Beiträge von Leonie im Thema „Brücke zwischen säkularem und traditionellem Buddhismus“

    Es gibt da eine etwas polemische Besprechung von Alfred Weil zum s-Buddhismus.

    Demontage 2.0: Stephen Batchelors säkularer Buddhismus – Alfred Weil


    Irgendwie kann ja heutzutage jeder sich das aus den Religionen oder geistigen Angeboten und Lehren heraus picken, was er will und jeder nimmt auch tatsächlich das zunächst was er versteht. Wenn man dann tiefer einsteigt, kommt man auf Widersprüche und/oder Defizite, die sich zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der religiösen Systeme/Gemeinschaften ergeben. Dann kann man sich wieder distanzieren und was anderes suchen. Das alles ist heutzutage in eine laizistischen Gesellschaft ohne Gefahr für Leib, Leben und Existenz möglich.

    Nun ist das aber auch so, dass Menschen nicht nur vom Brot allein leben, sondern auch und evtl. sogar wesentlich von der Anerkennung durch andere, also vom Geistigen.


    Deshalb wird auch der säkulare Buddhismus zu einer Tradition mutieren und sich einfügen in das allgemeine spirituelle Angebot des "was auch immer" gerade so erwünscht ist.


    Zu den Daseinsfesseln gehört das Hängen an Regeln und Riten, also das was so zu den traditionellen Vorschriften zählt. Aber das Gegenteil, das Nicht-Hängen an Regeln und Riten ist auch nur wieder eine Fessel und befreit nicht von dem was so als Tradition gepflegt wird. Erst wenn einer beim Glockenschlag das siebenstreifige Gewand anzieht, ein Vers aus einem Koan, kann von Befreiung die Rede sein. Das ist jenseits von säkular und traditionell, sondern einfach das, was das "Gebot der Stunde" ist.

    Wenn Karma im sB kritisiert wird, dann nur insofern, dass kein menschliches Schicksal von den Taten des betreffenden Individuums aus seiner vorherigen Existenz abhängt. Beispiel: Niemand ist heute krebskrank, weil er in einem früheren Leben „schlechtes Karma“ angehäuft hat.

    Was heißt "früheres Leben"?

    In meinem früheren Leben habe ich stark geraucht. Die Möglichkeit einer Krebskrankheit aufgrund meines früheren Verhaltens würde ich deshalb nicht ausschließen. Aber auch wegen der Umweltsünden früherer "Leben" - also des Verhaltens von unseren Vorgängern - kommt es zu gehäuften Krebserkrankungen.


    Das Problem mit den Verbindungen von Taten und Folgen über mehrere "Leben" hinweg hat der John Boynton Priestley

    in seinem Stück "Ein Inspektor kommt" gezeigt. Da wird einem dann die soziale Verantwortung sehr gut vor Augen geführt.


    Mehrere Leben oder frühere Leben kann ja Unterschiedliches bedeuten.


    Sowie ich bei sB immer an Selbstbedienung denken muss.

    Wie kommt man auf die Zeit (2,7s)?


    "Die Gegenwartsdauer: Neue neurologische und psychologische Studien lassen vermuten, dass das Gehirn die Gegenwart in Einheiten zu etwa 2,7 Sekunden verarbeitet. Der alltagssprachliche Begriff „Augenblick“ stellt genau diesen Sachverhalt dar."

    Ich fände es doch hilfreich, wenn Zitate mit Quellen angegeben sind.

    Googlen brachte mich dann zu dieser "Quelle" -

    Gegenwart - Wikiwand


    Das mit den 2,7 sec. ist wissenschaftlich betrachtet Unsinn - es könnten auch 2,9 oder weniger sein. Wie ist das gemessen worden?

    Aber du meinst vermutlich das sogenannte Drei-Sekunden-Phänomen. Das bezieht sich auf die Integrationsfähigkeit des Gehirns, z.B. können Kippfiguren oder andere Gestaltwahrnehmungsobjekte etwa 3 sec. gehalten werden, dann kommt es zu einem anderen Bewusstseinseindruck. Dieses Phänomen gilt auch bei Bewegungen und beim Sprechen und ist über alle Kulturen gleich.


    wissenschaft-online > Lexikon der Neurowissenschaft > Zeit und Gehirn: Zusatzinfo II

    Ein dritter Zugang ist ein noch stärker psychologischer: Wir wissen aus den Neurowissenschaften, dass das Jetzt, das, was wir als Gegenwart bezeichnen, der gegenwärtige Augenblick, 2,7 Sekunden lang ist. Alle 2,7 Sekunden treten wir in ein neues Jetzt ein. Dieses ist durch das vergangene Jetzt bedingt und doch etwas neues. Wir befinden uns in einem ständigen Wiederwerden. Wir erinnern uns, wenn wir wach genug sind, an die vergangenen Jetzt. Je wacher wir diese erlebt haben, desto klarer sind die Erinnerungen an sie. An manche Jetzt erinnern wir uns nicht, weil wir eben nicht wach genug waren, sondern – wie meistens eigentlich – automatisch gehandelt haben.

    Was du da schreibst ist nun deine Deutung, die sich nicht aus den physiologischen Erkenntnissen herleiten lassen.

    Das drei Sekunden Phänomen ist physiologisch, kulturunabhängig und ist schon lange bekannt. Husserl hat es als Retention bezeichnet und untersucht. Es ist die Fähigkeit des Bewusstseins sich an den vorherigen Augenblick zu erinnern und somit Musik und Gedichte, d.h. Sprachinhalte erfassen zu können. Wir können daher eher sagen, dass die Bewusstseinseindrücke sich überlappen und immer wieder ergriffen werden, um z.B. einen Sinn-Zusammenhang herzustellen, wie es das Ich ist.

    Die Verbindung zur Psychologie wäre allenfalls über Perls und die Gestaltwahrnehmung gegeben, da ja unsere Wahrnehmung eine Gestaltwahrnehmung ist und angewiesen ist auf eine gewisse Dauer (duree) der Form. Letztlich gründet das in der Körperlichkeit, denn alle Lebensvorgänge sind zeitliche Vorgänge, im Sinne von Sein-Zeit (Dogen).

    Auf dieser Ebene der Lebensvorgänge gibt es kein Jetzt, in das irgendwer oder was eintreten könnte, sondern jetzt ist Immer.


    Wiedergeburt wäre demnach eine Form von Retention und damit Ergreifen, also präziser ein wieder werden wollen. Damit wird immer wieder Leiden. Und damit ist das nicht das Ende des Weges, den Buddha gegangen ist. Wenn man aber am Fortbestand einer Kultur festhalten will, dann ist das Konzept des Wieder-Werdens, der Retention unumgänglich.

    Das gilt für alle Systeme oder Schulen die man sich so bastelt oder die mit der Zeit zusammen gebastelt wurden über Generationen - sie wollen fortbestehen und daher wird auch für den säkularen B-ismus kein Weg an dem Konzept eines Wieder Werdens vorbei führen. Wie erhält man einen "modernen" Buddhismus über die Lebensdauer hinaus, die den Gründern möglich sind? Dafür eignen sich heutzutage Stiftungen.