Beiträge von Igor07 im Thema „Was ist euer Lieblingssutra?“

    Igor07


    Es gibt Dinge, an denen ich mich erfreue, und wenn ich mir vorstelle, dass sie vergangen und nicht mehr da sind, dann schmerzt mich das. Daraus schließe ich, dass ich dann leiden werde. Das gilt besonders für andere Lebewesen, insbesondere Menschen. Aber auch eine Welt ganz ohne Schokolade würde mir schwer fallen. :grinsen:


    Nein, Scherz beiseite. Ich hafte auch an Dingen an, die zu meiner Lebensfreude beitragen. Wenn die weg wären, würde ich darunter eine Zeit lang leiden, da bin ich sicher. Jede/r hat bestimmt sowas in seinem Leben, oder?

    Schmu .


    Aber es ist doch absolut menschlich, klar, wenn es nichts so wäre, wir alle wären schon längst erleuchtet.

    Man sollte sich nur wie jeden Augenblick ver-gegenwärt-igen, dass es sei nicht in unseren Kräften, etwas zu besitzen, egal, materiell oder ideal, nichts gehört und tatsächlich. Dass es enorm schmerzt, dann(dafür) ich brauche doch keine Beweise, scherz.

    Aber je fester wir innerlich klammern, desto mehr es alles uns ent-gleitet.

    Es sei so, dass ein- kann nicht ohne -aus -Atmen vorkommen.

    Je fester wir unsere Faust zu-machen, desto mehr wir ernten das Leid. Das Licht ist nicht möglich ohne die Dunkelheit, das Leben setzt schon voraus, dass wir alle sterben. Das sei doch tod-sicher.

    Dagegen anzukämpfen bringt nichts, ausser mehr Lied, lieber Schmu .

    Mein Vater war vor einigen Tagen im Krankenhaus. Er ist total dement, blind, und er hatte sich vehement gegen alles gewehrt. Und die Ärzte konnten ihm sogar keine normale Hilfe leisten.

    Das sei doch aussichtlos, oder. Was kann man so wie diese Situation anhand der Praxis ins Leben integrieren?

    Mir bleibt keine andere Option, nur los-lassen. Ich mache doch alles mögliche, aber innerlich ich bin bereit ...zu allem.

    Darin doch der Clou , der springende Punkt liegt....nur innerlich den Schalter wie "um-kippen".

    Denn in der Wirklichkeit nur absolut nichts uns doch gehört. Uns nichts gehört, nur unsere innere Einstellung.

    Und wenn wir, ich also es nichts loslasse, dann das Leben so wie es ist, macht es doch sowieso.

    In den Begriffen von Budddhismus es bedeutet, wenn ich den erten Pfeil im meinem Leib schon bekommen habe, ( und das schmerzt doch, keine Frage), es steht in meiner Kraft, nicht den zweiten Pfeil an mich selbst abzuschissen.

    Denn beim dem erstem Pfeil ich erfahre das Leid, wie alle lebendige Wesen.

    Beim zweitem Pfeil ich entscheide mich bewusst zu leiden. Und dann der Schmerz ( nur als die Erfahrung, ich kann doch nichts dafür) verwandelt sich ins Leid. Also wir haben den Phänomen der bewustten Wahrnehmung in unserem Bewusstsein. Mein Vater ist am ende. Das ist die harte Tatsache. kein Buddha kann es ändern. Punkt.

    Wenn ich es nichts hinnehme, wenn ich es nichts vorbehaltlos akzeptiere, in Zen-Begriffen es würde so lauten, im jedem Augenblick auf dem Kissen zu sterben, so etwas, dann ich verurteile mich selbst zum Lied. Schmerz ist unausweichlich, unabwendbar. Unvermeidlich.

    Das Leid nicht. Das sei die andere Dimension . Des Geistes.

    Buddha war schon jung und gesund, als er Palast verlassen hatte. Und er hatte buchstäblich alles. Aber er sah schon im innerem, dass es absolut nichts ist. Alles ist vergänglich, verflüchtigt sich....

    Wir können nur deswegen die schöne Blume geniessen, nur weil wir es wissen, sie würde verwelken, sie stirbt.

    Also wir geniessen sie, wie sie ist , genau Jetzt. So macht das Leben als das Mysterium aus. Die allgegenwärtige Präsenz des Todes macht das Leben möglich, er-möglich-t es. In den buddhistischen Terminologie man kann so es ausdrücken, wie die Gleichhheit vonSamsara und Nirvana. Wenn ich( wir) manchmal den flüchtigen Einblick drin bekommen, dann man erfährt, dass alles wie innerlich leer sei. Im sinne das geichbedeutend. Der Tod sei dann wie die Geburt. Und ich hoffe, der entsetzliche und sehr schlimme Schmerz( aber nichts Leid!!!) könnte der Segen sein.

    Herzliche Grüße. Ich lese sehr gerne deine Beiträge, du hast sehr weiches, warmes Herz, Schmu , so wie ich es wahrnehme.



    Igor.

    Es gibt jedoch eine Möglichkeit, sich an dem, was ist, zu erfreuen - und dennoch kein Leid zu erfahreṇ. Es gilt allerdings, zuvor Begierde und Ablehnung durchschaut und abgelegt, und die Vergänglichkeit allen Seins verinnerlicht zu haben. Dann weißt Du, dieser kurze Augenblick, einer von vielen Momenten, so vielen, wie es Sandkörner im Ganges gibt, ist einer, der kaum begonnen, bereits wieder vergehen wird. Du darfst ihn genießen, in dem Wissen, dass Dir das, was Du genießt, nicht erhalten bleibt. Danach wirst Du - ohne Bedauern - loslassen ...

    Schwere Übung, aber langfristig durchaus machbar, denke ich. Sich an etwas zu erfreuen, muss nicht zwangsläufig zu Leid führen. Ich muss nur alles im Blick behalten, was damit zusammenhängt, das Vorübergehende, die Vergänglichkeit. Es ist nicht so einfach. Ein Tropfen Gier, der die Freude begleitet – und schon ist das Leiden, der Schmerz sicher...

    Das kann man doch nacvollziehen, und auch kultivieren, lieber Schmu . Zuerst wie so für einen Augenblick "fest-halten", nur um dann "los-zu-lassen", fallen zu lassen. Ich denke, das sei doch genau der Mittlere Weg. Freude , das Vegnügen zuerst zu-lassen, obwohl wir in vorhinein schon wissen, dass es alles unbeständig und zum Leid führt. Aber ohne den ersten Schritt sei das Loslassen wäre nicht möglich.

    Also, wir können doch im Palast leben, reich wie der König, es zählt nur unsere Einstellung, klammern wir an es alles.... Wenn nicht, dann sind wir frei. Jetzt. Egal dann, sind wir der Bettler oder der Scheich.

    LG.

    Igor.