Zitat aber fällt dir auch auf, wie mitgefühllos ihre Aussage ist
Ja! Das ist der Punkt, vor allem weil "andere nicht verurteilen" gehört doch zum Buddhismus 101. Eigentlich. Deswegen verunsichert und verwirrt mich sowas voll. Grade so als Laie war das eins der ersten Themen, mit denen ich in Berührung kam, zweimal nachzudenken bevor ich andere verurteile. Ich brauch immer ne Orientierung, irgendwie...
Zitat Heilsames wegzulassen, weil andere unheilsame Handlungen da sind, scheint mir irgendwie kontraproduktiv, eher mit Geduld abwarten, wie die Praxis die Summe der unheilsamen Handlungen vermindert, wenn auch nicht alle zügig abstellt.
Ja, habe ich mir eigentlich auch gedacht. Und das geht nicht von heute auf morgen. Habe schon allein durch die Praxis relativ früh über Fleischkonsum nachgedacht und war motiviert, mal Ersatzprodukte zu testen (was leider nix ist preis-leistungstechnisch), aber immerhin. Das kam ja auch schon von alleine. Aber eben zu sagen, Fleischesser wären nicht mitfühlend ist doch sehr dualistisch.
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Ich habe mir nicht alle Kommentare durchgelesen. Daher könnte es sein, dass mein Kommentar eine Wiederholung enthält.
Habe aber leider nicht so viel Zeit.
Nun, wir müssen ja nicht die Tiere töten, die wir evtl. essen. Sie sind schon getötet. Klar, das ist keine Ausrede, das weiß jeder selbst. Auch ich bin der Ansicht, dass man nicht aus Lust sich einfach am Fleischregal im Supermarkt bedienen sollte, da man ja damit indirekt künftiges Tiereschlachten fördert.
Ich selbst war 40 Jahre strenge Vegetarierin.
Doch seit etwa 4 Jahren sehe ich das etwas differenzierter und sehe mich als Flexitarierin.
Stell' dir vor, du stehst am Sonnabendabend vor dem Fleischregal eines Supermarktes und da ist z. B. eine Packung Kotelett oder Leber um 30 % reduziert, weil das Ablaufdatum das heutige ist. Wenn das keiner kauft, dann muss diese Ware vernichtet werden. Ist das sinnvoll?
Man kann sich zwar darüber streiten, ob es sinnvoller ist, eine solche Ware lieber zu kaufen, anstatt sie vernichten zu lassen. Trotzdem tendiere ich dazu, so etwas dann doch lieber zu verwerten, aus Respekt vor der Kreatur, die dafür ihr Leben lassen musste. Mit anderen Worten: ich habe ein schlechteres Gefühl dabei, Solches vernichten zu lassen, als es zu verwerten. Somit also bediene ich mich da gelegentlich, aber nicht vorsätzlich, wenn ich beim Einkaufen sowas beobachte. Ganz von selbst kommt mir dann beim Essen der Gedanke an Werden und Vergehen, und wie Lust und Gier die Menschheit beherrscht. Ich stelle mir intensive Landwirtschaft vor und vieles Andere mehr, mir kommen viele Bilder bis hin zur Gartenversiegelung durch Pflaster und Schotter, das gedankenlose Wegschmeißen von Plastik in die Landschaft usw. - kurzum, die Gedanken ziehen immer weitere Kreise. Ich bin dann sehr traurig, dass wir zu Viele sind und der Welt damit so viel Gewalt antun. Es ist so eine Art Meditation, und ich esse solche Produkte oft viel achtsamer als Brennnesseln und andere Wildkräuter, von denen ich mich größtenteils ernähre. Das Tier, das dran glauben musste, ist hier ein armes Rädchen im Getriebe, und ich stelle mir vor, wie es wohl gelebt haben musste.
Dann gibt es noch einen zweiten Punkt.
Es gibt viele gute alte Spezialitäten, alte internationale Rezepte, die durchaus fleischreich sein können, wie z. B. die polnische Küche. Es passiert manchmal, dass man sowas angeboten bekommt. Ich wertschätze so etwas sehr, denn es steckt eine jahrhundertealte Geschichte dahinter. Auch da kommen mir viele Bilder, aber auch viele Fragen, die ich dann stellen kann. Es ist eine lebendige, wenn auch scheinbar vergangene Welt, auf der unweigerlich unsere heutige basiert. Man würde den Gastgeber zwar nicht gerade beleidigen, wenn man so ein Hauptgericht ablehnt, aber auch nicht gerade erfreuen. Ich meine, gerne darf man die Mühe, die sich der Gastgeber/ die Gastgeberin gemacht hat, wertschätzen und das hat auch etwas mit Einfühlungsvermögen zu tun. Nicht immer hat man die Gelegenheit, vorher anzukündigen, dass man aber Vegetarier ist, und wenn doch, dann kann es sein, dass man den Gastgeber unweigerlich unter Druck setzt, und das möchte man ja auch nicht.
Die Inuit essen nach alter Tradition sehr viel Fleisch, aber es geht nicht anders. Man kann sie aber deswegen nicht in die Schublade der Mitleidslosen stecken. Ich bin sicher, dass es auch Rituale gibt, mit denen man sich bei den Tieren entschuldigt, solche haben die Tibeter auch. Das alles mag sich durch die Globalisierung verschoben haben, doch ist es eine der Grundlagen ihrer Kultur.
Letztendlich hat das alles etwas mit der eigenen Sichtweise zu tun.
Tenzin Palmo sieht es mit einem Tunnelblick und zu radikal. Es ist schade, dass selbst große Lehrer oft nach vielen Jahren auf so einer Schiene laufen, dass sie weder rechts noch links sehen können. Wirklich sehr schade, noch dazu ist es verwunderlich, denn das Gegenteil müsste doch der Fall sein.