Ich finde Blinsichtigkeit interessant, also das Menschen sehen können, ohne das Gesehene bewußt wahrzunehmen:
Noch eindrucksvoller zeigt sich eine Form empfindungsloser
Wahrnehmung bei einem Krankheitsbild, das erst 1974 einen Namen
bekam: Sogenannte Blindsichtige haben zwar intakte Augen, sie
können jedoch die Signale von der Netzhaut nicht richtig
verarbeiten, weil ihre Sehrinde im Gehirn beschädigt ist.
Diese Blinden sehen, ohne das Gesehene bewußt wahrzunehmen.
Sie können Dinge wenn nicht identifizieren, so doch entdecken
und lokalisieren. Zwar versichern sie, nichts zu sehen. Wenn
sie jedoch gebeten werden, zu raten, wo sich ein Gegenstand
befinden könnte, zeigen sie zielsicher in die richtige
Richtung.
Die Münchner Neuropsychologin Petra Störig vermutet, daß
bei Blindsichtigen die Kopplung von Empfindung und Wahrnehmung
unwiderruflich gestört sei. Bei Gesunden hingegen sei diese
Verknüpfung angeboren und möglicherweise "das erste, was sich
mit der Verdrahtung entwickelt": Sie entstehe bereits, wenn
sich im Gehirn des Embryos die Neuronen über etwa 100 Billionen
Synapsen zu einem gigantischen Netz zusammenschließen. Auf
diese Weise wird schon im Säugling ein neuronaler Mechanismus
verankert, der Bewußtseinsinhalte mit einer subjektiven Note
versieht - wofür Philosophen den Begriff "Qualia" erfunden
haben.
Wie würde man das buddhitisch beschreiben? Kann man da nicht sagen, dass die Wahrnehung hier so gestört wird, dass zwar Sehobjekt (rūpadhātu) hervorgebracht wird aber nicht Sehbewusstsein (cakkhuviññānadhātu)?
Mir scheint da doch dass "Wissen" zentral zu sein. Die Patient versichern nicht zu wissen, was da ist, aber wenn sie raten, geben sie im Bezug auf die Objekte die gleichen Antworten wie ein Sehender.
In dem Satz "Ich sehe das" scheint das "sehe" - die Brücke zwischen Subjekt und Objekt - zu fehlen. Ich finde den Begriff der "subjektiven Note interessant".
Ist es ein unterschied, ob man sich an "Elefant" erinnert oder an "Ich habe einen Elefant" gesehen. Im ersten Fall ist es vilelicht eher ein Erinenrungsbrocke, der Elefant kann auch auf einem Plakat oder in einer Zeitschrift gewesen sein. Während zweiteres nicht eine erinnerung an die Sache sondern an das Sehen ist.
Ich war tatsächlich mal in einem Cafe und hatte plötzlich den Gedanken "Elefant" - wohl aus dem Augenwinkel. Und dann blickte ich auf, und es ging tatsäclich vor dem Cafe ein Elefant vorbei. Ein junger Elefant - es war so eine Werbeaktion eines Zirkusses. Ich fand den Kontrast zwischen der ersten (unbewußten) und dem zweiten (bewußten ) Wahrnehen interessant.
Ähnlch wie der ersten Wahnmeung stelle ich mir auch die Wahrnehmung eines Blindsichtigen vor. Eine Assoziation (Elefant!) tritt in das Bewußtsein ohne dass sie mit einer subjektiv/biographischen Note versehen worden wäre.