Beiträge von Sudhana im Thema „Fühlende Wesen“

    Wenn Dich das zu sehr mitnimmt, kannst Du selbstverständlich auch aus der Unterhaltung aussteigen.

    Anscheinend war der Hinweis auf Diskussionskultur zu subtil. Schade. Von Deiner gnädigen Erlaubnis mache ich jedenfalls gerne Gebrauch, zumindest was die Unterhaltung mit dir angeht. Auch wenn der Grund dafür im Zweifelsfall woanders zu suchen wäre.


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    Dann nutze ich die Zeit anders.

    Beantworte Dir einfach die Frage, ob es Dir nützt und handle entsprechend. Das reicht mir schon - ich möchte nicht über Deine Zeit verfügen.


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    Aber natürlich können solche Ableitung auch sehr trügerisch sein.

    Eine etymologische Anmerkung dazu, soweit ich sie mir zusammenreime: wenn man jñāna als 'Wissen' übersetzt, hat man zwar auch da eine Verbindung 'Wissen' - vijñāna , allerdings eine sehr viel indirektere. jñāna ist als Substantiv vom Verb jañāna abgeleitet und das ist mE mit 'erkennen' (anders als 'wissen' eine aktive Tätigkeit) besser übersetzt. Die Vorsilbe 'vi' wiederum steht für teilen, trennen. vi-jañāna wäre somit als wörtlich '[als] geteilt / getrennt wissen / erkennen' zu deuten. Übersetzen tut man es hingegen natürlich sinnvoller mit 'unterscheiden'. Aus diesem vi-jañāna wiederum ist das Substantiv vijñānaabgeleitet, mithin 'das Unterscheidende'.


    Das verweist auf ein etwas anderes Verständnis der Funktion von Bewusstsein / vijñāna im buddhistischen Sinn. Jedenfalls geht diese Funktion nicht in die Richtung 'Wissen' als ein Vorrat ausgewerteter und gespeicherter (sowie abrufbarer) Daten, sondern zunächst, als grundlegende Funktion, Unterscheiden und (Wieder-)erkennen isolierter Sinneserfahrungen in (speziell beim Menschen) sechs verschiedenen Kategorien mit jeweils drei möglichen Grundqualitäten. Von daher habe ich mit der Korrelation Wissen-Bewusstsein ein gewisses Problem. Eine Pflanze 'weiss' wohl eher nicht, welchen scheinbaren Verlauf die Sonne in Bezug auf ihren Standort im Laufe eines Tages nimmt - aber sie empfindet die Sonneneinstrahlung als 'angenehm' (d.h. förderlich für ihren photosythetischen Stoffwechsel) und kann zwischen einer Ausrichtung nach der Sonne und einer weniger 'angenehmen' Ausrichtung unterscheiden und diesen Unterschied sogar aktiv kompensieren. Zumindest können wir diesen Schluss ziehen, wenn wir beobachten, dass sie sich so am Sonnenstand ausrichtet, wie es für sie (d.h. ihren Fortbestand und ihre Reproduktion) vorteilhaft ist. Wenn man - wie oben ausgeführt - vijñāna vom Grunde her als Unterscheidungsvermögen begreift bzw. dieses Unterscheidungsvermögen als die Basis, aus der sich sog. 'höhere' Bewusstseinsfunktionen erst entwickeln, kann man Pflanzen eben auch ein zumindest rudimentäres Bewusstsein in diesem Sinne eines Unterscheidungsvermögens zuschreiben. Und zwar aufgrund empirischer Beobachtung, nicht esoterischer Spekulation.


    Ich definiere fühlende Wesen aus der Perspektive des Buddhadharma

    Auf was konkret beziehst Du Dich denn da? Ansonsten - der Buddhadharma hat keine Perspektive. Du hast eine Perspektive - auf den Buddhadharma, auf 'fühlende Wesen'. Ich sage ja nicht, dass diese Perspektive richtig ist oder falsch. Es ist halt nur Deine Perspektive. Nicht mehr und nicht weniger.


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    Zunächst ist "bewußt" ist ein Wort das von "Wissen" kommt.

    Eine etymologische Ableitung, die aber insbesondere beim buddhistischen Begriff vijñāna / viññāṇa bedeutungslos ist - allenfalls ein Argument dafür wäre, dass 'Bewusstsein' keine adäquate Übersetzung dafür ist.


    Ich hatte das ja kürzlich in unserer Besprechung des Herzsutras angesprochen - die 6 'Objektbewusstseine' sind der Wahrnehmungsebene (saṃjñāskandha) zuzuordnen - viel mehr als die Identifikation des momentanen Objektbewusstseins mit den Empfindungen (vedana) angenehm-unangenehm-indifferent ist da noch nicht. Ein solches 'Wissen' können wir - wenn wir ihre Reaktionen auf ausgewählte Reize beobachten - ohne weiteres auch bei Pflanzen annehmen. Nicht als gesichertes Wissen, aber als plausible Erklärung.


    Wobei es mE auch durchaus ein intuitives Wissen gibt - wenn man da statt 'Wissen' 'Denken' setzt, macht das nicht wirklich einen Unterschied ...


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    Erläutere später

    Mir ging es eher um die Diskussionskultur. Das argumentum ex silentio ist für Deinen Standpunkt sicherlich stark plausibel, wenn man die 5 gati anführt, wie sie z.B. in DN.33 oder AN.IX.68 genannt werden - die sind dort mit ziemlicher Sicherheit als abschliessende / vollständige Aufzählung zu verstehen.


    Wobei das grundsätzliche Problem (jedenfalls in einem traditionsübergreifenden Forum) dabei ist, dass man da die Palikanon-Überlieferung als einzig gültige / maßgebliche und ohne Berücksichtigung ihres geistesgeschichtlichen und historischen Kontextes sowie ihrer Intention 'wahre' Aussage deklarieren würde. Dass so etwas aus mahayanischer Perspektive (d.h. unter Einbeziehung des Wahrheitsbegriffes, wie ihn Nāgārjuna entwickelte und des im Lotossutra erläuterten upāya-Konzeptes) nicht ohne weiteres akzeptabel ist, dürfte klar sein. Gerade eine solche (mE durchaus islamischem und christlichem Fundamentalismus verwandte) 'Schriftgläubigkeit' ist ja das, was die Bezeichnung śrāvakayāna implizit als begrenztes Verständnis charakterisiert.


    Notabene: ich gehöre nicht zu den Menschen, die die Charakterisierung 'śrāvaka' an bestimmten Traditionen / Schulen festmachen. Dazu bin ich schon zu vielen śrāvaka begegnet, die sich selbst in eine Mahayana-Traditionslinie einordnen. Ich sehe das eher als eine Entwicklungsstufe / Wegstrecke und halte mich selbst (noch) nicht für vollständig frei davon. Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche ...


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    Lebewesen sind nicht allein durch Stoffwechsel definiert, sondern in Wesentlichen durch Bewusstsein.

    Definiert von wem? Von Dir, offensichtlich - das solltest Du dann aber auch deutlich sagen. Auch, wenn es keine allgemein verbindliche Definition von 'Leben' gibt, so spielt zumindest in naturwissenschaftlichen Definitionen 'Bewusstsein' keine Rolle als Definitionskriterium für 'Leben', vgl. zum Einstieg hier.


    Nun steht es Dir natürlich frei, bei Deiner eigenen Definition 'Bewusstsein' als ein notwendiges Kriterium für 'Leben' zu deklarieren. Damit stellt sich dann allerdings das Problem, nach welchen Kriterien Du entscheidest, ob ein bestimmtes Objekt 'Bewusstsein' hat. Einmal ganz von der Frage abgesehen, was Bewusstsein eigentlich ist und wo beispielsweise die Gemeinsamkeiten - und die Unterschiede - zwischen einem menschlichen Bewusstsein und dem beispielsweise eines Hundes oder - um ein anderes Tier (nach einer zumindest in der Biologie allgemein anerkannten Klassifikation) zu nehmen - einer Amöbe liegen.


    Ich habe den Eindruck, Du machst es Dir etwas zu einfach. Grundsätzlich ist das einzige Bewusstsein, über das wir gesicherte Aussagen machen können (die Aussage 'es existiert' mit inbegriffen) unser eigenes. Sicherlich kann man das als radikalen Konstruktivismus abtun - was aber nicht das Problem löst, wie man bei Objekten die Existenz oder Nichtexistenz eines Bewusstseins zweifelsfrei nachweisen kann.


    Ich konnte nicht lesen, dass Du Buddha mit Quellenagabe zitiert hast - oder sonst etwas Konkretes mit Quellenangabe.

    Das konnte ich bei Dir allerdings auch nicht. Ich bitte daher um eine konkrete Quellenangabe, wo Buddha sagt, dass Pflanzen nicht "wiedergeboren" werden. Anders gesagt: dass sie nicht Teil des samsarischen Kreislaufes und dem bedingten Entstehen / Vergehen unterworfen sind. Soweit ich die Diskussion verfolgt habe, sehe ich nur, dass Du hier ein argumentum ex silentio benutzt - das bekanntlich allenfalls die Plausibilität einer Behauptung stützen, aber sie nicht beweisen kann. Das Problem zeigt sich schon darin, dass Noreply mit gleichem Recht wie Du dasselbe argumentum ex silentio in Anspruch nehmen kann.


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