Ich sehe in dem Artikel keine Beispiele, die man als „verrückt“ bezeichnen muss. Dieses Adjektiv passt auf die geschilderten Beispiele gar nicht gut.
z.B.
Zitat Obwohl selbst kein anerkannter Chan-Meister, ist der Mönch Ji Gong (1148–1209) der bekannteste menschliche Repräsentant dieses Typus in China. Diesem „verrückten Mönch“ aus dem zwölften Jahrhundert galten auch buddhistische Traditionen nur als leere Formen. Er soll Fleisch gegessen und Alkohol getrunken haben. Von ihm ist der Ausspruch überliefert: „Ist das Fleisch in meinem Magen, wandert die Seele des Tieres aus meinem Herzen in den Himmel.“
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Fleisch essen und Alkohol trinken ist nicht verrückt. Ob er dabei Gelübde bricht kommt auf seine Gelübde an.
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„Ist das Fleisch in meinem Magen, wandert die Seele des Tieres aus meinem Herzen in den Himmel.“ Entweder stimmt das oder dieser Meister lügt: in beiden Fällen sehe ich nichts Verrücktes. Etwas lügenhaftes ist nicht dasselbe wie verrückt.
z.B.
Zitat Als die Frau ein Bad nahm, bat sie Wonhyo, zu ihr in die Wanne zu steigen. Er folgte der Aufforderung und sofort sei, laut Überlieferung, ein unbeschreiblicher Segen über ihn gekommen. Seine Haut habe augenblicklich eine goldene Farbe angenommen und aus dem Badegefäß sei eine riesige Lotusblüte geworden. Im selben Moment verwandelte sich die Frau in den Bodhisattva Avalokiteshvara, die Verkörperung universellen Mitgefühls im Mahayana-Buddhismus.
Das ist einfach nur eine Wundergeschichte. Wunder sollte man auch nicht mit Verrücktheit verwechseln.
z.B.
Zitat Eine neue Wende nimmt das Paradigma des „verrückten Heiligen“ im tibetischen Buddhismus. War er in China, Japan und Korea eine belächelte Randfigur des Pantheons, als buddhistisches Ideal jedoch eine allenfalls tolerierbare Gestalt, so wird er im tibetischen Buddhismus zu einem Leitbild und durch Marpa (1012–1097) und dessen Hauptschüler Milarepa (1040–1123) sogar zum Begründer einer eigenen Richtung mit großer Anhängerschaft.
Hier liefert Hans-Günter Wagner überhaupt keine Beispiele was Milarepa Verrücktes gemacht haben soll.
z.B.
Zitat Diese lehrten durch ganz unkonventionelles Verhalten ihre Schüler und Schülerinnen, vorgeblich mit dem Ziel, deren Begierden zu transformieren, wobei sexuelle Inhalte oft eine zentrale Rolle spielen.
Hier kommt es darauf an, ob man Vertrauen in die Tantrapraxis hat oder nicht. Wenn ja, ist das nicht verrückt (Begierden zu transformieren) sondern ein geschicktes Mittel für Schüler, die tatsächlich Bodhicitta entwickelt und die Leerheit verstanden haben.
Für andere ist es ein bloßer Vorwand Sex haben zu können. Also eigentlich Betrug. Was hat das mit Verrücktheit zu tun?
z.B.
Zitat Sogyal Rinpoche etablierte sich so ein neues Ideal: der unberechenbare Meister, gesegnet mit „übernatürlichen Kräften“ höchster Erleuchtung und befähigt, tief ins Herz eines jeden seiner devoten Schüler zu sehen. Unkonventionelle Methoden wie Beleidigungen, Anzüglichkeiten oder sogar Schläge gelten als „geschickte Mittel“. Der Meister setzt sie in diesem Verständnis vollkommen selbstlos ein, um die Adepten im „Kampf gegen ihr Ego“ zu unterstützen. Die Verrücktheit des Meisters enthebt ihn zudem jeder Kritik.
Der letzte Satz stimmt nicht, er ist ja kritisiert worden. Warum die erste öffentliche Kritik erst nach so langer auftauchte, müssten seine Schülerinnen und Schüler beantworten.
Falls Sogyal Rinpoche ein Scharlatan und ein gewalttätiger Egoist war, dann war er halt das, aber kein Verrückter.
Synonyme zu Verrücktheit (Duden)
Zum Schluss:
Zitat Den Guru als einen gewöhnlichen Menschen zu betrachten oder gar zu behandeln, wird als schlimmes Fehlverhalten aufgefasst. „Was auch immer er tut, der Schüler hat es als eine Belehrung zu verstehen“, so Stephan Butterfield,
Dies sollte man lieber unter dem Thema „Vajrayana“ diskutieren. Tibetische Buddhisten sehen als Grundlage für diese Praxis, den persönlichen Lehrer (nach intensiver Prüfung) als Buddha zu betrachten.
Welche Wirkung diese Praxis hat, das ist ein weites Feld für eine Diskussion und man sollte das ganze Vajrayana sehr gut kennen.
Die Einordnung dieser Praxis in „verrückt sein“ halte ich zunächst für eine eher unqualifizierte, zu einfache Kritik.