Beiträge von Amdap im Thema „Meditation als Gewohnheit“

    Mir geht es auch so, ich sitze auch nicht mehr auf dem Kissen (wenn ich Dich richtig verstanden habe).

    Aber ich habe es 40 Jahre lang getan. Damals war es ein Kontrastprogramm zu meinem stressigen Leben, heute ist die Aufgabe dieser Methode und stattdessen "der Versuch, geistesgegenwärtig zu sein" mein integrierter Begleiter. Das ist allerdings sehr leicht geworden, denn ich kann jetzt ganz allein über mein Leben bestimmen, es mir einteilen wie ich will.

    Manchmal frage ich mich, ob ich das damals alles nur geträumt habe, inklusive das Kontrastprogramm.

    Und nun ist deshalb wie gesagt alles ganz leicht geworden, weil ich mich gar nicht mehr anstrengen muss, weshalb ich auch keinen Bedarf an Kontrastprogramm mehr habe. Kurzum, ich bin durch und durch zufrieden und entspannt.


    Dazu möchte ich noch einen weiteren Punkt anmerken.

    Mir scheint, dass es mit zunehmendem Alter immer wichtiger wird, auf Sport und viel Bewegung zu achten, zudem auf gesunde Ernährung. Das ist zwar in jedem Alter wichtig, aber im fortgeschrittenen Alter umso wichtiger, denn verhält man sich mal unnatürlich, so signalisiert der Körper einem das sofort. Darum scheint es mir, dass das Sitzen auf dem Kissen in Bezug auf Gesundheit und Wohlgefühl kontraproduktiv ist. Seit ich es nicht mehr tue, fühle ich mich viel wohler.

    In meiner früheren Meditationsecke steht jetzt ein Fahrrad-Heimtrainer. Ansonsten ist die Ecke noch so geblieben, ich habe dann beim Trainieren links von mir ein wunderschönes Thangka von Padmasambhava im Regenbogen, und rechts von mir den ästhetisch aufgebauten Schrein. Wenn ich Lust habe, sage ich beim Strampeln im Takt sogar das Guru-Rinpoche-Mantra auf.


    Ich hatte früher bombastische Erwartungen, in Bezug auf buddhistische Kurse, besonders, als ich vor 27 Jahren zum Vajrayana überwechselte. Ich versprach mir ziemlich viel vom Erlernen der Visualisations-/Dhyani-Buddhas zwecks Verwirklichung innerer Qualitäten, als Werkzeuge zur Erleuchtung. Doch nach und nach merkte ich, insbesondere bei den traditionstibetischen Linien, dass es gewollt ist, nichts Anspruchsvolles 'rüberzubringen (dort geht es eigentlich immer nur ums Ngöndro und um Shamata, und hat man Spezialfragen, soll man nur wiederholen).

    Letztendlich geht es doch nur um das Eine: natürliche Liebe und Mitgefühl für alles, was lebt und wirkt. Und dazu braucht man nicht unbedingt das Vajrayana, außer man will es sich aus Interesse zusätzlich anlesen.


    Dieses einzig Wichtige, dieses Eine, wird einem auch in anderen ethisch eingestellten Gemeinschaften vermittelt, z. B. bei den Humanisten.

    Und wenn man tief in sich hineinhört, braucht man noch nicht einmal diese!