerichtet wird es modifiziert und verliert seine Allgemeingültigkeit und wird zu etwas das liebt oder ablehnt. Empathie, Mitleid, Hoffnung, Glaube.
Nur beim Shikantaza gibt es Das Mitgefühl mit und durch die Welt und mir. Freudige stille Zufriedenheit.
Versuche nicht Dieses mit handeln auf die Umwelt anzuwenden man wird sehr schnell ein Objekt des Nichtverstehen. Jemand der freudig, still, zufrieden ist wirkt für sehr viele Menschen störend, eben nicht richtig. Sei es in Dir und wende deine Persönlichkeiten so an wie immer.
(Falls du fragen an mich hast bitte als Persönliche Nachricht.)