Beiträge von Anandasa im Thema „Die Ich-Illusion. Nur eine Folge der Praxis?“

    Mir fällt da eine kleine Geschichte ein als ich mir für einen Sprachkurs ein Vokabelheft kaufte und mir dann dachte, dass ich jetzt einfach aus Spaß in das Namensschildchen auf der Vorderseite "Anandasa" schreibe statt meinen Vor- und Nachnamen. In dem Moment sah ich es für einige Sekunden vor mir, dass ich gar nicht eer bin mit diesem Vor- und Nachnamen. Es hätte sehr vieles ganz anders kommen können und dann wäre ich jemand ganz anderes. Danach war es weg aus meinem Kopf und ich konnte es nicht mehr zurückholen.


    Die Vorstellung, die man von sich selbst hat, ist enorm. Und man ist sich bei vielen Dingen nicht bewusst, dass es aufgebaute Vorstellungen sind.

    Aus Anatta kann man nach meiner Meinung folgern, dass es keine ewige Seele gibt. Dass man Anatta im Leben umsetzen kann, glaube ich nicht. Die Konsequenzen daraus sind zu hart als dass die menschliche Psyche dies aushalten könnte. Für mich ist Anatta ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass man auf Gestaltungen und Illusionen sehr sehr aufpassen muss. Mehr lässt sich aus meiner Sicht nicht daraus gewinnen.

    Die Ich-Illusion ist hier anhand des Bilds aus Pixeln sehr gut erklärt. Das Problem ist aber, dass es damit aus meiner Sicht nicht erledigt ist. Um psychisch gesund und widerstandsfähig zu sein braucht man nach meiner Meinung aber trotzdem ein gewisses Selbst (nicht ein Selbstbild, sondern ein Selbst).


    Ich lebe jetzt nach sehr langer Zeit im Ausland weit weg von meinem Heimatort wieder in der Nähe meines Heimatortes, wo ich Kindheit und Jugend verbracht habe. Wenn ich manchmal dort ist, ist das für meine Psyche das ganz große tiefe Durchatmen. Die Zeit im Ausland war manchmal psychisch anstrengend. Wenn ich in meinem Heimatort bin, ist das die reine Erholung für die Psyche.


    Deswegen meine Ansicht, dass die Vergangenheit einfach loslassen und das Selbst loslassern so nicht funktioniert. Man gerät psychisch aus den Fugen und muss wieder zurück zu seinem Selbst. Was nach meiner Meinung benötigt wird, ist eine Weg wie man die Ich-Illusion durchschaut um dem Aufbau leidhafter Gestaltungen entgegenzuwirken, >>aber<< dabei die gesunden oder heilsamen Seiten seines persönlichen Selbst behält. Ich bin was ich bin ohne die Dinge die ergriffen werden, behalte aber die aufgebauten Teile meines Selbst, die für eine gesunde Psyche benötigt werden.

    Zitat

    Dass die Praxis sehr schwere dissoziative Zustände auslösen könnte,
    so bei der klinischen Schizophrenie , erzählt absolut klar
    Thomas Metzinger im neuen Buch.

    Ich habe mal in meinen buddhistischen Anfangszeiten versucht tagsüber ohne Anhaftung an mein Selbst zu sein. Ich versuche die Dinge einfach nur wertneutral zu betrachten. Schwer zu sagen, aber ich würde meinen, dass ich so manchmal bessere Momente hatte und neue Erkenntnisse gewonnen habe, Aber es war halt anstrengend. Vielleicht ist es nur anstrengend, wenn man es nicht gewohnt ist. Müsste ich vielleicht nochmal ausprobieren.


    Das ist aber nebensächlich. Problematisch ist es aus meiner Sicht dagegen, dass ich nur dann Mitgefühl für andere habe, wenn ich wie gewöhnlich an meinem Selbst anhafte.Vversuche ich die Dinge einfach nur wertneutral zu betrachten, komme ich mir vor wie ein Android, der innerlich leer ist. Hafte ich wie sonst normal auch an meinem Selbst, dann geht aber auch das große Gedöns los, wenn man an seinem Selbst anhaftet wie dass ich gerne eine große Nummer wäre, gerne geachtet wäre, man mich beeindruckend finden sollte. Schon mühsam.