Beiträge von Sudhana im Thema „Stehmeditation Im Zen“

    Anknüpfend an diesen Thread und die dort von Igor07 verlinkte Arbeit Carsten Krauses:


    Herzlichen Dank für den Link, Igor07 - die Arbeit kannte ich noch nicht. Das letzte Kapitel über die vier Meditationsformen passt auch prima als zusätzliche Hintergrundinformation zum Thread hier (der leider bislang auf kein großes Interesse stieß). Es ist bezeichnend, dass im Tiantai (Jap. Tendai) die Formen im Stehen und Liegen nur negativ bezeichnet werden und auch noch in dieselbe Kategorie fallen - als "Meditation ohne Sitzen und ohne Schreiten". Die übliche Form der Zenübung (wechselnd Zazen und Kinhin) fiele entsprechend in die Kategorie "Meditation des teilweisen Sitzens und teilweisen Schreitens" - allerdings mit der Tendenz zur Transformation in "Meditation ohne Sitzen und ohne Schreiten", dem gyō jū za ga (= gehend stehend sitzend liegend) - Zen. Wie Krause richtig anmerkt, ist die "Meditation ohne Sitzen und ohne Schreiten" eigentlich eine "Meditation nicht nur im Sitzen und beim Schreiten". Im Grunde genommen ist das, jedenfalls nach meinem Verständnis, auch keine Meditationsform, sondern formlose (besser: Form transzendierende) Meditation.


    Jedenfalls - offenbar lehrt auch Tiantai / Tendai Stehen und Liegen nicht als distinkte Meditationsformen. Möglicherweise ist die Seon-Stehmeditation ein Erbteil des Huayan (Jap. Kegon), das in Korea mit den verschiedenen, vor allem auf Mazu Daoyi zurückgehenden Chan-Traditionen zum Seon verschmolz. Wobei ich über deren Praxisformen nichts Näheres weiss. Vorerst scheint mir bei dieser Seon-Übung ein daoistischer Einfluss die naheliegendste Vermutung zu sein.

    Interessante Frage. Auch ich habe im Rahmen meiner Taiji Quan - Übungen Zhan Zhuang Qi Gong ("stehen wie ein Pfahl") kennengelernt und auch ich finde es bemerkenswert, dass es keine formale Übung des Zen im Stehen zu geben scheint. Obwohl die 'vier Haltungen' öfters angesprochen werden, beschränkt man sich da doch auf das Sitzen und Gehen. Ich vermute, dass man da schlicht eine 'Autorisierung' durch indische Quellen vermisste. Bezeichnend ist, wieviel Mühe sich Menzan Zuiho (auf dessen Kinhinki die Formalisierung Soto-Kinhin zurückgeht) gab, seine 'restaurierte' Form des Kinhin aus kanonischen Quellen abzuleiten.


    Dass das im Seon etwas anders aussieht, hat mich überrascht - wobei natürlich fraglich ist, wie weit verbreitet / üblich diese Praxis im Seon eigentlich ist. Bis hin zur "thought regulation" sieht mir die Beschreibung nach einem stark simplifizierten Zhan Zhuang aus - das Mudra etwa :roll:... Wenn man schon die Hände vor der Plauze zusammenlegt, dann liegen die Laogong-Punkte besser direkt übereinander auf dem Qihai. Und 'kleiner himmlischer Kreislauf' ist auch ein bißchen mehr als nur Zwerchfellatmung ('diaphragmatic breathing').