Hallo Shankara (und alle anderen),
was mich schon als Kind fast wahnsinnig gemacht hat, war die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, der unausweichlichen Sterblichkeit und Auslöschung. Mein im engeren Sinne atheistisches und im weiteren Sinne auch evangelisch-christliches Umfeld schien da wenig Antworten zu haben. Am Buddhismus haben mich als Teenager vorerst besonders zwei Dinge fasziniert: Dass der Buddha (und z.B. viele tibetische Lamas und Tulkus) sich angeblich ihrer früheren Leben bewusst geworden waren, sie also 'ihre' Vergänglichkeit in gewissem Sinne transzendiert zu haben schienen. Und zweitens das Buch Die große Befreiung von D.T. Suzuki, das ich mit 16 zu lesen versuchte.
Ich war damals vielleicht sogar noch überheblicher als heute und war fasziniert davon, den Inhalt dieses Buches einfach nicht verstehen zu können. Nach ein paar Jahren versuchte ich es noch einmal. Beim dritten Versuch begann ich dann aus eigenen Stücken mit Koans zu praktizieren. Als ich wieder Jahre später einen koreanischen Zen-Meister traf, der Koanschulung anbot, hatte ich das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. Ich blieb dort 9 Jahre, nahm an etwa 20 längeren sowie rund 90 Wochenend-Retreats teil und wurde zum Übersetzer meines Lehrers. Die Koan-Praxis ist auch heute mein Zuhause.
Last but not least: Habt ihr das Gefunden, was ihr im Buddhismus gesucht habt? Oder seid ihr noch am suchen? Was hat sich in eurem Leben verändert und habt ihr das erreicht, was ihr ursprünglich erreichen wolltet?
Ich kann nicht behaupten, dass ich mein ursprüngliches Problem gelöst hätte. Gefunden habe ich nichts, das nicht ohnehin schon immer genau jetzt da war. Ich bin definitiv noch am suchen, sehe aber vielleicht die Richtung heute klarer. Nach meinem Verständnis ist Koan-Praxis genau diese Suche, die sich im jeweils jetzigen Gewahrsein auf den Suchenden selbst (und darin zugleich auf alles) richtet.
Tai