Er widerlegt ja im 18.Kapitel den Atman, weil die Sicht eines Atman ein Hindernis für die Überwindung des Samsara ist. Er führt die logische Analyse also durch um aufzuzeigen, dass man Nirvana nur durch die Überwindung dieser Sicht verwirklichen kann.
Deshalb schreibt er in den Versen 18.4 - 5 (Übersetzung Weber-Brosamer, Back, 2005):
Wenn die Vorstellungen "Mein" und "Ich" vernichtet sind, hört auch das Ergreifen auf - sowohl hinsichtlich der äußeren Welt als auch der eigenen Person. Durch dessen (des Ergreifens) Vernichtung wird auch das Geborenwerden vernichtet.
Erlösung kommt durch die Vernichtung von Karma und Anhaftungen. Karma und Anhaftungen kommen aus unterscheidenden Vorstellungen, sie kommen aus der begrifflichen Entfaltung. Die Entfaltung aber wird in der Leerheit vernichtet.
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Nagarjuna geht es um die Vorstellungen, die wir als Begriffe und Ansichten über die Wirklichkeit haben und die wir dann in Streitereien verteidigen. Er widerlegt nicht den Atman, sondern zeigt, dass die Vorstellung eines Atman ebenso leer ist, wie die Vorstellung eines Nicht-Atman.
MMK 18.6
Man hat [die Theorie vom] Atman verbreitet und auch den Nicht-Atman gelehrt. Die Buddhas [freilich] lehrten auch: Es gibt weder den Atman noch den Nicht-Atman.
Das einzige was wir über die Wirklichkeit wissen, wissen wir durch unsere Ansichten bzw. Vorstellungen. So ist, nach Nagarjuna, auch "Leere" eine Ansicht, aber sie hat die Bedingung, von allen unterscheidenden Ansichten zu befreien, bzw. deren Entfaltung zu vernichten. Es ist keine Erkenntnis, d.h. Leerheit kann nicht erkannt werden, wie Wirklichkeit nicht erkannt werden kann, aber ich kann die Vernichtung von Begehren, von Gefühl erleben, wenn ich Begehren und Gefühl "der Wirklichkeit gemäß" , nämlich als leer erkenne.