Im Rahmen der relativen Wahrheit kann man ja einen großen Teil dessen, was der Buddha lehrt, praktisch nachvollziehen, kann eigene Erfahrungen sammeln und infolge dessen wächst das Vertrauen in die Richtigkeit der Lehre. Da Weiterexistenz zu jenem Bereich gehört, der nicht unmittelbar praktisch nachprüfbar ist, zumindest nicht unmittelbar, bleibt uns ja ohnehin nichts weiter übrig, als von dem bereits erworbenen Vertrauen (was anderes bedeutet Glaube?) zu zehren, welches wir in der Nachfolge bereits gewonnen haben. Alle Berichte über Weiterexistenz können nur ergänzende Beigaben sein, denn wie es wirklich ist, wissen wir bestenfalls erst nach dem eigenen Tod.
Als bedingtes Wesen/Lebewesen komme ich aus der bedingten Lebensweise nicht heraus und meine Erfahrungen sind mehr oder weniger nutzlos. "Weiterexistenz" erfahre ich täglich, ist also praktisch nachprüfbar, denn immer wenn ich morgens vor meinem Schreibtisch stehe, erlebe ich den ganzen Kram, mich eingeschlossen, der einfach nicht verschwinden will, sondern weiter existiert. Das kann es also nicht sein.
Mir scheint, gerade wenn man christlich sozialisiert ist, hat man besondere Probleme mit der Lehre, denn die bezieht sich ausschließlich auf das Diesseits und interessiert sich nicht für ein Leben nach dem Tod. Man findet dann zwar immer passende Stellen, die gewisse Ähnlichkeiten mit den gewohnten Ansichten haben, die aber durch die Vorurteile unserer Ansichten falsch gedeutet werden und somit in die Irre führen.
Als bedingtes Wesen komme ich nicht zu dem Unbedingten, dem Nirvana, der Erleuchtung, dem Erwachen - es gibt da keinen Weg, weil es keinen Ort gibt. Der Weg den also Buddha gelehrt hat, ist kein Weg, der wie eine Gebrauchsanweisung oder Methode funktioniert, sondern es geht um die Einsicht „Gewinn ist Illusion, Verlust ist Erwachen“ , wie Uchiyama Kosho Roshi in seinen sieben Punkten der Praxis es formuliert hatte. Deshalb kann jeder sofort zum Unbedingten erwachen. Das geschieht auch, nur die meiste Zeit bemerkt das keiner, weil wir auch sofort wieder in der Unwissenheit landen und uns erst der rechten Anstrengung - der Mühen der Ebene - unterziehen müssen, um das Erwachen beständig zu realisieren. Das ist die Übung, die ununterbrochen ausgeübt wird.
Wiedergeburt oder wie das sonst noch genannt werden kann, interessiert dann nur bezüglich des Leidens. Denn Leiden wird wieder, immer wieder. Solange Lebewesen sind.