Beiträge von Aravind im Thema „Die Ich-Illusion. Nur eine Folge der Praxis?“

    Okay, also ist da das Zen schon charakteristischer zum Thema Fragen stellen/beantworten oder generell denken, im Vergleich zu den anderen Linien?

    Nein, das ist eine Grundlage aller Linien: "Komm und sieh!" Das mit (aktiv) "denken" zu identifizieren, halte ich allerdings für eine falsche Interpretation.


    Die Herausforderung ist, dass es Zweifel und Zweifel gibt.


    Es gibt Zweifel: Was, Buddha sagt, dass ich Dukkha vermindere, wenn ich Gier, Hass und Verblendung vermindere? Das kann ich mir nicht vorstellen, das probiere ich aus!


    Und es gibt Zweifel: Was, ich soll hier eine Stunde still sitzen? So ein Unsinn, das geht bestimmt auch anders. Außerdem habe ich schon lange das Gefühl, dass mein Lehrer ein Idiot ist. Sicher gibt es einen einfacheren Weg!

    Dieser Zweifel gehört in den Bereich der Hindernisse. Zweifel, den Dein Geist streut, weil er sich gegen Veränderung wehrt, und alles tut, um Dich davon abzuhalten, Dich auf die Praxis und damit auf Veränderung einzulassen. Beispielsweise lieber ganz viel denken, ganz viel Worte machen, statt sich einzulassen und zur Ruhe zu kommen.

    Auch dieser Zweifel hat seine Rolle, weil er anzeigen kann, wo die größten Anhaftungen liegen. Da, wo der Widerstand ist, da geht es lang. (wenn man selbst stabil genug ist. Manchmal hilft es sehr, einen Lehrer zu haben, der diese Widerstände schon aus eigener Erfahrung kennt.)


    Mit der Zeit kann man lernen, die beiden zu unterscheiden, den ersten zu nutzen ("Anfängergeist"), und den zweiten Zweifel sein zu lassen, ohne ihn zu ernst zu nehmen.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

    PS: Hier habe ich einen schönen Text dazu gefunden (ohne, dass ich das Zentrum kennen oder gar empfehlen würde):

    Doubting Doubt: Practicing With the Final Hindrance – Insight Meditation Center


    "Hindering doubt" and "questioning doubt".

    Zitat

    Hindering doubt takes many forms. It can be doubt in the practice, in the teachings, in one’s teachers, and, most dangerously, in oneself. Doubt may not appear until one is actually beginning to practice. A person may spend months happily anticipating a meditation retreat only, upon arrival, to doubt whether it is the right place, time, or retreat to be on.