Beiträge von void im Thema „Scobel über Nagarjuna“

    Unsere Aussagelogik ist binär,während das die alte indische Logik nicht ist. Da gibt es eben vier Möglichkeiten. Ich finde es nicht leicht, zu verstehen, wie das genau gedacht würde.


    Sagen wir bei einem alten indischen Krankenhaus kann man bei Empfang ankreuzen:


    a Der Patient ist klar krank

    b Der Patient ist gesund

    c Der Patient ist sowohl krank als auch gesund ( ihm fehlt seit Jahren ein Ohr, so kann man ihn nicht gesund nennen allerdings hat er sonst keine Beschwerden)

    d Der Patient ist weder krank noch gesund ( ehrlich gesagt ist er leider verstorben)


    Dies ist für uns gewöhnungsbedürftig und bei uns würde man sagen, dass man in solchen Fällen die Kriterien so präzise fassen soll das jemand entweder a) krank=wahr oder b) krank=falsch ist. Gegebenenfalls würde man noch ein d) "kommt nicht zur Anwendung" akzeptieren aber c) würde einen dazu bringen zu sehen, dass das nicht in einem Zustand abbildbar ist und man womöglich zwei braucht. Weil sonst alles zu schwammig ist.


    Aber Nagārjuna benutzt das Tetralemma ja eben gerade nicht "vorschriftsgemäß" sondern in dem er bei vielen aufzeigt, dass es durch keine der vier Möglichkeiten abbildbar ist.

    Da hast du es dir zu einfach gemacht. Das beste Beispiel in C sind ungültige Werte ( Nan)

    Code
    float x = 0.0 / 0.0;
    
    if(f < 0){ 
    }   
    else if(f == 0){ }   
    else if(f > 0){ }   
    else{    printf("NaN\n");                                                          }   

    f ist weder kleine als 0, noch 0, noch größer als 0 noch 0. Nicht einmal (f == f) oder (f !=f) werden true zurückliefern. Es ist in der kleinen Welt der Zahlen nicht abbildbar weil es keine Zahl ist. Es sprengt den Rahmen.

    Mir hat das Video nicht gefallen. Auch wenn gute Dinge dabei waren.


    Scobel übersetzt (a) Madhyamaka als Zwischenstufen-Schule und behauptet dann, (b) Nagarjuna hätte eine Mittelposition zwischen Realismus und Yogacara eingenommen. Davor behauptete er noch (c) die tibetische Tradition ist über China nach Tibet gekommen und nicht über Indien und hat Bodhidharma als Patriarchen.


    Liege ich falsch, wenn ich diese Aussagen für falsch halte?

    Ich denke Scobel ist jemand der sich einerseits gut informiert ist, aber sich an ein sehr allgemeines Publikum richtet und sich von daher herausnimmt, grob zu vereinfachen.


    Und das mit den Patriarchen ist bei ihm ja reichlich grob geschnitzt. Bei ihm klingt es so als habe es im Buddhismus so ähnlich wie die Kalifen und Päpste Nachfolger gegeben. Wenn er davon spricht, dass der Buddhismus von Indien nach China ging und dann die Patriarchen dort war, stellt man sich als unbefangener Zuschaue womöglich sowas vor wie die Übersiedlung der Päpste nach Avignion oder wie die Vandalen sich für ihre Überfahrt nach Nordafrika Boote mieteten.


    Manchmal kann Scobel sehr kompetent komplexe Themen erklären aber dies ist dann ein Punkt wo er zu stark vereinfacht und so einen Schwenker in Richtung Märchenonkel macht.


    Von daher weiß ich überhaupt nicht, was er frei erfindet und was nicht. So scheint Scobel fest davon auszugehen, dass es eine Verbindung zwischen Nagärjuna und der griechischen Philosophie gibt. Während ich davon ausgegangen bin , dass Nagārjuna in Südienen geboren wurde und dann in Mittelindien wirkte, meint Sobel, dass er in Nordwestindien - also einer Gegend die Alexander der Große erobert hatte.


    Er nennt die Gandhara Kultur und behauptet dannNagārjuna habe sich mit griechischen Philosophen wie Aristoteles beschäftigt. Da frage ich mich echt, ob das sein kann?


    Natürlich sieht man den Gesprächen des Königs Milinda ja wirklich ein Aufeinandertreffen des griechischen Königs Menandros und des buddhistischen Bkikku Nagasena. Aber gibt es eine Verbindung zwischen Nagārjuna und Aristoteles? Das ist ja eine gewagte Hypothese.


    Des weiteren behaupte er

    Des weiteren behauptete dass Nagārjuna zwar aus dem Buddhismus kommt, aber dann auf Sachen kam, die über den Buddhismus hinausgehen wie z.B "Shunyata."


    Auch da ist es mir schwer verständlich, ob Scobel damit auf etwaige nicht-buddhistische Wurzeln hinweisen will oder ob er wieder mit dem Hackebeil vereinfacht. Spricht da der Gelehrte oder der Unterhalter? Dass Scobel zwischen beiden eine Brücke spannt ist sein großen Verdienst aber so richtig TÜV kriegt die Brücke glaube ich nicht.

    Der erste Satz von Scobel ist "Nagārjuna hat in Asien etwa der Stellenwert, den Rene Descartes oder Kant in der europäischen Philosophie haben".


    Ich denke dieser Vergleich passt so nicht.

    So die allgemeine Vorstellung die man sich von einem Philosophen ist ja die, dass das so ein Denker ist der neue Antworten zu den Menschheitsfragen beisteuert. Unter einem christlichen/buddhistischen Philosoph wird aber ja gleichzeit in seiner Religion verankert sein.


    Nagārjuna ist sicher ein wichtiger buddhistischer Philosoph aber wenn ich ihn mit einem westlichen Denker vergleichen müsste, dann mit anderen großen Religionsphilosophen. Mir fällt da Augustinus von Hippo ein:

    Man erzählt von ihm, dass er, zu der Zeit, als er das Buch über die Dreifaltigkeit vorbereitete, an einem Strand entlangging. Da erblickte er einen Knaben, der eine kleine Grube im Sand gemacht hatte und mit einem Löffel[4] Wasser aus dem Meer schöpfte und in die Grube goss. Als Augustinus ihn fragte, was er da mache, antwortete der Knabe, er habe vor, mit dem Löffel das Meer trockenzulegen und in die Grube zu füllen. Augustinus erklärte, das sei unmöglich, und lächelte über die Einfalt des Knaben. Der aber erwiderte ihm, eher sei es für ihn möglich, das fertigzubringen, als für Augustinus, in seinem Buch auch nur den kleinsten Teil der Geheimnisse der Dreifaltigkeit zu erklären. Und er verglich die Grube mit dem Buch, das Meer mit der Dreifaltigkeit und den Löffel mit dem Verstand des Augustinus. Danach verschwand er. Da ging Augustinus in sich, betete und verfasste danach, so gut er konnte, das Buch über die Dreifaltigkeit.


    Sowohl Augustinus als auch Nagārjuna hatten ja das Problem dass es zu ihrer Zeit sehr viele divergierende religiöse Philosophien und Auslegungen gab. Und man kann auch in Nagārjuna einen

    Anti-Philosoph der den anderen ihre Löffel um die Ohren Haut und so versucht den philosophischen Getankt seiner Zeit ein Ende zu machen, indem er das Meer jenseits davon aufzeigt.


    Und während Augustinus ja in der Kirche eine wichtige Person blieb. Dadurch dass Luther ja Augustiner Chorherr war auch auf die spätere christliche Philosophie blieb sein Einfluß auf den Bereich außerhalb der Kirche klein.


    Und so denke ich, dass Nagārjuna vor allem ein wichtiger buddhistischer Philosophen war,während ich mir seinen Einfluß auf die nicht buddhistische Denken eher klein vorstelle.


    Wenn ich einen asiatischen Kant suchen mußte, dann würde ich bei den Neokunfuzianern suchen - deren Denken ja in China und auch in Japan die ganze Gesellschaft durchzog.


    Und wo würde ich einen asiatischen Descartes suchen? Keine Ahnung aber sicher nicht in Nagārjuna.