Beiträge von void im Thema „Religion“

    Gott ist also unerklärbar - wie du sagst - und wenn du sagst "Nibbana ist demnach nicht erklärbar." dann sind demnach beide Objekte "nibbana" als auch "Gott" ein gutes Objekt für den den natürlichen Verstand transzendierenden Glauben.

    Im Christentum bedeutet Glaube nicht irgendwas für wirklich zu halten, sondern es ist in erster Linie ein Anvertrauen an Gott. Und dieser Gott gilt nicht als verborgener Gott sondern als ein Gott der sich einerseits durch die Schöpfung und andererseits auch durch seine Propheten aktiv offenbart. Es ist kein unerklärlicher Gott sondern einer der sich unermüdlich an den Menschen wendet und sich selber erklärt.


    Und auch Buddha Shakyamuni erklärt Nibbana ausführlich und weist den Weg es zu erreichen.


    Es ist eine Verkürzung so zu tun, als hätten die Sachen die man selber nicht versteht - die Steuererklärung,Gott, Quantenphysik, Frauen und Nibbana deswegen etwas miteinander zu tun.

    Heiliger Bezirk klingt natürlich nach außerordentlicher Erfahrung, daher geht das Missverständnis auf meine Kappe. Sagen wir eher: der Rucksack ist mal abgesetzt, das klingt nicht so taaatatataaaaa!

    "Der Rucksack ist mal abgesetzt" klingt wirklich sehr bodenständig.


    Auch viele buddhistische Begriffe - jemand ist in den Strom eingetreten jemand ist ein Arhat, jemand erlangt Befreiung klingen sehr bodenständig. Auch der Begriff Nibbana - etwas ist Verlöschen, so wie eine Flamme verlöscht wenn ihr der Brennstoff ausgeht - ist ja fast wie das maximale, mögliche Understatement.


    Aber auf der anderen Seite gibt es das "Heilige" bei ganz vielen Völkern - es werden heilige Bereiche geschaffen, die vom Bereich des Banalen abgegrenzt werden. Tempelbezirke wo nur bestimmte Priester hineinen dürfen, wo man Weihen braucht und Gelübte ablegt. Ich denke, dass die Idee des Heiligen, gerade weil sie so tief in unserer Psyche verankert ist, sehr mächtig ist. Und dann auch für alle Formen religiöse Transformation nutzbar.


    Für Johann Huzinga war das "Spiel" der Ursprung der Kultur und von daher Bergen haben dann rituelle Räume in sich die Möglichkeit, unsere normale Rollen - den Mensch den wir normalerweise spielen abzustreifen und in eine andere Robe - eine andere Rolle zu schlüpfen. Sakrale Bereiche bieten die Möglichkeit zur Transformation. So gibt es ja in vielen Kulturen Initiationsriten wo man als Kind hinein geht und als Erwachsener herauskommt. Und dann Natürlich das Gegenteil: Rituale wo man seine erwachsene Alltagspersönlichkeit ablegt und sich davon befreit.


    Von daher ist es ja nachvollziehbar, die Idee von "heiligen Bezirken" und Transformationen für das Loslassen der Anhaftungen zu nutzten.

    Moin Void.


    Ich spreche nicht von religiösen Gefühlen oder Gefühlen der Ergriffenheit. Ich spreche vom Bereich des Heiligen. Der heilige Bezirk wird in der Stille sichtbar, in der Freiheit von Angst und Wunsch, von Hoffnung und Erinnerung, von gestern und morgen. Es ist nicht leicht, dort hinzukommen, obwohl er alle Dinge durchstrahlt. Das hat nichts mit großen Gefühlen oder Beseeltheit zu tun, im Gegenteil.

    Natürlich gibt es das "Heilsame" aber etwas als heilig zu behandeln ist ja eine bestimmte Art der Handlung die - wie Otto schreibt - von Gefühlen der Erfurcht und der Scheu getragen wird. In manchen Ländern gibt es Heilige Steine, heilige Bäume und heilige Quellen. Der normale Daseinmodus ist ja das man von sich selber ausgeht - aber beim Heiligen sieht man etwas was einen übersteigt. Ein Heiliger Bezirk ist etwas, was man ganz vorsichtig behandeln muß, um es nicht zu verunreinigen. Weil es nicht für sich steht sondern für eine Idee. Mein Vater erzählte Mal davon, das der Vater eines seiner Schulkameraden so ein begeisterter Fußballfan war, dass das ganze Wohnzimmer ein Bereich war der den Devotionalien des geliebten Vereins gewitmet war, so dass es von der normalen, banalen Benutzung ausgenommen war. Die Kinder durften da nicht spielen, man durfte nicht Essen u.s.w - ein sakralere Bereich gewitmet der reinen Hingabe an den verehrten Verein.


    Nur weil etwas einem bestimmten höheren Zweck geweiht ist, muss es nicht gut sein. Man kann alles möglich verehren. Den Fussballgott, den Meeresgott, den Gott der eigenen Rasse. Es ist schön wenn man das heiligt was gleichzeitig heilsam ist, aber auch wenn das Heilige und das Heilsame eine Schnittmenge haben, ist beides nur lose gekoppelt.


    Man kann Freheit, oder Stille, oder das Verlöschen von Gier und Hass auch haben ohne sein Wohnzimmer mit Altären zuzubauen. Es ist schon Buddha Räucherstäbchen zu entzünden und Statuen zu errichten, aber Buddhaschaft erfordert dererlei nicht.


    Auch ich besitze natürlich Räucherstäbchen und auch ne Statue und ich mach auch Niederwerfungen und Zeugs. Und religiöse Gefühle besitzte ich auch.sogar gegenüber ein oder zwei Bäumen. Aber das ist alles nur so ein Drumherum.

    Rudolf Otto versuchte diese in seinem Werk "Das Heilige" von 1917 Religion dadurch zu fassen, indem er die "religiösen Gefühle" kategorisieren, die die Erfahrung des Heiligen ausmacht. Er kam dabei ...


    • Einerseits das "Mysterium tremendum" - das Gefühl des ehrfürchtigen Erschauders angesichts dessen was mächtiger ist als wir - dies kann man ja nicht nur im religiösen Kontext haben sondern auch angesichts der Erhabenheit von Naturschauspielen.
    • Andererseits das "Mysterium fascinans" die beglückende Erfahrung - die beseelte Gemütserhebung angesichts des Numuosen. Es wird einen warm ums Herz.

    „Ich habe das Sanctus, Sanctus, Sanctus von den Kardinälen in Sankt Peter und das Swiat, Swiat, Swiat in der Kathedrale im Kreml und das Hagios, Hagios, Hagios vom Patriarchen in Jerusalem gehört. In welcher Sprache immer sie erklangen, diese erhabensten Worte, immer greifen sie in die tiefsten Gründe der Seele, aufregend und rührend mit mächtigem Schauer das Geheimnis des Überweltlichen, das dort unten schläft.“

    Diese religiösen Gefühle sind Gefühle der Erhabenheit und der Beseeligung Angesicht der Gegenwart des Heiligen.


    Wobei das was uns heilig ist einfach nur das tiefe und wichtige sein kann. Weswegen solche religiösen Gefühle im Grunde weltlich sind. Das "Mysterium tremendum" kann mich auch als Kommunist beim Anblick des gigantischen Staudamms oder des Militäraufmarsch sein und die tiefe Beglückung die mein ganzes Wesen erfasst kann auch angesichts einer wehenden Fahne auftauchen, die all das ausdrückt für was ich kämpfe und lebe.


    Buddhistische gesehen gehören die genannten "religiösen Gefühle" als noch im den Bereich des weltlichen. Auch wenn es natürlich durchaus heilsam sein kann tiefe Gefühle der Andacht und der Innigkeit angesichts buddhistischer Symbole zu empfinden.


    Manch kann seinen Partner Lieben und diese Liebe kann sich in Romantik ausdrucken, in Ringen, Kerzenschein und Luebeschwuren aber es gibt Liebe auch ohne Schwelgen in Gefühlen, ohne Verliebtheit in nüchtern.


    Und so ist auch der edle achtfache Pfad auch ganz nüchtern begehbar - ganz ohne religiöse Gefühle. Ohne die religiösen Gefühle, die jemand hat, abwertend zu wollen.