Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass den Worten Buddhas Kommentare zugefügt wurden? Also, ganz praktisch, meine ich.
Irgendwann müssen sich ja die entsprechenden Mönche zusammengefunden haben, und dann hieß es: "Wir sammeln das jetzt mal und schreiben das alles auf. Das Ganze ist dann der Pali-Kanon."
Aber wie kam man auf die Idee, da etwas zusammenzustellen, und den Buddhaworten da noch Kommentare zur Seite zu stellen? Was waren die Beweggründe und wer wurde als würdig betrachtet, dass seine Worte auch dabei sein sollten?
Hallo Schmu.
Der Palikanon ist einfach der Palikanon, ohne die Kommentare.
Die Kommentare sind meist Anmerkungen des Übersetzers aus Pali oder Englisch in die jeweilige Sprache.
Also ein Zusatz und nur eine Meinung von Vielen.
Im Pali-Original gibt es diese Anmerkungen nicht.
Je nachdem wie weit ein Übersetzer in der Verwirklichung der Buddhalehre gekommen ist oder wie angesehen ein Übersetzer ist, um so mehr Gewicht werden die Anmerkungen haben.
Zum Beispiel bei den Übersetzungen der mittleren Sammlung von Kay Zumwinkel (heute Ajahn Mettiko Bhikkhu) sind die Anmerkungen von ihm oder er kennzeichnet es, wenn sie von anderen Übersetzern/Kommentaren sind.
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Auch aus anderen Gründen ist das vorliegende Buch keine 1:1 Kopie der englischen Fassung. Bhikkhu Bodhi ist einer der bedeutendsten westlichen buddhistischen Gelehrten, der sich stark an die Kommentartradition (v.a. Buddhaghosa) anlehnt, und sein Buch wird scholastischen Ansprüchen gerecht. Das vorliegende Werk hat nicht die Absicht, wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen. Es ist als Handbuch für Meditierende und Dhamma-Praktizierende gedacht.
Dies äußert sich in erster Linie in den Anmerkungen, die völlig neu geschrieben wurden. Auf Anmerkungen von rein scholastischem Interesse wurde verzichtet. Auch geht der Übersetzer davon aus, daß die Worte des Buddha für sich selbst sprechen. Der Bezugsrahmen der Anmerkungen sind die Lehrreden des Buddha selbst; es wurde darauf verzichtet, die Aussagen der Suttas später entstandenen Erklärungsmodellen anzupassen (hier sind vor allem die "Geistmoment-Theorie" und die "Drei-Leben-Theorie" zu nennen).
Wo Anmerkungen der englischen Fassung übernommen wurden, ist das eindeutig gekennzeichnet - mit "BB" (Bhikkhu Bodhi), "MA" (Majjhima Nikāya Aṭṭhakathā, ein Kommentar, entstanden um das Jahr 1000 nach dem Buddha) und "Mṭ" (Majjhima Nikāya ṭīkā, ein weiterer Kommentar). Ansonsten trägt der Übersetzer die volle Verantwortung für die Anmerkungen und die Richtigkeit der Übersetzung.
Neben der Übersetzung von Bhikkhu Ñānamoli/Bhikkhu Bodhi habe ich auch andere englische Versionen paralleler Textpassagen konsultiert, z.B. von Maurice Walshe, Bhikkhu Ñānananda und anderen.
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Vorwort MN
Die von
@mkha' gepostete Stelle ist laut hier:
Culla-Vagga
eine Arbeit von Fritz Schaefer und Raimund Beyerlein. Also sind vermutlich die Anmerkungen auch von diesen oder einem davon. Oder sie haben die Anmerkungen von einem anderen Übersetzer/Kommentator übernommen.
In einer anderen Übersetzung gibt es zum Beispiel nur diese kurze Anmerkung:
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„Wenn, Ānanda, die Frauen nicht in der vom Vollendeten verkündeten Lehre und Ordenssatzung vom Haus in die Hauslosigkeit ziehen und die Ordination erlangen würden, dann, Ānanda, würde der Reinheitswandel noch lange bestehen, tausend Jahre würde die Gute Lehre bestehen. Da aber nun, Ānanda, die Frauen in der vom Vollendeten verkündeten Lehre und Ordenssatzung vom Haus in die Hauslosigkeit ziehen und die Ordination erlangen, da wird der Reinheitswandel, Ānanda, nicht so lange bestehen bleiben. Nur noch fünfhundert Jahre, Ānanda, wird die Gute Lehre bestehen.[1111]
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[1111] Interessant, dass sich diese Worte in verschiedenen Überlieferungen erhalten haben. (→ Anālayo 2009.)
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Cullavagga - Die kleine Gruppe der buddhistischen Ordensregeln
Es kann also sehr unterschiedlich sein, je nachdem welche Übersetzung man gerade liest.
Und dann gibt es noch die Kommentar-Werke, die nicht nur Anmerkungen von Übersetzern sind, sondern eigenständige Bücher. Zum Beispiel das Visuddhi Magga, Der Weg zur Reinheit von Buddhaghosa.
Visuddhi Magga, Der Weg zur Reinheit
Aber auch diese gehören nicht zu den drei Körben des Palikanon:
Tipitaka, Dreikorb, der Palikanon des Theravada Buddhismus
Wenn du runterscrollst, kommst du, nach dem 3. Korb des Abidhamma, zu einer kleinen Auswahl an Kommentarliteratur.
Möglichwerweise gibt es auch Mischformen. Also Übersetzungen mit sehr ausführlichen Anmerkungen/Kommentaren.
Soweit mein Kommentar dazu.
Liebe Grüße