Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Buddhismus und psychedelische Drogen“

    Das scheint mir, mit Verlaub, eine sehr platte Verallgemeinerung

    Ja, es ist eine Verallgemeinerung. Ich möchte auch gar nicht auf jede mögliche Nutzung von "Drogen" (getrockneten pflanzlichen Substanzen) im weitesten Sinne eingehen, sondern nur auf die, die im allgemeinen Sprachgebrauch mit dem Wort "Droge" bezeichnet werden. Das sind Stoffe, die abhängig machen, die das Bewusstsein trüben, die zu allen möglichen Zwecken missbraucht werden – von Entspannung und Angstreduktion über "Erleuchtung" bis zum Pushen der eigenen Persönlichkeit. Darunter fallen meiner Ansicht (und teilweisen Erfahrung) nach: Alkohol, Cannabis, Kokain, Heroin, MDMA, Ecstasy, Crack, etc.. LSD oder Pilze machen möglicherweise nicht so sehr abhängig, dafür sind aber die psychischen Folgen bei unbegleitetem Konsum sicher nicht zu unterschätzen und wirklich gefährlich! Ich kenne zwei Leute, die nach mehreren LSD-Trips in der Psychiatrie gelandet sind und sich bis heute (25 Jahre später) nicht wirklich davon erholt haben. Zudem habe ich während des Studiums mehrere Jahre in einer Klinik für Drogenabhängige gearbeitet. Dort wird sehr schnell klar, warum Baldrian, Kaffee und Tee nicht zu den problematischen Drogen zählen, selbst wenn auch damit hier und da eine Gewöhnung eintritt.


    Auf diese Form der Drogen habe ich Bezug genommen.

    Was einem Menschen hilft, zur endgültigen Erkenntnis durchzudringen, ist hilfreich.

    Erkenntnis ist nur ein kleiner Schritt. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens viele "tiefe" Erkenntnisse. Das hilft aber nicht viel, wenn diese Erkenntnisse wieder verloren gehen und nicht Alltag werden.


    Die Struktur des Gehirns passt sich an die Lebensumstände und Anforderungen an, denen der/die Einzelne ausgesetzt ist und denen er oder sie sich aussetzt. Der Begriff dafür ist Neuroplastizität. Wenn nun durch eine Substanz in die Hirnchemie eingegriffen wird, so zeitigt das kurzfristige Ergebnisse, die aber wieder verloren gehen, weil sich die äußeren und inneren Umstände durch die Einnahme einer Substanz nicht ändern. Das ist vielleicht vergleichbar mit dem Fettabsaugen. Ändern sich die Gewohnheiten nicht, gerät man früher oder später immer wieder in die gleichen Lebensumstände. Wenn er oder sie weiterhin ohne Maß weiterisst und sich nicht ausreichend bewegt, wird das Fett mit Sicherheit wiederkehren.


    Mit der Erkenntnis beginnt der Weg.

    Durch Drogen (welcher Art auch immer) einen bestimmten Zustand zu erreichen, der Stufen in der Meditationspraxis ähneln könnte, ist ähnlich sinnvoll wie sich durch einen Schachcomputer die Züge gegen einen Mitspieler vorgeben zu lassen. Möglicherweise wird man gewinnen, aber Schachspielen kann man dadurch noch lange nicht. Eine künstlich erzeugter geistiger Zustand bedeutet noch nicht, dass man ihn auch verstanden und eingeordnet hat, geschweige, dass man ihn in das alltägliche Handeln würde überführen können. "Zustände" sind in der buddhistischen Lehre nicht das Ziel, sondern Nebenprodukt eines Erfahrungs- und Erkenntniswegen, der die Befreiung von Anhaftung, Ablehnung und Unwissenheit zum Ziel hat. Ethisches Handeln, Freigebigkeit, Geduld, Tatkraft und Weisheit sind Ergebnis und Mittel auf diesem Weg. Da Drogen das ethische Urteilsvermögen einschränken und zudem Begierden und Abneigungen nähren und wachsen lassen, haben Drogen auf dem Weg des Buddha nichts verloren.