Ich sehe es pragmatisch:
Z.B. hat weder der Buddha einen Buddhismus-, noch Jesus ein Christentum gegründet u.s.w. Religionen sind spätere Erscheinungen, sind Produkte verschiedener Kulturkreise, sind von Menschen mit unterschiedlicher Denkweise aufgezeichnet worden u.s.w., woraus all die vielen Widersprüche und Gegensätze entstanden. Wie auch immer, am Anfang stand stets eine Person, welche die eine absolute und unmittelbare Erfahrung selbst durchlebte und sie im Anschluß zu vermitteln versuchte. Erst später begann das Disputieren, das Philosophieren, entstanden die Meinungen und Ansichten und all das.
In der Tat, „Begriffe und Konzepte sind nur Hilfsmittel zur Veranschaulichung eines komplexeren Sachverhaltes“, nämlich eben jener unmittelbaren Erfahrung, die zu einer Einsicht führt, für welche es kein Vokabular gibt, um sie mitzuteilen, das sehe ich auch so. Es ist das Dilemma, dem alle Großen in der Geschichte gegenüber standen, denn wie will man Dinge ausdrücken, für die es keine Ausdrücke gibt? Es geht nur metaphorisch, in Gleichnissen und Bildern.
Der Buddha war in meinen Augen ganz der Praktiker. Er hielt sich nicht mit metaphysischen Spekulationen auf, sondern weist in seiner Lehre gangbare Wege für Interessierte, um sie dahin zu bringen, selbst zu tieferen Einsichten zu kommen. Dann hat alles Spekulieren und Philosophieren ein Ende, weil eigene Einsicht in Bezug auf das Wesen der Existenz entstanden ist. Und mit tiefer werdender Einsicht verlieren Konzepte von Religion – erst recht einer Ur-Religion – und ähnliche Fragen an Bedeutung, sowie z.B. auch die Frage, ob diese Lehre mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen konform geht.