Beiträge von void im Thema „Eine Frage zu den Lehren über den Bodhisattva im Theravada und Mahayana“

    Dann wollen wir einmal spekulieren. Ich gehe davon aus, das Heilige immer schon eine knappe Ressource waren. Also wäre es auf jeden Fall vorteilhaft, wenn er sich eingebracht hätte. Da er dies nicht tat, würde er sich in deinen Punkten wohl weiterhin wie ein "Einzelerwachter" verhalten und sein Ding machen. Das ist halt Teil des Loslassens und der Freiheit.

    Gegen meine Aussage, dass ein Arhat ganz selbstverständlich für andere da ist, ist Bākula ein ganz hervorragendes Gegenbeispiel. Es gibt also eine ganze Spannbreite vom unsozialen zum sozialen. Menschenscheue Erwachte wie Bākula aber z.B die 500 Teilnehmer am ersten buddhistischen Konzil.


    Auch bei Buddha stand es ja auf der Kippe ob er lehren würde und nach der traditionellen Geschichte war es Brahma Sahampati der in diese Richtung wirkte. Kann man hier eine chemische Gleichung aufstellen, in dem das Zusammenwirken von Arhat und Brahma zu der großen Tat des Mitgefühs für die Wesen führt. Mein Eindruck ist, dass Brahma Sahampati als eines der allerhöchsten samsarischen Wesen als deren "Klassensprecher" auftritt. Ich muss auch an die Brahmavihara denken. Beide Optionen - eine Befreiung die dann aus der Befreiung die Motivation des Helfend ergreift und eine die das nicht tut, scheinen wirklich nebeneinander zu existieren.

    Mir ist nicht ganz klar, was "für andere einspringen" genau bedeuten soll, aber die Lehrrede von Bākula zeigt einen Heiligen, der ganz für sich lebt.

    Ist es so, dass er nur deswegen den Dharma nicht lehrt und andere nicht ordiniert, weil es genügend andere gibt, die das machen, oder würde er das Verloschen des Ordens in Kauf nehmen - so dass alles was Buddha da mühevoll aufgebaut hat, vergeht? Würde er das Erlöschen der Nonnenorden hinnehmen um sein Prinzip, dass er keine Frauen lehrt aufrechterhalten, oder würde er das tun, wenn es nötig wäre? Ist er so unsozial weil er damit keinen schadet oder wäre er es auch wenn er damit anderen die Chance zur Befreiung einschränkt?

    Zunächst ist ein Bodhisattva ein kommender Buddha.

    Sehe ich nicht so.

    Und ein Buddha ein Lehrverkünder -jemand der die Lehre neu verkündet nachdem sie verloren ist.

    Sehe ich nicht so. Aber es mag so sein in der Tradition der du folgst.

    Mir liegen die verquasteten Konzepte mit ihren Stufenleitern und ihren Arabesken nicht und ich bersuche auf die schlichten Ausgangsbedeutungen zurückzugehen.


    Und da bezeichnete das Wort "Bodhisattva" ursprünglich einen kommenden Buddha und würde zunächst z.B auf Maitreya angewendet. Ein Bodhisattva ist ein künftiger Buddha.


    Und das Wort Buddha bezeichnete zunächst jemand wie Gautama Buddha - also einen Erstverkünder der Lehre.


    Erst später bekamen beide Worte Zusatzbedeutungen. Man begann z.B Buddhaspekte als Bodhisattvas ( z.B Manjushri) zu sehen, man stellte sich transzendente Ur-Buddhas vor oder manche sehen auch schon jedes Lebewesen als Bodhisattva an, weil jeder ja irgendwie auf dem Weg zum Buddha ist. Dann hast du flugs ettliche Kategorien und Abstufungen von Bodhisattvas und Buddhas und sie alle scharfsinnig miteinander miteinander in Beziehung bringen erhellt Gelehrtenleben mit Sinn.

    Das ist alles etwas komplex. Zunächst ist ein Bodhisattva ein kommender Buddha. Und ein Buddha ein Lehrverkünder -jemand der die Lehre neu verkündet nachdem sie verloren ist. Da so eine Buddhalehre ja relativ lange hält - bei uns schon 2500 - braucht es nicht viele Lehrverkünder und von daher nicht viele Bodhisattvas.


    Wie viel Menschen haben seit Buddhas Zeit gelebt? Zwanzig Milliarden?Dreißig? Fünfzig? Auf jeden Fall hat es für all diese Menschen bisher ein Lehrverkünder gereicht. Und dann noch ein Boddhisattva für die Zeit wenn die Lehre erloschen ist.


    Quantitativ spielen also Bodhisattvas keine Rolle. Was dagegen betont wird, ist die Bodhisattva-Motivation. Indem man annimmt, dass man ja Lehrverkünder auf einer anderen Welt werden könnte, geht man mit der Motivation an die Praxis heran, Befreiung primär zum Wohle anderer zu erreichen. Das Vorbild dabei ist Gautama Buddha - als jemand der seit seiner Befreiung beständig für andere da war und sich für sie aufgerieben hat.


    Das Bodhisattva-Ideal ist von daher vor allem ein geschicktes Mittel, um mit einer guten, nicht selbstzentrierten Motivation an sie Praxis heranzugehen. Als solches ist es sehr sinnvoll.


    In der Betonung dieses Bodhisattva Ideal wird es oftmals mit so einer Idee des "egoistischen Arhat" kontrastiert. Dies ist aber Unsinn. Wenn der Arhat ohne Gier und ohne Hass ist, dann wird er ganz selbstverständlich für andere einspringen. Und wenn auf einer fernen Welt ein Lehrverkünder gesucht wird, wird er auch das machen. Da der Stellenmarkt dies aber nicht erfordert, ist das im Allgemeinen einfach nicht nötig.


    So wie es sicher sehr toll ist das Rad, das Kochen oder das Internet zu erfinden - Jobs die bei den intergalaktischen Arbeitsämtern ungefähr so selten auftauchen wie die Position des Lehrverkünders.