Beiträge von Monika im Thema „Mitgefühl, sich lieben zu können.“

    Das mit dem "Sich selber Lieben" ist viel zu abstrakt, und es führt leicht dazu, dass man um sich selber kreist. Man kommt das leicht zu Gedanken, wie man sein sollte und wie man nicht sein sollte und wie man sich verändern sollte.

    Von daher würde ich eher mit dem Wort "Annehmen" beginnen.

    Genau :like::heart:

    Wichtig ist dabei natürlich auch, was verstehe ich unter Liebe? Wie fühlt sich das an?


    Es geht ja nicht darum, sich narzisstisch toll zu finden oder ständig zu fühlen "ah, ich liebe mich". Eigentlich ist diese Liebe, um die es m.E. geht, eine ziemlich nüchterne, dafür aber wohlwollende - also Güte. Mitgefühl ist Güte - ohne sentimentale Gefühlsduselei.


    Wenn ich mich selbst liebe, so ist das nichts anderes, als dass ich akzeptiert habe, dass mich viele Faktoren zu der Person gemacht haben, die ich heute bin, die ich aber nicht bleiben muss, wenn ich feststelle, dass da noch "Baustellen" sind. Deshalb geht dieser Prozess immer weiter und hört nicht auf, nur weil ich jetzt "zu mir gefunden habe".


    Und gerade das macht mich frei, weil ich mich nicht mehr an feste Vorstellungen - wie ich zu sein habe - gebunden fühle, nicht mehr sagen kann "so bin ich nunmal" und auch nicht resigniert feststellen muss "das kann ich nicht ändern". Ich gebe mir die Zeit, die ich brauche, das ist mein Mitgefühl mit mir.

    Wird es mir aber zu bunt mit mir, dann trete ich mich in den Arsch. So einfach ist das.


    Aber dazu gehört absolute Aufrichtigkeit, und die entsteht nur, wenn da keine Angst mehr besteht, was mir wohl noch Schreckliches über mich klar wird. Ganz im Gegenteil: Ich rufe: Hurra, Konflikt ich komme. Denn jedesmal, wenn ich etwas an mir entdeckt bzw. aufgedeckt habe und wirklich hinschaute mit der Konsequenz, das zu ändern, entstand große Freiheit.

    _()_

    Auch ich widerspreche inzwischen dem Wort Jesu "liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst", denn das ist nicht die Realität. Wenn ich mich selbst geliebt hätte, wäre ich disziplinierter gewesen, hätte nicht so viel gegessen und geraucht, nicht so viel wilden Sex gehabt, mich mehr um meine Eltern und mein Kind gekümmert - aber dafür mehr Mitgefühl mit mir und den anderen gehabt. Aber ich verurteile mich nicht mehr dafür, denn all das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich habe immer noch Fehler, aber ich habe auch Mitgefühl entwickelt - mit mir und mit anderen.


    Lieber Andreas,

    lass Dich einfach sein wie Du bist, es wird schon. Aber natürlich nicht von heute auf morgen. Das, was Du jahrzehntelang durch Konditionierung geworden bist, kannst Du nicht in 5 Wochen ändern. Du kannst Dir lediglich darüber bewusst werden. Und manchmal ist das ein Schock, aber ein heilsamer, wenn Du das nicht zu einem neuen und weiteren Leiden machst. Schau hin und lass los. Geh weiter, so wie ein Kind, das Laufen lernt - es fällt hin und steht wieder auf. Manchmal tut es eben weh.


    Liebe und Mitgefühl mit Dir selbst würde jetzt bedeuten, Dich nicht verurteilen, Dich nicht zu hassen, sondern einfach Ja zu Dir zu sagen und Dich in Geduld zu üben. Unter anderem gelingt dies paradoxerweise auch dadurch, dass Du Dich nicht mehr so im Fokus hast, sondern alles so machst wie z.B. Suppe mit Maultaschen.:D


    Ich kann aus der Ferne nur schreiben, Du hast so viel schon gelernt in den letzten Wochen. Ich kenne hier niemanden, der zu Beginn so ernsthaft bei der Sache ist wie Du. Aber ich kenne ja auch niemanden wirklich.

    Aber Du bist schon einzigartig. Sei liebevoll mit Dir selbst, indem Du Dich nicht darum kümmerst, wie gut oder schnell Dein Fortschritt ist. Mache einfach das, was Dir Freude bereitet - lesen, meditieren, Filme schauen ...


    Deine Freundin Monika