Beiträge von Rudolf im Thema „Vermischung / Hauptpfeiler des Buddhismus“

    Für mich brauch es diese Pfeiler und die klare Abgrenzung, damit man erst die Möglichkeit haben kann, einzusehen, dass da gar keine Buddhisten über die Straße laufen können, denn auf der Welt wurde noch kein Buddhist angetroffen.

    Ich kann nicht aus meiner subjektiven Wahrheit eine objektive machen die für alle gilt, denn die kenne ich nicht und Schriften sind interpretierbar.


    Du bist stark. Aber andere brauchen eine Orientierung und Pfeiler. Am besten ein System, dass zusammenhängend und konsequent ist und nicht von Zeit zu Zeit mit anderem vermischt wird.

    Es mag einige Zeitgenossen geben, die brauchen keine (an der selben Stelle stehen bleibende) Pfeiler. Moeglicherweise waren das ja auch die "Alleinverwirklicher" des Hinayana. Andere benutzen alles was sie für spirituell halten. Die können gut jonglieren.

    Man kann auch so vorgehen, ohne Empörung, Dünkel oder Angst, wie es der Buddha uns gezeigt in Majjhima Nikaya 22. Da tadelt er den Mönch Arittho, der die Lehre falsch wiedergibt und nennt ihn (in Neumanns Übersetzung) "betörter Mann" und "Tor". :)

    Naja der Buddha konnte das sagen, ein gewöhnlicher Mensch muss es deshalb nicht nachahmen.


    Na, ja, ein gewöhnlicher Mensch könnte ja sagen, dass der Buddha einen Falschdarsteller "Tor" genannt hat.

    Bei eventuellen Vermischungen und Verfälschungen kann ein Widerstand aufsteigen, ärgern, Empörung, also Formen von Hass. Oder ein Gefühl von Überlegenheit, vielleicht getarnt als Mitgefühl, Dünkel. Oder ein Beschützerinstinkt, als würde mich die Lehre zu ihrer Reinerhaltung brauchen, Angst sie könnte verlorengehen.
    Ist mir die Lehre Besitz und Identität, ist es als würde ich mich an den Hauptpfeilern des Buddhismus festhalten wie ein Betrunkener an Straßenlaternen, die doch nur dazu gedacht sind den Weg zu erleuchten.


    Man kann auch so vorgehen, ohne Empörung, Dünkel oder Angst, wie es der Buddha uns gezeigt in Majjhima Nikaya 22. Da tadelt er den Mönch Arittho, der die Lehre falsch wiedergibt und nennt ihn (in Neumanns Übersetzung) "betörter Mann" und "Tor". :)

    Ob sich das dann noch 'Buddhismus' nennen darf oder nicht - also Leute, ich bitte Euch ... Seid ihr scharf auf inquisitorische Untersuchung von Häresien?



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    Es geht nicht so sehr um dürfen, sondern ob es sprachlich sinnvoll ist, einen Buddhismus ohne Karma und Wiedergeburt Buddhismus zu nennen.

    So darf jeder einen Hocker Stuhl nennen, aber ist das sinnvoll?

    Vermischungen sind immer schlecht,

    Ist es denn verboten sowas zu machen? Also wenn ich angenommen Christlich bin und Esoterisch, darf ich dann nicht gleichzeitig Buddhist sein? Ist das wie im Christentum?


    Ich denke, es funktioniert nicht, gleichzeitig an einen Schöpfergott zu glauben und nicht. Oder glauben nicht alle Christen an einen Schöpfergott? Hat da schon eine Vermischung stattgefunden? ;)

    Als Buddhist muss man mindestens voll hinter dem Palikanon stehen, ohne Weglassungen.

    :?Nur eine Anmerkung: ... der Pali-Kanon, so, wie im Theravada bekannt, wurde nicht nach Tibet überliefert. Man orientierte sich am Mahayana-Sanskrit-Kanon und übernahm Teile in den bKa' 'gyur, gesprochen Kanjur. LG mkha'


    1) Das macht ja nichts. Warum sollten die Tibeter nicht voll hinter dem Palikanon stehen können, wenn sie ihn zur Hand nähmen?


    2) Die Lehren des Palikanon wurden alle in den Tibetischen Buddhismus integriert, in den ersten beiden Stufen des LamRim.

    Ich zähle mich zur säkularen Fraktion. Wenn hier von Respekt vor allen Richtungen gesprochen wird, fehlt mir meistens der Respekt vorm säkularen Buddhismus. Und immer die (zum Teil verächtliche) Erwähnung Batchelors.


    Ich denke nicht, dass den meistens Buddhisten der Respekt vor dem fehlt was die säkularen Buddhisten glauben oder wie sie handeln.

    Es ist bei den meisten wohl die bloße Namensgebung. Die Säkularen mögen sich gern etwas aus der Lehre des Buddha herausnehmen und das gut finden und praktizieren, aber sie sollten sich deswegen nicht Buddhisten nennen. Sie lassen einfach zu viele Grundpfeiler weg, zuviel was der Buddha im Palikanon (von allen Traditionen als Worte des Buddha anerkannt) wiederholt gelehrt hat. Was im Palikanon gelehrt wird, kommt in allen Traditionen vor, nur mit unterschiedlicher Gewichtung. So ist es aber nicht im säkularen "Buddhismus".

    Wie Arya Dharma schon gesagt hat: dann sollten sie sich anders nennen. Um den konventionellen Sprachgebrauch geordnet zu halten.

    Denn sonst könnte sich ja jemand, der an Wiedergeburt glaubt, aber am Selbst, am Atman, festhält als Buddhisten bezeichnen. Das hat es aber noch nicht gegeben. Oder wer Liebe und Mitgefühl praktiziert wäre dann gleich ein Buddhist. Da hätte ein Christ aber was dagegen

    Als Buddhist muss man mindestens voll hinter dem Palikanon stehen, ohne Weglassungen.

    So funktioniert das doch nicht. Von keiner Seite. Die "Hauptpfeiler" können genauso beliebig benannt werden wie das Weglassen


    Nein, sehe ich nicht so. Die Thailänder sprechen oft "von einer Handvoll Lehre" - verkürzt sind das die Pfeiler, welche ich genannt habe.


    Ach so, ich dachte, das seien deine eigenen Hauptpfeiler. Nun führst du die thailändiche Tradition an.

    Da übersiehst du jedoch, dass die verschieden Traditionen, die es schon Jahrhunderte lang gibt, sehr unterschiedlich sind. In den tibetischen Traditionen, die alle den LamRim praktizieren, spielt Karma und Wiedergeburt eine Hauptrolle, was du nicht als Hauptpunkt ansiehst. In manchen Zentraditionen spielt die Koan-Praxis eine Hauptrolle, was du auch nicht erwähnt. Im Amitabha-Buddhismus spielen Gebete und Vertrauen die Hauptrolle, im Nichiren spielt Mantra-Rezitation eine Hauptrolle. Die beiden letzten Punkte kommen als Praxis auch in indischen Mahayana-Sutren vor, ist also nichts Erfundenes.

    Deine Hauptpunkte sind aber die "Handvoll Lehre" der Thailänder.

    Stephen Batchelor und andere halten sich aber an die Hauptpunkte ihres säkularen Buddhismus, der jetzt schon Anhänger hat und in 100 oder 200 Jahren wird es sehr wahrscheinlich einen westlichen Buddhismus als Tradition geben, so wie die anderen Traditionen in anderen Ländern Asiens sich entwickelt haben: weil die Menschen sich angebliche "Hauptpunkte" herauspicken. So wie du.

    Was hast du also gegen Stephen Batchelor ("suspekte Person") ?

    Die sekulären Buddhisten fragen zurück: was sind denn die Hauptpfeiler des Buddhismus? Wer bestimmt das?


    Die überlieferte Lehre bestimmt das. Hauptfpfeiler sind: 4 edle Wahrheiten, 8facher Weg, Buddhaschaft, Nirvana, abhängiges Entstehen, Shunyata. Wer davon was wegnimmt, oder gar sagt, das wäre "veraltet", der bewegt sich m.M.n. nicht mehr in der buddh. Philosophie.


    (Übrigens: Stephen Batchelor ist nicht der einzige sekuläre "Buddhist".) Andere sagen: "Die überlieferte Lehre bestimmt das. Hauptpfeiler sind: Liebe und Mitgefühl, Unbeständigkeit, abhängiges Entstehen, Relativität, Leerheit (shunyata). Und nicht Buddhaschaft, Nirvana und Karma und Wiedergeburt."


    So funktioniert das doch nicht. Von keiner Seite. Die "Hauptpfeiler" können genauso beliebig benannt werden wie das Weglassen.

    Und die Diskussionen sind ohne Ende.


    Das einzige was nicht ohne Ende ist: keine "Hauptpfeiler" und kein Weglassen. Die Reden des Buddha komplett.

    Vermischungen sind immer schlecht, sieht man ja hier in Europa am sekulären Buddhismus, wo man gerne Dinge rausstreichen will, weil sie ja "veraltet" sind, etwa Nirvana. Die denken wirklich, man könnte die Hauptpfeiler einfach einstürzen, und trotzdem hätte man noch ein gesundes Gebäude.


    Die sekulären Buddhisten fragen zurück: was sind denn die Hauptpfeiler des Buddhismus? Wer bestimmt das?