Beiträge von void im Thema „Die Ich-Illusion. Nur eine Folge der Praxis?“

    und der Geist kann sich an die Kindheit erinnern, manchmal eben auch an einen vorherigen Körper.

    WEM :?: gehört der Geist?

    Die buddhistische Vorstellung ist doch eben gerade nicht für, dass geistige Prozesse aus einem festen Träger hervorheben sondern umgekehrt, , dass geistige Prozesse die Idee eines Ich hervorbringen. Die Frage wäre dann eher :


    "Wen:?: erzeugt der Geist?"

    Qualia: Noch eine weitere Idee steckt hinter der Forderung, die Ich-Illusion zu überwinden.


    Wenn da nichts ist, was ergreifen kann, dann findet das Ergreifen eigentlich gar nicht statt. Dann hat Dukkha für uns schon aufgehört, sobald uns das klar geworden ist.

    "ich Illusion" ist etwas eher kognitives. Und gerade bei ganz basalen Sachen "nackte Gier", "nackter Hass" , "nackte Panik" ist gar kein kognitives, definierte "Ich Illusion" vorhanden sondern so etwas wie ein "nacktes, archaischen, tierisches Ich" das eben keinerlei Reflexion über Ich und Mein beinhaltet.


    Die Idee, dass man Befreiung erlangt indem man von einer kognitiven Ebene der Gedanken, Konzepte weggeht und auf die basalere Ebene des Hier und Jetzt geht, ist verführerisch aber nicht zutreffen. Das "kognitive Ich" ist nur die äußerste Zwiebelschale.

    Das um was es zentral geht ist ein Prozess "des Anhaftens am Ich" und dieses Anhaften ist es ja, was sich als Gier oder Hass äussert.


    Während der konkrete Inhalt der "Ich Illusion" eigentlich egal ist. Mal angenommen, ich bin psychisch labil und wechsle meine Yuch-Illususinen häufiger als meine Unterhosen: Heute sehe ich mich als zum Wissenschaftler berufen, morgen als Maler, übermorgen als Familienmensch und nächste Woche als Kulturpessimist.


    Die Ersetzung der konkreten "Ich-Illusionen" ist komplett irrelevant. Der Wechsel zwischen ihnen ist so unwichtig wie die Frage ob ein Alkoholabhängiger Rum, Gin, Wodka oder Whisky zu sich nimmt.


    Wicht ist nur die Sucht. Das "Anhaften am Ich". Das Ich selber ist egal.

    Ich habe eine interessante Fußnote in der mittleren Sammlung nach der Übersetzung von Kay Zumwinkel gefunden:


    Zitat

    Im Pali gibt es zwei Begriffe, die so etwas wie "Person" bedeuten und von einigen Gelehrten fälschlicherweise als Synonyme betrachtet werden: puggala und sakkāya. Puggala ist eine neutrale Bezeichnung für die Individualität, die auch Erleuchtete haben, im Gegensatz zur Illusion von einer Persönlichkeit oder Ich-Identität – sakkāya. Wenn man diese beiden Begriffe gleichsetzt, dann muss man kommentarielle Verrenkungen vornehmen und die Lehre des Buddha im "konventionell gesprochen" und "letztlich wirklich gesprochen" einteilen. In den Suttas findet sich eine derartige Unterteilung nicht. Der Buddha hat immer nur auf eine Art gelehrt – nämlich "der Wirklichkeit entsprechend". Zur Unterscheidung im Deutschen wurde puggala mit "Person" und sakkāya mit "Persönlichkeit" übersetzt.

    aus "Die Lehrreden des Buddha aus der Mittleren Sammlung", Jhana-Verlag, Band 1, S. 112

    Und dann hat man eine Person, die eine Persönlichkeit hat. Genauso wie es meiner Erfahrung entspricht.

    Ich denke schon, dass "Person" oder auch "Indviduum" gute Übersetzungen für "puggala" sind.


    Aber ich denke nicht, dass das Wort "Persönlichkeit" eine passende Übersetzung für "sakkāya" ist.


    Bei "Persönlichkeit" denke ich (und nicht nur ich-Wikipedia) an den Chrakterzüge die jemand hat z.B "X ist ein Trauerkloß" oder "Y ist ein zupackender Mensch" was ja durchaus noch in "puggala" eingeschlossen sein kann. Ananda hat eine andere Persönlichkeit als Shariputra und auch die Befreiung ändert nichts daran.


    Was bedeutet also "sakkāya"?


    Hier steht, dass der Begriff sakkāya aus zwei Teilen sat+kāya besteht - also einmal kāya was ja Köper heißt und "sat" was ja Existieren bedeutet. Sakkāya bedeutet also dem kāya ( also den 5 Aggregaten) Existenz zubilligen.


    Zitat

    Sakkaya means the five aggregates which really exist.


    Ein Prozess der genau im Anhaften an die 5 Aggregaten passiert:


    Zitat

    "Sakkāya, o Brother Visākha, is said by the Blessed One to be a name for the 5 'groups as objects of clinging' (upādāna-kkhandha),

    to wit: corporeality, feeling, perception, mental formations, and consciousness."


    Zitat

    Persönlichkeitsglaube (sakkāya-diṭṭhi) – die Selbstsicht, eines der fünf Aggregate oder Zusammenhäufungen (Khandhas) sei ein permanentes Wesen, ein Atta; sich mit dem Begehren (Tanha) identifizieren.

    (Quelle)


    Mir fällt auch kein gutes Wort ein.

    Was ich sagen will: Drückst du den Schalter, brennt das Licht, drückst du ihn nicht, brennts eben nicht. Ich kann nicht sagen, das Licht brennt eigentlich auch, wenn ich den Schalter nicht drücke.

    Es ist nicht so sehr der Inhalt der Ich-Illusion wichtig. Man kann sich mit allem möglichen

    identifizieren. Mit Familie, Beruf, Hobby, Nation, Fortschritt, Reisen, Musikgeschmack,Fussballmannschaften, Dreadlocks oder Aktiendepots. Außer für den Betroffen, für den es vielleicht total wichtig ist, ob der FC Bayern gewonnen hat, ist das relativ uninteressant


    Es ist der Prozess des Anhaftens an einer Ich-Ilusion der zentral ist. Und bei diesem muss man nicht nachdenken,ob da ein Birnchen brennt, sondern es ist eine sehr konkrete Kraft. Ihre Erscheinungsformen sind Gier und Hass.


    Und bei diesen kann man untersuchen, inwiefern sie stark oder schwach und inwieweit sie Leid mildern oder erzeugen.


    Von daher ist es gut, sich statt auf das Ich zu konzentrieren und darum zu kreisen, sich auf das Anhaften und Aufrechterhalten der Ich-Illusion zu konzentrieren.