Dürfen Heilige verrückt sein?

  • Letztlich ist es, mal wieder, eine Frage von Definitionen. Wie wird "verrückt" in Verbindung mit Weisheit (crazy Wisdom) definiert und wie werden "Heilige" definiert? Hat der Autor des Artikels diese Begriffe definiert? Entweder habe ich es überlesen oder er hat es bewusst vermieden.

  • Wenn du nicht DEIN Verrückt und DEIN Heiliger verwendest, wirst du nicht verstehen.

    Es geht um DEIN Verstehen und nicht um die, von dir geglaubte Definitionspflicht jedes Wortes durch den Autor eines Textes.

  • Wer die Lehre des Welterhabenen ernst nimmt, kennt weder Götter noch Heilige ...


    "Offene Weite, Nicht von heilig" - sagte nach der Überlieferung der Mönch Bodhidharma

    Wenn im dürren Baum der Drache Dir singt
    siehst wahrhaft Du den WEG.
    Wenn im Totenkopf keine Sinne mehr sind
    wird erst das Auge klar.


    jianwang 健忘 = sich [selbst] vergessend

  • ... und auch keine Teufel und Dämonen, ... und genau da setzt für manch einen das Annehmen-können aus. Es ist etwas anderes, das (sogenannte) Gute nicht (über)zubewerten, als das (sogenannte) Schlechte nicht ad hoc (intuitiv) abzulehnen.


    Es kommt die Frage auf: wie kann ich angesichts großer Leiden ruhig darauf verweisen, dass alles lediglich gemäß der eigenen Sichtweise bewertet und in Kategorien einsortiert wird? Sollte ich nicht nach bestem Wissen und Können denken, reden und handeln?


    ... oder sollte es vielleicht möglich, sich nicht mit dem Bewerten aufzuhalten - unaufgeregt einfach zu Sein, ... dem Kranken die Medizin, dem Wanderer im Gebirge die innere Hitze, und am reißenden Fluss die Brücke, dem Dürstenden das Wasser ...:rad:

    Alles andere verstehe ich, aber wieso: Dem Wanderer im Gebirge die "innere Hitze"? :? Oder wandert Dein Wanderer in den Gebirgen von Grönland? :grinsen:

  • Das ist einfach ein Artikel mit Geschichten über GUT und BÖSE.


    Wie immer, wenn uns jemand einlädt, in diesen Bereich einzutauchen, beginnt der Geist, sich aufzuspalten. Das ewige, uns allen wohlbekannte Spiel. 🙂


    Problematisch wird es, wenn ich nun versuche, diesen Gut-Böse-Dualismus bestimmten Zeitperioden, bestimmten Traditionen, bestimmten Gruppen zuzuordnen. Dann bewege ich mich in einer weiteren Geistesverwirrung / Geistesaufspaltung. Das Labyrinth wird größer, die Ausgänge sind schwerer aufzufinden.


    Aber der Geist liebt solche Aufenthaltsorte. Alles wird wunderbar aufregend und undurchsichtig... 🤔😯


  • Stehen buddhistische "Heilige" außerhalb der sonst für alle geltenden Ethik? Dürfen sie, was man sonst sanktionieren oder doch ablehnen würde. Ein kritischer Artikel meines Freundes Hans-Güter Wagner, den ich lesens- und bedenkenswert finde:


    Dürfen Heilige verrückt sein? - ursachewirkung.com


    Den geistesklaren Menschen nennt man nicht umsonst so.


    Und in der Beziehung gesehen nennt man auch den Arhat so.


    Es gibt aber wohl viele Verrückte und sehr unklare Menschen, die denken sie wären heilig oder sehr sehr klar (im Gegensatz zu anderen). Am Verhalten können andere sehen, wie es wirklich mit der inneren Klarheit und Gemütsruhe usw bei einem selbsternannten Heiligen ist.

  • Ich sehe in dem Artikel keine Beispiele, die man als „verrückt“ bezeichnen muss. Dieses Adjektiv passt auf die geschilderten Beispiele gar nicht gut.


    z.B.

    Zitat

    Obwohl selbst kein anerkannter Chan-Meister, ist der Mönch Ji Gong (1148–1209) der bekannteste menschliche Repräsentant dieses Typus in China. Diesem „verrückten Mönch“ aus dem zwölften Jahrhundert galten auch buddhistische Traditionen nur als leere Formen. Er soll Fleisch gegessen und Alkohol getrunken haben. Von ihm ist der Ausspruch überliefert: „Ist das Fleisch in meinem Magen, wandert die Seele des Tieres aus meinem Herzen in den Himmel.“

    • Fleisch essen und Alkohol trinken ist nicht verrückt. Ob er dabei Gelübde bricht kommt auf seine Gelübde an.
    • „Ist das Fleisch in meinem Magen, wandert die Seele des Tieres aus meinem Herzen in den Himmel.“ Entweder stimmt das oder dieser Meister lügt: in beiden Fällen sehe ich nichts Verrücktes. Etwas lügenhaftes ist nicht dasselbe wie verrückt.

    z.B.

    Zitat

    Als die Frau ein Bad nahm, bat sie Wonhyo, zu ihr in die Wanne zu steigen. Er folgte der Aufforderung und sofort sei, laut Überlieferung, ein unbeschreiblicher Segen über ihn gekommen. Seine Haut habe augenblicklich eine goldene Farbe angenommen und aus dem Badegefäß sei eine riesige Lotusblüte geworden. Im selben Moment verwandelte sich die Frau in den Bodhisattva Avalokiteshvara, die Verkörperung universellen Mitgefühls im Mahayana-Buddhismus.

    Das ist einfach nur eine Wundergeschichte. Wunder sollte man auch nicht mit Verrücktheit verwechseln.


    z.B.

    Zitat

    Eine neue Wende nimmt das Paradigma des „verrückten Heiligen“ im tibetischen Buddhismus. War er in China, Japan und Korea eine belächelte Randfigur des Pantheons, als buddhistisches Ideal jedoch eine allenfalls tolerierbare Gestalt, so wird er im tibetischen Buddhismus zu einem Leitbild und durch Marpa (1012–1097) und dessen Hauptschüler Milarepa (1040–1123) sogar zum Begründer einer eigenen Richtung mit großer Anhängerschaft.


    Hier liefert Hans-Günter Wagner überhaupt keine Beispiele was Milarepa Verrücktes gemacht haben soll.


    z.B.

    Zitat

    Diese lehrten durch ganz unkonventionelles Verhalten ihre Schüler und Schülerinnen, vorgeblich mit dem Ziel, deren Begierden zu transformieren, wobei sexuelle Inhalte oft eine zentrale Rolle spielen.


    Hier kommt es darauf an, ob man Vertrauen in die Tantrapraxis hat oder nicht. Wenn ja, ist das nicht verrückt (Begierden zu transformieren) sondern ein geschicktes Mittel für Schüler, die tatsächlich Bodhicitta entwickelt und die Leerheit verstanden haben.


    Für andere ist es ein bloßer Vorwand Sex haben zu können. Also eigentlich Betrug. Was hat das mit Verrücktheit zu tun?


    z.B.

    Zitat

    Sogyal Rinpoche etablierte sich so ein neues Ideal: der unberechenbare Meister, gesegnet mit „übernatürlichen Kräften“ höchster Erleuchtung und befähigt, tief ins Herz eines jeden seiner devoten Schüler zu sehen. Unkonventionelle Methoden wie Beleidigungen, Anzüglichkeiten oder sogar Schläge gelten als „geschickte Mittel“. Der Meister setzt sie in diesem Verständnis vollkommen selbstlos ein, um die Adepten im „Kampf gegen ihr Ego“ zu unterstützen. Die Verrücktheit des Meisters enthebt ihn zudem jeder Kritik.


    Der letzte Satz stimmt nicht, er ist ja kritisiert worden. Warum die erste öffentliche Kritik erst nach so langer auftauchte, müssten seine Schülerinnen und Schüler beantworten.

    Falls Sogyal Rinpoche ein Scharlatan und ein gewalttätiger Egoist war, dann war er halt das, aber kein Verrückter.



    Synonyme zu Verrücktheit (Duden)


    Zum Schluss:

    Zitat

    Den Guru als einen gewöhnlichen Menschen zu betrachten oder gar zu behandeln, wird als schlimmes Fehlverhalten aufgefasst. „Was auch immer er tut, der Schüler hat es als eine Belehrung zu verstehen“, so Stephan Butterfield,


    Dies sollte man lieber unter dem Thema „Vajrayana“ diskutieren. Tibetische Buddhisten sehen als Grundlage für diese Praxis, den persönlichen Lehrer (nach intensiver Prüfung) als Buddha zu betrachten.

    Welche Wirkung diese Praxis hat, das ist ein weites Feld für eine Diskussion und man sollte das ganze Vajrayana sehr gut kennen.

    Die Einordnung dieser Praxis in „verrückt sein“ halte ich zunächst für eine eher unqualifizierte, zu einfache Kritik.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Zu Buddhas Zeiten zogen Asketen in die Hauslosigkeit. Dabei legten sie ihre sozialen Rollen und deren Verpflichtungen ab. Ein Brahmane hätte die Vorstellung, da als Mönch mit Kastenlosen zu speisen und die Opfer an die Ahnen zu venachlässigen, als abstoßend und verrückt empfunden. Von daher galt villeicht auch Shakymuni bei eingen seiner Zeitgenossen als "verrückter Heiliger"


    Aber Shakyamuni Buddha machte da eine Grenze. Die Sangha war eine Ebene, wo alle sich auf einer allegemein-menschlche Ebene ganz einfacher Verköstigung und Ausstattung wiederfanden.


    Zu seiner Zeit gab es aber auch Asketen denen das nicht radikal genug war, und die um ihre Überwindung jeglicher menschlcher Normen Ausdruck zu veleihen nackt umherschritten. So gibt es eine Passage im Palikanon in der der nachte Asket Puṇṇa vorkommt, der die Ochsenübung auf sich genommen hatte und der nackte Asket Seniya, der die Hundeübung auf sich genommen hatte (in der Anmekrung steht: "Puṇṇa trug Hörner auf dem Kopf, hatte sich einen Schwanz an das Hinterteil gebunden und aß Gras zusammen mit den Kühen. Seniya tat, was Hunde eben so tun.")


    Buddha Shakaymuni erteilt dieser Idee aber eine Absage. Seine Aussage ist: "Wer sich wie ein Hund aufführt, wird zum Hund. Wer sich wie ein Ochse aufführt wird zum Ochsen!"

  • So gibt es eine Passage im Palikanon in der der nachte Asket Puṇṇa vorkommt, der die Ochsenübung auf sich genommen hatte und der nackte Asket Seniya, der die Hundeübung auf sich genommen hatte (in der Anmekrung steht: "Puṇṇa trug Hörner auf dem Kopf, hatte sich einen Schwanz an das Hinterteil gebunden und aß Gras zusammen mit den Kühen. Seniya tat, was Hunde eben so tun.")


    ja, diese halte ich eher für Beispiele von "verrückt sein".

    Diese sind aber nicht buddhistisch.

    :rainbow:

  • Der "heilige" bzw mystische Clown hat in seine Wurzeln in vielen sprituellen Traditionen.


    Er hat also ganz sicher seine Berechtigung. Und falls er sie nicht hat ist ihm das sicher auch ziemlich egal.;)


    Trotzdem ist es natürlich so , das auch für Provokateure bestimmte Regeln gelten , die sie besser einhalten sollten .

    Oder sie enden dann so wie Till Eulenspiegel.


    _()_

  • So sehe ich mich als :clown::party: der sich nicht in die Regeln und Riten des Buddhismus fesseln will. Mir ist die Lehrer ohne Worte des Buddha viel zu wichtig.

  • Naja, das Fazit des Artikels ist ja der Hinweis auf "Kollateralschäden", weil die sog. "verrückten Heiligen" diesen Status missbrauchen: "War im frühen Buddhismus die Heiligkeit das Ergebnis eines ethischen und moralischen Lebenswandels, so kommt es im tibetischen Buddhismus beim Erleuchteten zu einer Entkopplung von Moralität und Heiligkeit. Der 'vollverwirklichte Meister' steht jenseits der Normen der Alltagswelt." Was ich allerdings nicht auf den tibetischen Buddhismus eingrenzen würde.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • so kommt es im tibetischen Buddhismus beim Erleuchteten zu einer Entkopplung von Moralität und Heiligkeit. Der 'vollverwirklichte Meister' steht jenseits der Normen der Alltagswelt.


    Mich wundert wo du diese Sicht her hast?

    Wer ist denn erleuchtet im tibetischen Buddhismus?

    Am ehesten könnte man das vom Dalai Lama vermuten. Welche Entkopplung siehst du beim Dalai Lama?


    Wenn im Westen von inzwischen mehreren hundert tibetischen Lamas alle paar Jahre mal ein oder zwei sich daneben benehmen, nicht gängigen Vorstellung von Heiligkeit entsprechen, dann formulierst du allgemein " Der 'vollverwirklichte Meister' steht jenseits der Normen der Alltagswelt." ??


    Weder in den tibetischen klassischen Schriften noch in der Praxis heutzutage trifft dein Satz zu.


    Also nochmal: woher hast du deine Idee?

    :rainbow:

  • Also nochmal: woher hast du deine Idee?

    Das ist nicht "meine Idee", sondern die des Autors des Artikels. Die Bezeichnungen "Erleuchtet" und "voll verwirklichter Meister" darf man hier nicht im religiös-spirituellem Sinne als tatsächlich erwacht begreifen, sondern gleichsam synonym für Lehrende, die sich herausgehoben fühlen oder von Schülern herausgehoben werden.


    Es geht meines erachtens auch nicht darum, dass "alle paar Jahre mal ein oder zwei [Lehrer] sich daneben benehmen" (was an sich schon eine verharmlosende Beschreibunmg ist), sondern um ein strukturelles Problem. Alle größeren tibetischen Gruppierungen im Westen, sind von Skandalen erschüttert und/oder geben sich sektiererisch: Rigpa, Shambala, Triratna, Diamantweg, NKT, FPMT. Das ist doch kein Zufall und hat seine Wurzeln auch in der Geschichte und im Selbstverständnis der Traditionen.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

    2 Mal editiert, zuletzt von Ichbinderichbin ()

  • Alle größeren tibetischen Gruppierungen im Westen, sind von Skandalen erschüttert und/oder geben sich sektiererisch


    Das ist einfach nicht meine Wahrnehmung.

    Du solltest das belegen.

    Oder ist das wieder nicht deine Idee, sondern die eines anderen?

    :rainbow:

  • Das ist einfach nicht meine Wahrnehmung.

    Du solltest das belegen.

    Ich habe die entsprechenden Gruppen ja aufgeführt: "Rigpa, Shambala, Triratna, Diamantweg, NKT, FPMT". Die Skandale/Probleme dort sind bekannt.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Sind mir nicht bekannt.


    Dir sollte vielmehr bekannt sein, dass 99 % der größeren tibetisch-buddhistischen Gruppen keine Skandale aufweisen.

    :rainbow:

    • Offizieller Beitrag

    Der Begriff "Crazy Wisdom" stammt von Chögyam Trungpa:

    Crazy Wisdom was a term coined by Chogyam Trungpa Rinpoche, one of the major figures in bringing Buddhism to the west.


    He described it as an innocent state of awareness that is wild and free, completely awake and fresh. It’s a spiritual worldview that represents thinking outside the box—moving against the stream.


    Crazy wisdom is about having a free mind, one that is not held down by preconceived notions or cultural conventions. Crazy Wisdom is about living in this moment, rather than having all of our perceptions colored by what we think about the past, the future, or the ideas we have about things.

    Ich glaube die Idee dahinter ist, Befreiung als einen ursprünglichen - unschuldigen Zustand zu sehen. Eine Kind das nicht deswegen sein Spielzug teilt, weil ihm die Eltern gesagt haben, dass es das muß, sondern einfach "von Herzen". Mit verrückter Weisheit ist also zunächst eine "ursprüngliche Naivität" gemeint. Trungpa war ja sehr von den Mahasiddhas begeistert und ich denke, er knüpft da an sie an.


    Aber gerade Trungpa hat das aber dann selber mißbraucht, indem er seine Unzulänglichkeiten als "Crazy Wisdom" tarnte.

  • Alle größeren tibetischen Gruppierungen im Westen, sind von Skandalen erschüttert und/oder geben sich sektiererisch: Rigpa, Shambala, Triratna, Diamantweg, NKT, FPMT. Das ist doch kein Zufall und hat seine Wurzeln auch in der Geschichte und im Selbstverständnis der Traditionen.


    Seit wann ist Triratna eine tibetische Gruppierung?

    Dem Namen nach kenne ich diese Organisationen, ich praktiziere aber nicht dort, und die Skandale/Probleme sind mir daher nicht bekannt.

    Wenn ich als Außenstehender ab und zu Behauptungen und Gegenbehauptungen höre oder etwas lese darüber, will ich nicht sagen, dass ich weiß was da vorgefallen ist.

    Im übrigen hatte ich ein Zahl von 99% genannt, bzw. 1% für Skandale/Probleme.

    Du hast sehr große Organisationen genannt, alleine FPMT ist mit über hundert von "Zweigstellen" in der ganzen Welt vertreten. Da gibt's doch nicht überall Skandale? Und wenn wir auch noch die mittelgroßen Organisationen dazu nehmen, die sich in sehr vielen europäischen Staaten in den größeren Städten und vielen US-Staaten befinden mit tibetischen und nationalen Lehrern, dann erhöhe ich die Zahl noch auf 99,9 %: 999 von 1000 Lehrern im tibetischen Buddhismus sind skandalfrei.

    Hier findet kein Beweis statt, aber das ist meine Wahrnehmung nach über 25 Jahren im tibetischen Buddhismus.


    So nun lass ich dir freie Bahn hier ......du kennst dich ja anscheinend aus in den vielen Skandalen ... und dann noch die Geschichte!

    Du kennst die 1000 jährige Geschichte und die Selbstverständnisse der verschiedenen tibetischen Traditionen. Meine Hochachtung! Und leitest die Skandale im Westen daraus ab.

    Uih, dieser Zeitaufwand und dieses Interesse! Das ist eine ganz erstaunliche Leistung für jemanden, der "alle größeren tibetischen Gruppierungen im Westen von Skandalen erschüttert" sieht.

    :rainbow:

  • Dieses crazy wisdom Ding ist mMn eh etwas zu hochstilisiert und künstlich. Wenn wir in alten Geschichten und koan von Zenmeistern lesen die Katzen in zwei Teile schlagen, auf den Boden spucken, Leute mit bambusstöcken schlagen sind diese Geschichten Hilfsmittel um twas tieferes zu erkennen - übertrieben dargestellt in Geschichten.

    Es werden dennoch gerne Klischees erhalten und wir finden ebenso solche verrückten und wahnsinnig weisen Meister, natürlich mit langem weißen Bart, in zahllosen Hollywoodfilmen...

    Um ehrlich zu sein ist es mir egal. Weisheit und Torheit liegen oft dicht bei einander und Ver-Rückt ist oftmals nur ein entfernen von der erwarteten Norm...

    Den Schmetterling des Zen im Netz des Verstandes zu fangen; machen wir uns das klar, dass das nicht geht

    Einmal editiert, zuletzt von Horin ()

  • Seit wann ist Triratna eine tibetische Gruppierung?

    Du hast natürlich vollkommen recht. Triratna ist nicht tibetisch. Im Ursprung Theravada. An anderer Stelle schrieb ich ja auch, dass es nicht nur um tibetischen Buddhismus geht. Es geht auch nicht um ein Bashing des tibetischen Buddhismus.



    Wenn ich als Außenstehender ab und zu Behauptungen und Gegenbehauptungen höre oder etwas lese darüber, will ich nicht sagen, dass ich weiß was da vorgefallen ist.

    Die Missbräuche in den genannten Gruppen sind alle gut dokumentiert. Man muss also nicht dabei gewesen sein, um Wissen darüber zu erlangen.



    Im übrigen hatte ich ein Zahl von 99% genannt, bzw. 1% für Skandale/Probleme.

    Du hast sehr große Organisationen genannt, alleine FPMT ist mit über hundert von "Zweigstellen" in der ganzen Welt vertreten. Da gibt's doch nicht überall Skandale? Und wenn wir auch noch die mittelgroßen Organisationen dazu nehmen, die sich in sehr vielen europäischen Staaten in den größeren Städten und vielen US-Staaten befinden mit tibetischen und nationalen Lehrern, dann erhöhe ich die Zahl noch auf 99,9 %: 999 von 1000 Lehrern im tibetischen Buddhismus sind skandalfrei.

    Das ist ein wichtiger Punkt. Ist eine Orga als ganzes 'schuldig', wenn der Ober-Guru oder irgend ein anderer Lehrer oder ein Mitglied sich des Missbrauchs schuldig gemacht hat? Kommt darauf an.


    Nicht, wenn, sobald der Missbrauch bekannt wird, die Orga umsichtig und ethisch handelt: Die Opfer ernstnehmen und anhören, externe Hilfe bei der Aufklärung suchen, transparent mit den Problemen umgehen, Struturen schaffen, die zukünftig dazu beitragen können, Missbrauch zu verhindern.


    Sie machen sich schuldig, wenn: Die Opfer bedrängt werden, um sie zum Schweigen zu bringen, Missbrauch vertuscht oder verharmlost oder gar besseren Wissens geleugnet wird etc. Dies wird bewirken, dass Missbrauch fortgesetzt werden kann, dass Opfer mit ihren Traumata allein gelassen und sogar nochmal traumatisaiert werden. Dies alles hat in den genannten Orgas stattgefunden und findet weiter statt. Die Leugnung geht bis zum einfachsten Mitglied der Orga, der sich mit einer kognitive Dissonanz konfrontiert sieht: Das Bild, dass er von seinem Lehrer und/oder seiner Orga bisher hatte, das gegebenfalls sinnstiften ist, wird in Frage gestellt. Deshalb wird Opfern nicht geglaubt und Aufklärer werden bedrängt. Betroffene schildern das als "Hexenjagt": "Deine Gegenwart - als jemand der Missbrauch anspricht - verunreinigt die Gemeinschaft, ist eine Bedrohung für sie. Die Leute meiden dann darauf dich und haben a) Angst vor deiner Gegenwart (schneiden dich, meiden dich, setzen sich weg oder fordern dich auf Zeremonien fernzubleiben (werfen dich raus), weil du eine spirituelle Verunreinigung bist), b) haben Angst ihren Job zu verlieren, wenn sie mit dir gesehen werden, c) du wirst gewarnt, dass die Fanatiker dich auch (...) vertreiben werden. (...)." Deine aufkläerische Tätigkeit wird als "spirituelle Verunreinigung," bezeichnet. (O-Ton eines Betroffenen bei FPMT).


    Ein weiteres Beispiel: EIne schriftliche Anfrage beim zuständigen Karmapa, wie er zulassen kann, dass sich Ole Nydahl rassistisch gebärdet und zügellos auf Kosten seiner Anhänger seine sexuellen Begierden auslebt und und und, ergab sinngemäss die Antwort, dass diese Frage nicht gestattet sei, weil es sich um einen Lama handle. Der dürfe nie in Frage gestellt werden. Wer das tue, in dessen Geist ist was nicht in Ordung.


    Oder: Dzongsar Jamyang Khyentse hält 2018 einen Vortrag und sagt auf Nachfrage zu den Missbrauchsvorwürfen genen Sogyal, dass es sich dabei um "Missverständnisse" handele: Er selbst würde Schülerinnen und Schüler sexuell, körperlich oder emotional missbrauchen, wäre er ein Mahasiddha, ein tantrischer Lehrer."


    Rigpa-Anhänger haben bei der letzten Mitgliederversammlung der Deutschen Buddhistischen Union klar gemacht, dass sie die vorgestellte ethische Selbstverpflichtung nicht zu einhundert Prozent mittragen können. Dabei finden wir da nur Forderungen, die z.B. in westlichen therapeutischen Kontexten oder in der Bildung Basics sind, wie etwa, dass es innerhalb der Beziehung zwischen Therapeut und Patient oder Lehrer und Schüler nicht zu sexuellen Handlungen kommen darf.


    Ich habe vor Jahren einen Vortrag einer Triratna-Funktionärin gehört, die innerhalb der Organisation für die Prävention von Missbrauch zuständig war, die die männlichen Opfer des sexuellen Missbrauchs des Gründers als "Liebhaber" bezeichnete und damit den Missbrauch negierte.


    Ich könnte stundenlang Beispiele zitieren, die die strukturellen Probleme innerhalb der bud. Orthodoxie aufzeigen. Der Guru ist heilig. Er darf nicht in Frage gestellt werden, man visualisiert seinen Guru in der Meditation und schafft so psychische Abhängigkeiten. Auch die eigene Gruppe darf niemals in Frage gestellt werden.


    Die einfach Rechnung also, es gäbe 1.000 Lehrer, davon haben sich nach heutigem Wissen max. etwa ein Dutzend direkt des Missbrauchs schuldig gemacht, also sind 988 Lehrer ohne Tadel, also ist alles in Ordung, ist höchst problematisch.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

  • Oder: Dzongsar Jamyang Khyentse hält 2018 einen Vortrag und sagt auf Nachfrage zu den Missbrauchsvorwürfen genen Sogyal, dass es sich dabei um "Missverständnisse" handele: Er selbst würde Schülerinnen und Schüler sexuell, körperlich oder emotional missbrauchen, wäre er ein Mahasiddha, ein tantrischer Lehrer."


    Quelle? Ich hab das ganz anders gehört bei dem Vortrag ...

    Ich habe diesen Vortrag auch gehört und weiß, dass er gesagt hat ein Mahasiddha könnte zu einem solchen Mittel bei einzelnen Schülern greifen, wenn er weiß, dass sie dadurch Erleuchtung erlangen. Und nur dann. Er selbst hat gesagt er würde keine Schüler missbrauchen, schon allein weil er kein Mahasiddha ist.


    Solche verdreher schaffen es leider, dass Lehrer in misskredit gebracht werden, die eigentlich eine sehr gute Motivation haben. Das ist sehr schade. Ich glaube dies wird dazu führen, dass Vajrayana im Westen von seriösen Lehrern bald nicht mehr gelehrt wird. Als Praktizierende dieser Richtung empfinde ich das als großen Verlust. Auch wenn ich zuerst beim Diamantweg gelandet bin habe ich doch im Laufe meines Lebens sehr viele wirklich fantastische Lehrer kennenlernen dürfen. Meine Praxis möchte ich mit nichts tauschen, sie ist mein Anker, jeden Tag. Und auch wenn es vielleicht überheblich klingt behaupte ich, dass ich damit Fortschritte für mich und zum besten aller Wesen mache.


    Auch wenn du Ichbinderichbin nicht den tibetischen Buddhismus im gesamten angreifen willst finde ich doch, dass es der Artikel tut.

  • Ich habe diesen Vortrag auch gehört und weiß, dass er gesagt hat ein Mahasiddha könnte zu einem solchen Mittel bei einzelnen Schülern greifen, wenn er weiß, dass sie dadurch Erleuchtung erlangen. Und nur dann. Er selbst hat gesagt er würde keine Schüler missbrauchen, schon allein weil er kein Mahasiddha ist.


    Solche verdreher schaffen es leider, dass Lehrer in misskredit gebracht werden, die eigentlich eine sehr gute Motivation haben.


    Quelle? Ich hab das ganz anders gehört bei dem Vortrag ...


    "Es kann auf Seiten des Rigpa-Gründers nicht zu missbräuchlichem Verhalten gekommen sein, sondern muss sich um 'Missverständnisse' gehandelt haben, die ihrerseits in nebulösen 'aktuellen sozialen und politischen Trends' wurzeln." Quelle:

    VERANSTALTUNG & KOMMENTAR: Missbrauch – Missverständnisse


    Es geht im Kern nicht darum, ob Dzongsar Jamyang Khyentse selbst missbrauchen würde, sondern, dass er den Missbrauch von Sogyal leugnete und die Missbrauchsvorwürfe als in "aktuellen sozialen und politischen Trends" wurzeln sah. Wenn ethische Basics, die wir im Westen für Verhältnisse zwischen Therapeuten und Patienten, Lehrern und Schülern, spirituellen Wegbegleitern und Suchenden geschaffen haben, als "aktuelle soziale und politische Trends" bezeichnet, ja abgewertent werden, dann ist was faul. Dann schreit das nach einer Reform der dahinterliegenden Doktrin!



    Meine Praxis möchte ich mit nichts tauschen, sie ist mein Anker, jeden Tag. Und auch wenn es vielleicht überheblich klingt behaupte ich, dass ich damit Fortschritte für mich und zum besten aller Wesen mache.


    Um das völlig klar zu stellen, weil sich bei dieser Thematik Praktiziernde des tib. Buddhismus immer wieder persönlich angegriffen fühlen: Es geht nicht um Deine Praxis. Niemand will sie Dir wegnehmen. Es ist beides möglich. Den Pfad in dieser Tradition zu gehen und wach zu sein für Fehlentwicklungen.

    Μικρὸν ἀπὸ τοῦ ἡλίου μετάστηθι

    Einmal editiert, zuletzt von Ichbinderichbin ()