Beiträge von Hajobo im Thema „Brücke zwischen säkularem und traditionellem Buddhismus“

    Gelegentlich fällt mir bei solchen Anlässen eine kleine Geschichte ein:

    Gott und Teufel spazierten einst miteinander und als sie so dahin gingen, kam ihnen in der Ferne ein Mensch entgegen. Der blieb plötzlich stehen, bückte sich, hob etwas von der Erde auf, besah es sich von allen Seiten und begann mit einem mal zu hüpfen und zu tanzen und war ganz außer sich vor Freude. Da sprach Gott zum Teufel: „Was ist denn mit dem los?“ Darauf der Teufel: „Der hat gerade eben die Wahrheit gefunden.“ „Dann ist das aber heute ein schlechter Tag für Dich, mein Lieber“ entgegnete Gott. „Aber überhaupt nicht mein Bester“, erwiderte der Teufel, „ich werde dafür sorgen, daß er sie organisiert.“

    Die Wissenschaft scheint dann gewissermaßen die neue Religion des nunmehr "entmystifizierten, aufgeklärten Menschen" zu sein.

    Das scheint mir auch so zu sein, wobei es nicht darum geht, die Wissenschaft schlecht zu reden aber in Bezug auf die Erforschung des Psychischen hat sie kaum wirkliche Beiträge geleistet. Doch selbst auf ihrem angestammten Gebiet geraten die Fundamente ins Wanken.


    Werner Heisenberg schrieb in ‚Schritte über Grenzen‘, S.236, Piper 1971:


    "Die kleinsten Einheiten der Materie sind tatsächlich nicht physikalische Objekte im gewohnten Sinne des Wortes [Bemerkung: sind also nicht Materie], sie sind Formen, Strukturen oder - im Sinne Platons - Ideen."


    Hans Peter Dürr war Heisenbergs Schüler und Nachfolger am Max Plank Institut, er schrieb in ‚Warum es ums Ganze geht‘, oekom 2010, Kapitel 3:


    "Ein Teilchen ist nicht aus Teilchen zusammengesetzt, sondern alles ist Energie in verschiedenen Zusammenfassungen."


    Die Grundlage der Welt ist nicht materiell, sondern geistig“


    Ausführlicher drückte es Fritjof Capra aus (‚The Tao of Physics‘ 2. Auflage 1977 Fontana/Collins Seite 301):


    Bis jetzt hat unsere Auswertung der durch die moderne Physik gegebenen Weltanschauung wiederholt gezeigt, daß die Idee von Grundbausteinen der Materie nicht mehr haltbar ist… So wurden Atome, Atomkerne, die Strukturen der Atomkerne der Reihe nach für ‚Elementarteilchen‘ gehalten. Keines von ihnen erfüllte jedoch die Erwartungen. Jedes Mal stellte sich heraus, daß diese Teilchen selber zusammengesetzte Strukturen waren, und die Physiker hofften, daß die nächste Generation von Komponenten sich endlich als die letzten Komponenten der Materie erweisen würden. Andererseits machten die Theorien der Atom- und subatomaren Physik die Existenz von Elementarteilchen immer unwahrscheinlicher. Sie deckten eine grundlegende wechselseitige Verbundenheit der Materie auf und zeigten, daß Bewegungsenergie in Masse umgewandelt werden kann, und erklärten, daß Teilchen eher Prozesse als Gegenstände seien.

    Alle diese Entwicklungen deuten stark darauf hin, daß das einfache mechanistische Bild von Grundbausteinen aufgegeben werden muß und doch zögern viele Physiker damit noch. Die uralte Tradition, komplexe Strukturen durch Zerlegen in einfachere Bestandteile zu erklären, ist so tief im westlichen Denken eingewurzelt, daß die Suche nach diesen Grundkomponenten immer noch weitergeht.“


    Die Konsequenzen, die sich aus dieser neuen Sicht ergeben, spielen jedoch in der heutigen populärwissenschaftlichen Wahrnehmung von Physik kaum eine Rolle. Den Grund nannte schon der Urvater der Quantenphysik Max Planck, er schrieb:


    Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern viel mehr dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und die heranwachsende Generation von vorne herein mit der Wahrheit vertraut gemacht wird.“


    Wobei mit 'Wahrheit' auch lediglich der aktuelle Stand eines künftigen Irrtums gemeint sein kann.


    Der Buddha 2500 Jahre vorher:


    Zerrieselnd, ihr Mönche, sind die Sinneserscheinungen, sind schemenhaft, trügerisch, Einbildung; ein Blendwerk ist das Ganze, ihr Mönche, der Toren Unterhaltung.“ M 106