Beiträge von Sudhana im Thema „LGTB+ und Buddhismus“

    Liebe @mkha' ,


    Was ist denn ein überhaupt ein "buddhistisches Thema"?

    ein Thema, das sich im Kontext der vier āryasatya stellt. Wobei ich ja nun nicht bestreite, dass es hier um duḥkha in Gestalt sozialer Diskriminierung geht. Ich stelle allerdings in Frage, ob Identitätspolitik eine Antwort darauf im Sinne der dritten und vierten āryasatya ist.


    Wieso sollte ich irgendetwas/ irgendwen ausgrenzen?

    Eben. Hast Du den Eindruck, ich würde jemanden ausgrenzen? Ich denke, ich habe ziemlich deutlich gemacht, dass ich hier dann ein "buddhistisches Thema" sehen würde, wenn so etwas in der Sangha geschehen würde. Wird da nicht eher umgekehrt ein Schuh draus? Wenn ich eine "queere Sangha" gründe, werden da dann nicht sog. "Cis-Menschen" - also z.B. Du und ich - ausgegrenzt? Wo wäre da der Unterschied dazu, wenn ich eine Sangha gründen würde, in der keine Schwulen und Lesben zugelassen sind, so dass Menschen mit heterosexueller Orientierung ungestört von ihnen praktizieren können?


    Wobei das eigentliche Problem allerdings tiefer liegt - nämlich darin, sich selbst mit Zuschreibungen wie 'lesbisch', 'schwul' usw. usf. zu identifizieren. Und sich damit von Anderen, auf die diese Zuschreibung nicht passt, abzugrenzen. "Ausgrenzen" kann man nicht nur Andere sondern auch das, was man für sein Selbst, seine Identität hält. Das ist nichts anderes als ātmadṛṣṭi - und daher mE auch keine Antwort auf duḥkha im Sinne des buddhadharma. Ich kann zwar verstehen, dass und warum Menschen, die unter sozialer Diskriminierung leiden oder gelitten haben, diese Diskriminierung spiegeln. Gut heißen kann ich es nicht.


    I'll let you be in my dream if i can be in yours ...


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    Ich habe das Heft vorliegen - und war erst einmal ebenso überrascht wie Arthur1788 . Das Einlegeblatt hat mich dann aufgeklärt, wie ich zu diesem Dana gekommen bin. Herzlichen Dank dafür, auch wenn ich sagen muss, dass es bislang beim Durchblättern blieb (bis auf Dr. Vermeulens interessanten Beitrag, den ich zumindest queer gelesen habe). Dazu spricht mich persönlich das Thema dann doch zu wenig an und im Vergleich zu anderen Formen von sozial und politisch bedingtem duhkha (Krieg, Hunger, Unterdrückung, Rassismus usw.) sehe ich das - Entschuldigung - doch ein bißchen als Luxusproblem unserer saturierten westlichen Gesellschaft.


    Wenn das Heft für andere Menschen, speziell solche, die sich als LBSTQIA+ verstehen (wie ich in anderer Stelle schon einmal schrieb, scheint da jedes Mal mindestens ein neuer Buchstabe hinzugekommen zu sein, wenn ich auf das Thema stoße) hilfreich ist, freut mich das jedenfalls. Ich persönlich - das mag jetzt anmaßend oder überheblich klingen - nehme zumindest bei mir selbst keine Vorbehalte gegenüber diesen Menschen wahr und entsprechend auch keinen Aufklärungsbedarf meinerseits.


    Bleibt die Frage, ob das ein 'buddhistisches' Thema ist. Da habe ich meine Zweifel; Identitätspolitik mag auf gesellschaftlicher Ebene eine angemessene Antwort auf Diskriminierung sein. 'Buddhistisch' ist das mE ebenso wenig wie Lohnpolitik oder Sicherheitspolitik. Im Gegenteil; aus buddhistischer Perspektive halte ich eine Zentrierung auf Identität für kontraproduktiv, da begegnet man dem Leiden an der eigenen Identität ja nun doch eher damit, die Fixierung auf Identitäten zu lösen sowie die Unheilsamkeit und illusionäre Natur von Selbstidentifikation zu durchschauen.


    Ein buddhistisches Thema wäre dies, wenn es in der Sangha Diskriminierung gäbe - aufgrund welcher Merkmale auch immer. Darüber muss und soll man einen Diskurs führen, Sangha ist inklusiv und wo sie das nicht ist, trägt sie ihren Na,men zu Unrecht. Aber Diskriminierung 'queerer' Menschen nehme zumindest ich nicht als ein Problem insbesondere westlicher buddhistischer Gemeinschaften wahr - und eben dies wird, soweit ich bislang gesehen habe, in dem Heft auch gar nicht thematisiert. Falls doch, bitte ich Ichbinderichbin um einen Hinweis. Jedenfalls - eine Aufteilung in eine Cis - Sangha und eine LBSTQIA+ - Sangha (womöglich eine L-Sangha, B-Sangha, S-Sangha ...) scheint mir ein besonders ungeeigneter Ansatz. Die Werbung für 'queere' buddhistische Gemeinschaften (Sanghen) in dem Heft löst bei mir nur Kopfschütteln aus ...


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